Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4
begleiteten. Beim Traumlicht, überall um sie herum waren Hunderte Blütenfeen zusammengeströmt! Der Gesang verebbte und unter heulenden, knirschenden, glucksenden und prasselnden Lauten zerplatzten die vier Elementare.
Eine eigentümliche Stille kehrte ein. Fi trat neugierig neben Eulertin, der von seinem Eichenblatt aus auf den See spähte. Jetzt begann das Wasser in einem satten Blauton zu leuchten. Tief vom Grund des Sees stieg ein Leuchtpunkt auf, der sich wellenförmig über den See ausbreitete. Der Schein kleidete die weißen Rosen am Ufer in ein aquamarinblaues Gewand und vereinte sich mit dem Sternenlicht zu einem silberblauen Strahlen. Kaum hatte der eigentümliche Lichtfunke die Oberfläche erreicht, kam Bewegung in das Wasser. Unter sanftem Rauschen türmte sich der See vor ihren Augen zu einer anmutigen Glitzergestalt mit alterslosem Gesicht und fließenden Gewändern auf, deren langes Haar an der Stirn von einem wässrigen Diadem zusammengehalten wurde. Dort blitzte der seltsame Lichtfunke wie ein Stern am Firmament.
»Majestät!« Eulertin verbeugte sich, so tief er nur konnte, und Fi und Nikk, die noch immer beeindruckt dastanden, folgten hastig seinem Beispiel. Mit einer feierlichen Miene sah die Feenkönigin auf sie herab. Bevor auch nur einer von ihnen sprechen konnte, schwebte eine samtweiche Stimme über den See, die von überall her zu kommen schien. »Seid gegrüßt, Freunde! Ich weiß, welche Fragen euch quälen. Doch uns bleibt nur wenig Zeit. Darum hört gut zu: Wisset, dass die Lichter eurer Seelen zu einem Band verwoben wurden, das euch einem gemeinsamen Schicksal zuführt. Welcher Umstand euch auch immer an diesen Ort geführt hat, alles dient einem größeren Ganzen. Doch die Schatten versuchen euch zu täuschen, um euch von eurem vorbestimmten Pfad abzubringen. Habt daher Vertrauen in das Unendliche Licht und denkt stets daran, dass der Weg euer Ziel ist. Noch bevor der Tag graut, werden List und Opfermut von euch verlangt. Nur so könnt ihr die Ränke des Schattens durchkreuzen. Ihr müsst dies tun, damit jene Macht heranreifen kann, deren Zeit erst noch kommen wird. Jene Macht, der allein die Kraft gegeben ist, die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.«
»Werde ich sie denn je finden?« Eulertin sah verzagt zu der glitzernden Feengestalt auf.
Berchtis lächelte ermutigend. »Ich sehe die Flamme brennen, lieber Thadäus. Schwach nur, aber sie ist da. Du wirst sie finden. Und dir wird dabei Hilfe zuteilwerden.«
Fi sah verwirrt zu Berchtis auf. Von wem oder was sprach die Feenkönigin?
»Auch auf euch beiden ruhen große Hoffnungen«, wandte sich Berchtis an Fi und Nikk. »Seid tapfer, lasst euch nicht entmutigen.« Ihr Blick ruhte einen Moment auf Nikk. »Denn nicht alles ist so, wie es scheint. Ihr werdet dies schon bald erkennen, doch dürft ihr deswegen nicht verzagen. Findet ihr das Füllhorn der Träume, findet ihr auch eure wahre Bestimmung.« Berchtis’ geheimnisvolle Augen richteten sich jetzt auf Fi und die Elfe beschlich das Gefühl, dass die folgenden Worte vor allem für sie bestimmt waren. »Entreißt Licht und Traum dem Vergessen. Deutet den Fingerzeig der Vergangenheit und bewahrt eure Völker so vor der Verdammnis! Hört auf euer Herz.«
»Aber wie kann ich das?«, entfuhr es Fi verzweifelt. »Ohne Erinnerung. So fern der Heimat.«
Berchtis lächelte gütig. »Hab Vertrauen, Fi. Du wurdest nicht ohne Grund über das Nordmeer geführt. Jeder deiner Schritte wird dich dem Ziel deiner Suche näher bringen.«
Fi schluckte, so sehr verwirrte sie der Rat der Feenkönigin. Auch Nikk runzelte die Stirn. Einzig Magister Eulertin hatte sich schnell wieder im Griff. »Sagt mir, Majestät, ist Morbus Finsterkrähe die …«
»Keine Zeit, Thadäus. Keine Zeit.« Der Blick der Feenkönigin verdunkelte sich. Tiefe Bestürzung grub sich in ihre wässrigen Züge und sie blickte jetzt geradewegs über sie hinweg in Richtung Norden. »Folge dem Ruf und er wird dich zur rechten Zeit an den rechten Ort führen. Und jetzt beeilt euch. Der Schatten naht. Er kommt. Jetzt!«
Finsternis
I n der Ferne waren plötzlich Alarmhörner zu hören. Das wässrige Abbild der Feenkönigin fiel in sich zusammen, ohne dass auch nur ein Tropfen Spritzwasser die Laube erreichte. Fi wirbelte erschrocken herum. »Das kommt von der Hafenlagune!«, keuchte sie.
»Schnell! Nehmt das!« Eulertin pustete Fi mittels eines magischen Windstoßes zwei kleine Kürbiskernfläschchen zu.
»Das sind
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