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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Nikks aufgebrachte Stimme in ihrem Kopf. Das Krönungszeremoniell hat bereits begonnen. Effreidon muss gerade seinen heuchlerischen Eid an den Königsgräbern abgelegt haben und ist jetzt auf dem Weg, die Krone in Empfang zu nehmen. Wir müssen schnell handeln.
    Fi wandte den Blick von der Szene vor sich ab, griff nach dem Glyndlamir und schloss die Augen. Abermals spürte sie jene Wärme in sich aufsteigen, die sie bereits auf Koggs’ Schiff gefühlt hatte. Doch sie kam nicht vom strahlenden Wogenpalast, sondern von einem Riff schräg hinter der prächtigen Anlage. Fi informierte Nikk über ihre Entdeckung.
    Dahinten? Nikk spähte am Palast vorbei zu den düsteren Felsen. Bist du dir sicher? Das ist kein Ort, den man freiwillig aufsuchen möchte.
    Warum nicht?, wollte Fi wissen.
    Weil sich dort die Flutenkerker befinden, in denen die Seedrachen eingesperrt sind.
    Fi seufzte innerlich. Wenn das so ist, mag der Ort ein gutes Versteck für den Dreizack sein, sandte sie Nikk in Gedanken. Da sucht niemand.
    Nikk betrachtete die Prozession mit finsterem Blick. Das Dumme ist, dass wir auf dem Weg dorthin möglicherweise entdeckt werden. Plötzlich lächelte er grimmig. Er packte das Muschelhorn und blies in das mondeiserne Mundstück. Der lang gezogene Ton, der jetzt durch die Fluten hallte, mischte sich mit den Klängen der Prozession. Die Nixen und Meermänner hatten den Palast gerade erreicht, als hinter ihnen silbrig glänzende Bewegungen auszumachen waren. Fi riss die Augen auf. Das waren Heringe. Aberhunderte von Heringen kamen auf sie zu. Nikk packte Fi an der Hand und wartete ab, bis der Schwarm das Riff erreichte und sie förmlich verschluckte. Dann stieß er sich ab, zog Fi hinter sich her und brachte die Heringe irgendwie dazu, schräg nach rechts unten auszubrechen. Fi blieb nichts anderes übrig, als sich ganz auf Nikk zu verlassen, denn abgesehen von den glänzenden Fischleibern, von denen jeder die Größe ihres Unterarms erreichte, sah sie nichts mehr um sich herum. Eigentümliche Knurrlaute erreichten ihre Ohren und das Wasser war jetzt von einem Rauschen wie von einem brodelnden Kochtopf erfüllt.
    Nikk zog sie weiter mit sich und drückte sie irgendwann in den Schatten eines spitzen Felsvorsprungs. Der Heringsschwarm rauschte an ihnen vorbei und endlich erreichte wieder matter Lichtschein Fis Augen. Hinter ihr erhoben sich schroffe, hoch aufragende Felsen. Sie befanden sich jetzt weit im Rücken des Meerespalastes inmitten jener untermeerischen Hügelkette, in der das Meervolk die Flutenkerker errichtet hatte.
    Wohin jetzt?, wollte Nikk wissen und sah sich lauernd nach Wächtern um.
    Fi ließ sich von dem Mondeisenamulett führen. Sie schwammen an der zerklüfteten Felswand entlang, passierten von Muscheln verkrustete spitze Felsen, bis sie ein riesiges Loch in der Felswand erreichten, das ihnen dunkel entgegengähnte. Es war mit einem mächtigen Gitter aus dicken Korallen versehen und mindestens doppelt so groß wie ein Scheunentor.
    Hier?, fragte Nikk ungläubig. Das ist das Verlies der Hydra. Das heißt, das war es. Er schwamm näher und starrte argwöhnisch in die Dunkelheit. Fi erkannte nun selbst, dass das gewaltige Gitter nicht verschlossen war. Die schwarze Höhle dahinter machte ihr Angst. Als sie zwischen den dicken Streben hindurch in die Finsternis glitten, kramte sie Eulertins Leuchtkugel hervor, die in einem goldenen Licht erstrahlte.
    Nikk hielt inne. Im Licht der Kugel war gut zu erkennen, wie riesig das Verlies war. Der komplette Boden war übersät mit kleinen und großen Fischknochen. Fi umfasste den Glyndlamir noch fester und ließ sich fast traumwandlerisch durch den Flutenkerker treiben. Die Wärme, die sie nun spürte, kam von unten. Fi tauchte bis zum Höhlenboden hinab. Hier, Nikk. Sie hob die golden schimmernde Leuchtkugel an. Irgendwo direkt unter uns.
    Der Meermann glitt mit einem mächtigen Flossenschlag neben Fi. Sie räumten Knochen und faulige Fischschuppen beiseite, bis ein silberner Schein ihre Aufmerksamkeit erregte. Kurz darauf zerrte Nikk das kostbare Fundstück aus dem Unrat. Sie hatten den Dreizack der Wogen gefunden!
    Unglaublich! Ergriffen betrachtete Nikk die prächtige Königsinsigne. Die gabelförmige Spitze mit den drei scharfen Schneiden blitzte silbern im Licht der magischen Glaskugel. Die Schelle, die die Spitze mit dem langen, ebenfalls mondeisernen Stab verband, bestand dagegen aus schimmerndem Flussgold. Die Griffstange war mit wellenförmigen

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