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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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ein Wasserelementar. Vielleicht kannst du es da unten gebrauchen. Viel Glück!« Sie bedachte Nikk mit einem letzten hingebungsvollen Blick und folgte dem Klabauter.
    »Bist du bereit?«, wollte Nikk wissen. Fi verstaute Pfeile und Bogen unter der Treppe und zog sich die Stiefel aus. »Ja, es kann losgehen.«
    Gemeinsam kletterten sie über die Reling und sprangen ins Meer. Als die Fluten über Fi zusammenschlugen, hätte sie beinahe aufgeschrien, so kalt war das Wasser. Endlich tauchte Nikk in seiner Meermanngestalt neben ihr auf. Ohne zu zögern, küsste er sie. Sie sanken in die Tiefe und ein wohliger Schauer rieselte durch Fis Körper, der die Kälte verdrängte. Dafür erfasste sie eine Hitze, die ihr beinahe ein Gurren entlockte. Doch als sie den Mund öffnete, strömte so selbstverständlich Meerwasser in ihre Lunge wie eben noch die kühle Seeluft. Viel zu rasch löste sich Nikk von ihr.
    Der Wogenpalast ist nicht mehr weit entfernt, vernahm sie seine Stimme in ihrem Kopf. Wie bei ihrem ersten Aufenthalt im Meer zog Nikk sie mit kräftigen Flossenschlägen tiefer in die Fluten. Der Kiel von Koggs’ Schiff wurde immer kleiner und wenig später konnte Fi den dunklen, mit Muscheln und Garnelen übersäten Meeresboden ausmachen, der sich schier endlos unter ihnen ausbreitete. Hin und wieder waren kleinere Fische zu sehen und in einiger Entfernung zog ein Hammerhai seine Runde. Fi verlor jedes Gefühl für Zeit und Entfernung, bis sie irgendwann weit vor sich eine bergige Erhebung erblickte, die von Algenwäldern und gewaltigen Felsen umschlossen wurde. Zu ihrer Überraschung tönten von dort melodische Klänge an ihre Ohren. Was ist das?, fragte sie in Gedanken.
    Nichts Gutes, erwiderte Nikk. Sie tauchten vorsichtshalber zwischen den höchsten Ausläufern des Algenwaldes hindurch, um sich im Gewirr der Pflanzenstränge jederzeit verstecken zu können. Endlich erreichten sie den Rand des untermeerischen Höhenzugs. Fi schwamm an Nikks Seite bis dicht an den Grat der Erhebung heran und spähte darüber hinweg. Der Anblick, der sich ihr bot, war atemraubend. Inmitten einer tiefen Senke thronte eine hell erleuchtete Palastanlage aus perlweißem Muschelkalk. Der Palast der Wogen ähnelte eher einem künstlichen Berg als jenen Prunkanlagen, wie sie die Menschen bauten. An vielen Stellen schraubten sich hohe Türme der Meeresoberfläche entgegen, die riesigen Spitzmuscheln ähnelten. Weiche, fließende Formen dominierten die prachtvolle Anlage. In die Türme waren Fenster aus blauem und grünem Kristall eingelassen, unter denen sich gewaltige Muschelbalkone in die Fluten reckten.
    Fis Blick wanderte über gewaltige Friese aus bunten Muscheln mit wellenförmigen Ornamenten. Auf mehreren Ebenen befanden sich Durchlässe, deren verspielte Rundbögen die Gestalt von Tintenfischen und Kraken besaßen. Es gab auch Plattformen, auf denen reizvolle Algen- und Tanggärten angelegt waren und deren Blätter sanft in den Fluten wogten. Überall trieben Laternenfische und bunte Leuchtquallen durch das Wasser. Ihr Lichtschein richtete sich vor allem auf eine stattliche Prozession des Meervolks aus Hunderten Meernymphen und -männern, die sich von einem gegenüberliegenden Riff aus gemächlich über eine Allee alter Galionsfiguren hinweg auf den Wogenpalast zubewegte. Obwohl das Meervolk keine Wege brauchte, war die Allee über und über mit warm schimmernden Bernsteinen durchsetzt. Sie führte durch einen gepflegt wirkenden Park aus hohen Algen, der den Palast wie ein grüner Halbmond umgab.
    Fi verengte die Augen und sah, dass die Prozession von einem Dutzend Nixen mit Muschelhörnern angeführt wurde. Sie waren also für die Musik verantwortlich. Ihnen folgte ein kolossaler und mit Blattgold geschmückter Muschelwagen, der von sechs Riesenseepferdchen gezogen wurde. Ihre Zügel lagen in der Hand eines bärtigen Meermanns mit langen Haaren, der in der Rechten einen Dreizack aus Flussgold und Mondeisen hielt. Fi wusste sofort, dass das Nikks Onkel Effreidon war. Stolz rauschte er an langen Reihen barbusiger Nixen vorbei, deren Häupter mit Muschelkränzen geschmückt waren und die aus schlanken Amphoren grünlich schimmernde Leuchtalgen warfen. Ihnen folgte ein Tross aus Delfinreitern, die Harpunen in den Händen hielten. Fi fiel auf, dass die Nixen weitaus zahlreicher waren als die männlichen Vertreter ihres Volkes. Auf sieben Frauen kam vielleicht ein Meermann.
    Ich wusste, dass Effreidon keine Zeit verlieren würde, erklang

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