Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4
knapp. Seine Blicke suchten Koggs, der auf dem Bugkastell stand und gemeinsam mit Magistra Alruna Wogendamm eine weitere Holzröhre auf einem drehbaren Holzbock befestigte.
»Darf ich fragen, was Ihr hier treibt?«, wandte sich Fi an Magister Chrysopras. Der maß sie mit militärisch strengem Blick. »Nun, Herr Elf, ich schätze, Ihr gehört zu den Geheimnisträgern an Bord. Da will ich mal nicht so sein, ähem.« Über seine strengen Züge huschte eine fast kindliche Begeisterung. »Wir setzen die Anregungen von Käpt’n Windjammer in die Praxis um. Er kam gestern auf eine ganz famose Idee zum Bau neuartiger Geschütze. Wir haben sie auf den Namen Aeols-Bombarden getauft!« Er führte Fi nah an eine der Holzröhren heran, während weiter hinten ein paar Männer damit beschäftigt waren, Kisten mit Steinkugeln aus dem Niedergang zu schleppen. »Die Geschosse ebenfalls zur Deckmitte!«, brüllte er ihnen zu, bevor er sich wieder an Fi wandte. Zufrieden öffnete er die eiserne Verschlussklappe der Röhre. »Die Steinkugeln stopfen wir in diese Röhren, dann folgt – quasi als Treibmittel – eine Feenkristallphiole mit einem der Luftelementare, die meine Kollegen eingefangen haben.« Er schloss die Klappe und verriegelte sie. Anschließend deutete er auf ein Loch am hinteren Ende der Röhre, aus der ein eiserner Bolzen ragte. »Jetzt heißt es nur noch gut zielen und kräftig auf den Bolzen schlagen, damit die Phiole zerbricht. Und dann – Wamm!« Er grinste böse. »Das befreite Luftelementar versucht zu entkommen und treibt dabei die Steinkugel aus der Röhre. Ich kann dir sagen, die luftigen Biester beschleunigen die Kugeln fast so gut wie ein Katapult.«
»Bei allen Schicksalsmächten, über wie viele dieser gefangenen Luftelementare verfügt ihr denn?«
»Sechsundfünfzig«, schnaubte Doktorius Gischterweh, der gerade neben sie getreten war. »Wir haben sie in die Feenkristallflaschen gesperrt, die Käpt’n Windjammer noch im Laderaum hatte.« Er seufzte. »Womit wir die wohl teuersten Schiffsgeschütze der Welt hergestellt hätten. Aber das war die einzige Möglichkeit, das Segelschiff in so kurzer Zeit seekampftauglich zu machen.«
»Nun macht Euch mal nicht gleich in die Hose, verehrter Kollege!«, schnaubte Chrysopras. »Spart Euch das für den Zeitpunkt auf, wenn wir im Gefecht liegen.«
»Stimmt, ich sollte wirklich noch mal unter Deck …« Der Dicke stürmte davon. Chrysopras wandte sich ein paar Seeleuten unter Robs Kommando zu, die auf dem Heckkastell eine lange Eisenstange aufstellten. »Bootsmann, einen Augenblick! Der Blitzableiter bedarf noch einiger abschließender Formeln!«
Fi stiefelte zur Treppe des Heckkastells, wo sich Koggs, Magistra Wogendamm und Nikk unterhielten. »… die Nereide schon bei Sonnenaufgang losgeschickt«, sagte Magistra Wogendamm und griff zu ihren vielen Ketten. »Ich bin mir sicher, dass die Antwort innerhalb der nächsten Stunde eintrifft.«
»Ich hoffe, das ist nicht zu spät«, knurrte der Klabauter.
»Koggs«, rief Fi, »kann mir bitte mal jemand erklären, was das alles soll?«
»Wir bereiten uns auf den Kampf vor!«, erwiderte der kleine Kapitän. »Sieht man doch.«
»Aber gegen wen?«
»Na, gegen wen wohl?« Koggs sah sie finster an. »Mort Eisenhand natürlich!«
»Er ist hier?« Fi konnte weit und breit kein weiteres Schiff ausmachen.
»Er kommt, sei dir dessen gewiss.« Koggs griff zu seinem Säbel. »Kiela hat mich vor ihm gewarnt. Sie sagte, ich würde ihm begegnen, noch bevor der Sieben-Tage-Zyklus des Meervolks sein Ende findet. Und das ist diese Nacht!«
»Dann trennen sich unsere Wege jetzt«, meinte Nikk. Er drückte Magistra Wogendamm und dem Klabauter die Hand. »Danke für alles, was ihr für mich getan habt. Sollte meine Mission scheitern, hoffe ich, dass ihr mehr Glück habt.«
»Papperlapapp, Königliche Hoheit. Das wird schon!« Koggs wandte sich Fi zu. »Ich hoffe, du kommst wieder zu uns zurück?«
Fi dachte an Nikks ermahnende Worte und lächelte schmal. »Gern, wenn ich hier weiterhin willkommen bin.«
Koggs grinste. »Na klar, du Mondfisch!« Er klopfte ihr kameradschaftlich auf die Schulter und fuhr im gleichen Atemzug einen seiner Männer an, der mit Waffen unter dem Arm durch eine Luke heraufkletterte. »Ich sagte, alle Entermesser, du faule Seegurke. Nicht bloß drei!«
Magistra Wogendamm kramte unter ihren viel zu weiten Gewändern ein Fläschchen aus Feenkristall hervor und drückte es Fi in die Hand. »Hier,
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