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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Männer versuchten ihren Gegner durch gemeinsames Ziehen ins Straucheln zu bringen, doch das Ungetüm schlitzte das Netz mit seinen scharfen Scheren auf, kehrte den Spieß um und schleuderte die am Netz hängenden Matrosen hinter sich ins Hafenbecken.
    Fi hatte den Bogen längst gespannt, visierte die weiche Stelle zwischen Kopf- und Brustpanzer an und schoss mit einem wütenden Aufschrei einen ihrer Pfeile ab. Zu ihrem Erstaunen hinterließ das Geschoss in der Luft eine Schmauchspur aus gekräuseltem Rauch.
    Der Humeride bemerkte die Gefahr und wich mit seinem massigen Körper aus, aber der Pfeil schlug mit splitternden Geräuschen durch den Panzer. Schrill gellte sein Fiepen in Fis Ohren. Ungläubig nahm sie einen weiteren Pfeil zur Hand. Diese Geschosse mussten tatsächlich von einer Feuergorgone gefertigt worden sein. Zornig schoss Fi gleich zwei weitere Pfeile auf den Riesen ab, der von der Wucht der Einschläge zurückgetrieben wurde und mit einer großen Fontäne im Hafenbecken versank. Das Wasser färbte sich blutrot und Fi rannte an einer Gruppe dankbarer Seeleute vorbei.
    Überall am Ufer wurde erbittert gekämpft. Auf den Schiffen rumpelten die ersten Torsionsgeschütze, große Speerschleudern, mit denen die Klabauter die Humeriden frontal unter Beschuss nahmen. Fi sah, wie einer der Angreifer umgerissen wurde und sich sogleich ein Pulk Matrosen mit Entermessern und Beilen auf ihn stürzte.
    Nicht einmal eine halbe Schiffslänge entfernt, in der Nähe eines Kanals, entdeckte sie zu ihrer Erleichterung Nikk. Der Meermann hielt einen blinkenden Dreizack aus Eisen in den Händen und wehrte einen wuchtigen Scherenhieb ab. Gekonnt wirbelte er die Waffe herum und bohrte die Zacken knirschend in den Hals des Humeriden.
    Überhaupt nahm die Verteidigung zunehmend geordnete Formen an. Bilger Seestrand ließ aus einer Flasche ein kreischendes Wasserelementar aufsteigen, das sich mit wehenden Gischthaaren auf eine der Hummergestalten warf und sie zurück ins Hafenbecken zerrte. Auf dem Heckkastell von Koggs’ Schiff setzte eine Fi nur zu vertraute einbeinige Gestalt gerade mit einem gewaltigen Sprung über einen weiteren Humeriden hinweg und hackte ihm noch im Flug die Stielaugen ab. Sofort stürzten sich Koggs’ Leute auf das blinde Monstrum und rangen es nieder. Noch weiter hinten im Hafen ging ein anderer Humeride plötzlich in Flammen auf. Die Matrosen mussten ein ganzes Fass mit Brandöl über ihn ausgekippt haben.
    Fi schickte mit einem gezielten Schuss einen weiteren Angreifer zu Boden, als sie sah, dass auch Magister Eulertin nicht untätig zu sein schien. Zumindest nahm sie an, dass er die Windgeister am Himmel heraufbeschworen hatte, die jetzt heulend auf die Uferregion herabstürzten. Sie packten die Humeriden, schüttelten sie durch und schleuderten sie weit zurück ins Wasser. Der Angriff geriet ins Stocken.
    Fi lachte zornig, als sie vom Meer her ein lautes Brüllen vernahm. Das Wasser im Hafenbecken schien plötzlich zu kochen. Gewaltige Blasen stiegen an die Oberfläche und brachten einen schwülwarmen Dunst mit sich, den der Wind rasch zu den Schiffen am Kai wehte. Es roch ekelerregend nach verfaulten Eiern. Bei allen Schattenmächten, was war das?
    Unvermittelt schossen drei gewaltige Seeschlangenköpfe aus den Fluten. Beim Traumlicht, das waren keine einfachen Seeschlangen – die drei Köpfe gehörten zu ein und demselben Wesen! Vor ihnen wuchs ein schreckliches Ungeheuer mit geschupptem Schlangenleib baumhoch über dem Hafenbecken empor. Seine drei Köpfe pendelten beständig hin und her und beäugten lauernd die Szenerie unter sich. Schon klappten die Schlünde auf und ein lautes Rasseln fuhr Fi durch Mark und Bein.
    »Aufpassen! Eine Hydra!«, brüllte Koggs über den Kai.
    Schreiend brachten sich die Seeleute in Sicherheit, nur wo noch Humeriden standen, wurde weitergekämpft. Fauchend spie der dreiköpfige Wasserdrache seinen Brodem. Doch statt von Flammen wurden Ufer und Stege mit kochend heißem Dampf überzogen. Viele Seeleute sprangen kopfüber ins Hafenbecken oder suchten auf den Schiffen oder im Wald Schutz, um nicht bei lebendigem Leib gekocht zu werden. Doch nicht alle hatten Glück. Lang gezogene Todesschreie erfüllten die Nacht. Einer der Hydraköpfe fuhr mit seinem langen Hals auf das Schiff von Luver Mahlstrom herab und riss mit den gewaltigen Kiefern ein Schiffsgeschütz aus der Verankerung. Die beiden anderen Köpfe schöpften rasselnd Atem, um abermals heißen Wasserdampf

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