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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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möglich«, meinte Fi. »Ich kenne mich mit den menschlichen Gepflogenheiten nicht so gut aus, aber üblicherweise arbeiten die meisten von ihnen zu dieser Tageszeit. Andererseits scheint es mir, als lebe hier ein ganz besonderer Schlag Menschen.« Berührt deutete sie auf eines der höheren Häuser. Auf den Treppenstufen davor saßen drei Jugendliche, die besorgt das Bein einer verletzten Katze schienten. So viel Mitgefühl schien ihr für Menschen außergewöhnlich.
    »Entschuldigt, werte Herrschaften«, sprach Nikk zwei gewichtig dreinblickende Bürger an, die soeben aus einem der Häuser traten. Freundlich hoben die Männer die Hüte. »Könnt Ihr uns sagen, welches Fest hier gerade gefeiert wird?«
    »Oh, Ihr müsst von weit her stammen, wenn ihr das nicht wisst.« Die Männer musterten Nikk und Fi neugierig und deuteten Richtung Innenstadt. »Unser wunderbares Regentenpaar feiert das siebente Jahr seiner Vermählung. Aus diesem Anlass hat es ein dreitägiges Gauklerfest ausgerufen«, sagte der eine.
    »Fahrendes Volk ist in den letzten Tagen aus allen Landesteilen angereist«, berichtete der andere. »Den ersten Tag habt ihr schon verpasst, aber eigentlich geht es heute erst richtig los.« Er lachte. »Die Gaukler liegen nämlich im Wettstreit miteinander, um die Gunst von Ritter Egbert und seiner lieblichen Gemahlin zu erlangen. Am besten, ihr seht es euch selbst an.«
    Nikk bedankte sich bei den Männern und wenig später erreichten er und Fi einen großen Marktplatz, auf dem dichtes Gedränge herrschte. Vor den Häusern, die den Platz säumten, reihten sich Buden mit bunten Markisen, deren Besitzer Wein, Met und Bier verkauften oder ganze Ferkel über dem Feuer brutzelten. Es roch nach gebratenem Fleisch und Zuckerwerk. Weiter hinten ließ ein Feuerspucker eine grelle Flamme über den Köpfen der Zuschauer auflodern und nicht weit entfernt hielten zwei Gaukler schlanke Stöcke in die Höhe, auf denen sich Teller drehten. »Stimmt für uns, großzügige Bürger Rüstringens!«, riefen sie immerzu. »Dies ist nur eine Kostprobe dessen, was wir euch heute Nachmittag darbieten werden!«
    Ihre Kunststücke gingen jedoch fast im bunten Treiben unter, denn sie standen in der Nähe einer kleinen Holzbühne, auf der grell geschminkte Possenreißer erfolgreich die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zogen. Fi und Nikk drängten sich an einem abgesperrten Areal vorbei, wo sich ein Tanzbär nach Trommel- und Pfeifenklängen bewegte, und Fi sah beeindruckt zu einem quer über den Platz gespannten Hochseil auf, auf dem eine Seiltänzerin balancierte. Überall wurde applaudiert, gejubelt und gelacht.
    »Heeereinspaziert wertes Stadtvolk!«, rief links von ihnen ein grimmig dreinblickender Zwerg mit breiten Schultern und langem Bart. Er stand gemeinsam mit zwei weiteren Vertretern seines Volkes vor dem Eingang eines großen Zeltes, über dem ein breites Banner hing. Darauf war eine Gruppe furchtloser Zwergenkämpfer mit einer langen Drachenlanze abgebildet, die gegen einen Feuer speienden Lindwurm anrannte. Darüber prangte in hohen Lettern die Aufschrift: Dombroschs denkwürdiges Drachenkabinett.
    »Wandelt auf den Spuren berühmter Drachenjäger«, dröhnte ihnen die Bassstimme des Zwerges entgegen, »bestaunt die Knochen bezwungener Lindwürmer, berührt Klingen, die in Drachenblut badeten und seht die Bildnisse jener Jungfrauen, die einst in die Gefangenschaft der Feuer speienden Echsen gerieten!« Einer der Zwerge tuschelte ihm etwas zu. »Die Bildnisse jener leicht bekleideten Jungfrauen, wie ich hinzufügen möchte«, ergänzte der Zwerg eifrig.
    »Eine begnadete Krämerseele«, meinte Nikk belustigt. »Der Kerl könnte es ohne Zweifel mit den Klabautern aufnehmen.«
    Fi bemerkte, dass einer der Zwerge in ihre Richtung starrte. Der kleine Mann runzelte die Stirn und machte sofort den bärtigen Ausrufer auf sie aufmerksam. Offenbar war seinem scharfen Blick nicht entgangen, dass sie und Nikk nicht dem Menschenvolk entstammten. Fi zog den Meermann rasch weiter. »Lass uns keine Zeit verlieren und Ritter Egbert und seine Gemahlin aufsuchen. Ihr Wohnsitz muss doch hier irgendwo in der Nähe sein.«
    »Ich weiß, wohin wir müssen.« Nikk führte sie quer durch das Gedränge auf dem Marktplatz, bis auch Fi über den Dächern der Stadt im Südosten die Zinnen eines runden Wehrturms entdeckte. Dort wehte eine blau-weiße Fahne im Wind. Sie zwängten sich am Stand eines Quacksalbers vorbei, der Mittelchen zur Behandlung

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