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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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nicht alleine. Zwischen den Gräsern und Farnen erhoben sich Dutzende weitere Lichtpunkte. Staunend sah Fi dabei zu, wie sich überall im Wald das Leben zu regen begann. Ausgehend vom Ufer des Kanals eroberten zahllose blühende Gewächse die Elfenstadt und bedeckten den Waldboden mit einem Teppich aus bunten Blüten und Früchten: gelbe Gauklerblumen, rote Sumpfveilchen, Sanddorn mit orangeroten Früchten, filigrane Goldnesseln und köstlich riechende Wasserminze. Fi kam es vor, als hole Jada’Maar mit einem langen Atemzug Frühling und Sommer nach. Immer weiter breitete sich die wild wuchernde Pflanzendecke zwischen den Bäumen aus. Kletterrosen wickelten sich an den majestätischen Baumstämmen empor, Nester mit langstieligen Pilzen brachen aus dem Boden, Glockenblumen und violette Orchideen erblühten und überall um sie herum wuchsen spiralförmige Ranken von den Ästen der mächtigen Bäume in die Tiefe. An ihren Enden bildeten sich innerhalb weniger Atemzüge kalebassenförmige Fruchtkörper aus, die von innen heraus zu leuchten begannen. Wie Laternen erstrahlten die Leuchtkürbisse in den Farben des Regenbogens.
    Nikk lächelte, als er Fis erstaunte Züge sah, und steuerte die Gondel weiter durch den wundersam erleuchteten Wald. »Wie ich schon sagte: Wenn die Flut kommt, erwacht hier alles zu neuem Leben.«
    Ein leises Summen erfüllte die Luft und Fi riss ungläubig die Augen auf. Keine zwei Handlängen vor ihrem Gesicht schwirrte libellengleich eine Blütenfee in ihrem Blätterkleid durch die Luft. Das zierliche Wesen war kaum größer als der Däumlingszauberer und besaß Kopffühler wie ein Schmetterling. Mit den gläsernen Flügeln verharrte die Fee kurz auf der Stelle und musterte sie scheu. Fi streckte die Hand nach ihr aus, doch das wundersame Wesen stob hinüber zu Nikk, zirpte etwas und sauste anschließend zurück in den Wald.
    »Hat sie etwas gesagt?«, fragte Fi atemlos.
    »Ja, sie hat uns willkommen geheißen.« Der Meermann lachte. »Die Blütenfeen sind die letzten ständigen Bewohner Jada’Maars. Sie sind sozusagen die Hüter der Stadt. Ihre Magie trägt mit dazu bei, dass hier selbst Pflanzen gedeihen, die so nah an der Küste eigentlich nicht wachsen würden.«
    »Blütenfeen gab es auch auf Albion«, sagte Fi. »Und es galt stets als Ehre, wenn sie sich einem Elf offenbarten. Ich frage mich, ob sie dort überlebt haben.«
    Nikk sah bedrückt in die Richtung, in die das zierliche Wesen verschwunden war, und steuerte die mit Moos bedeckte Wurzel einer hohen Silberbirke am Ufer an, die schräg über den Kanal ragte. Es gluckste, als die Schwanengondel gegen die Uferbegrenzung stieß. Nikk sprang an Land. »Komm!«
    Fi folgte ihm in das blühende Dickicht des Waldes. Sie streifte spielerisch die Blumen und sog die würzige Luft ein, die nach Harz und süßen Pollen roch. »All das hier kommt mir vor wie ein Geschenk«, flüsterte sie glücklich. »Wie die kostbare Verheißung, dass wir eines Tages wieder in Frieden leben können.«
    »Niemand von uns sollte die Hoffnung aufgeben«, meinte Nikk. Er führte sie zielstrebig durch das Unterholz bis zu einer gewaltigen Eiche mit seitlich angebrachten Spitzbauten, die mindestens vierzig Schritte in die Höhe ragte. Die überwucherten Balkone am Stamm des einstigen Elfensitzes ragten wie die Fruchtkappen übergroßer Austernseitlinge in die Nacht. Borkige Treppenstufen wanden sich an der Seite des Elfenbaums nach oben und endeten an einer Rampe, die sich wie eine Brücke bis zum Nachbarbaum spannte. Dort oben erwartete Fi ein verwilderter Hochgarten, über dem gleich mehrere der bunten Leuchtkürbisse die Nacht erhellten. Er war über und über mit Büschen bewachsen, an deren Ästen kostbare Edelsteine funkelten. Darunter hingen daumengroße Rubine, kirschkerngroße Smaragde und kleine Diamanten so zahlreich wie Tautropfen an den Zweigen.
    »Beim Unendlichen Licht, was sind das für seltsame Sträucher?«, fragte Fi.
    »Edelsteinbüsche«, antwortete Nikk, der nicht sonderlich beeindruckt wirkte. »Pflück dir ruhig ein paar, du wirst nur leider wenig Freude daran haben. Sobald die Ebbe einsetzt, verdorren sie wie fast alle Früchte hier in Jada’Maar.«
    Fi verzichtete darauf und folgte Nikk kopfschüttelnd zu einer Hängebrücke aus kunstvoll geflochtenen Pflanzensträngen. Das schwankende Gebilde führte sie hinauf zur nächsten Baumkrone. Noch immer wusste Fi nicht, wohin Nikk sie eigentlich bringen wollte, doch sie genoss den Ausblick, der

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