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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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von Kahlköpfigkeit anpries, und gelangten auf einen Weg, der aus der Stadt führte. Rechter Hand zweigte er zu den Wiesen am Flusslauf ab, wo die bunten Wagen und Wohnzelte der Gaukler standen. Die Familien des fahrenden Volkes bereiteten Essen zu, flickten Kostüme oder machten sich für die Auftritte bereit. Sie hatten ihr Lager im Schutz einer weiß gekalkten Wasserburg errichtet, die sich inmitten eines strahlend blauen Sees etwas weiter landeinwärts erhob. Wohnburg und See wirkten so heimelig und gar nicht zu der übrigen Gegend passend, dass Fi darin das Wirken der Undine zu erkennen glaubte. Das Ufer des Sees war von einem Ring hoher Schwarzerlen umgeben. Zwischen den Bäumen thronte eine Holzbühne, neben der eine kleine, mit blau-weißen Wimpeln geschmückte Zuschauertribüne aufgebaut war.
    Unvermittelt fuhr aus dem Norden ein bitterkalter Wind über sie hinweg. Er hob Fis Kopftuch an und brachte die Zeltbahnen im Lager der Gaukler zum Flattern. Einige herrenlose Gegenstände polterten zwischen den Wagen über den Boden, dann flaute der Windstoß wieder ab. Fi fröstelte und beschleunigte ihre Schritte, doch kurz darauf war es wieder fast windstill und die Sonne wärmte sie.
    Fi und Nikk marschierten auf eine heruntergelassene Zugbrücke zu, die hinüber zum offenen Tor der Wasserburg führte. Vor der Brücke standen zwei mit Hellebarden bewaffnete Wachen in blau-weißen Wappenhemden, die angesichts der überraschenden Böe noch immer misstrauisch ihre Topfhelme festhielten.
    »Halt!« Die Männer kreuzten ihre Waffen. »Seid ihr Gaukler, die sich für den Wettbewerb anmelden wollen?«
    »Nein, wir sind hier, weil wir Ritter Egbert und seine Gemahlin um eine Audienz bitten möchten«, erwiderte Nikk ernst. »Es haben sich Ereignisse zugetragen, die die unbedingte Aufmerksamkeit des Burgherrn erfordern.«
    »Holla, das klingt geheimnisvoll. Etwa ein Diebstahl?«
    »Was bitte?« Die andere Wache sah seinen Kameraden irritiert an.
    »Na, es sind doch gerade Fremde in der Stadt«, verteidigte sich der erste.
    Der zweite verdrehte die Augen und wandte sich wieder dem Meermann zu. »In diesem Fall mach dir mal keine Sorgen. Spätestens morgen oder übermorgen bringt euch der Reumütige die Sachen wieder zurück.« Ganz allmählich kam Fi das Gebaren der Leute hier etwas seltsam vor.
    »Deshalb sind wir nicht hier«, widersprach Nikk leicht gereizt. »Richtet Ritter Egbert und seiner Gemahlin Loreline aus, dass Prinz Nikkoleus, Sohn von Meerkönig Aqualonius, vor den Mauern steht und um Einlass bittet.«
    Ungläubig sahen ihn die Männer an. »Natürlich, Königliche, äh, Hoheit! Wartet!«
    Einer der beiden lief in die Burg, der andere bemühte sich derweil um Haltung. Endlich kam sein Kamerad mit zwei Soldaten zurück. »Königliche Hoheit, wenn Ihr und Eure Begleitung bitte mitkommen würdet?«
    Fi und Nikk folgten den Soldaten in den schmalen Innenhof der Wasserburg. Dort standen zwei Kutschen und Bedienstete striegelten vor dem Stall Pferde. Offenbar waren adlige Gäste aus dem Umland angereist. Die Soldaten nahmen Fi und Nikk die Waffen ab und geleiteten sie ins Hauptgebäude, einem mit blau glasierten Schindeln gedeckten und mit Blumenkästen geschmückten Wohnhaus direkt neben dem hohen Wehrturm. Sie stiegen eine breite Treppe hinab und erreichten einen Gang, der sie zu einem blau-weiß gestrichenen Säulensaal führte. Licht fiel durch schmale Schießscharten weit über ihnen auf ein großes Wasserbecken aus Marmor, das fast den gesamten Saal einnahm. Auf dem Wasser tanzten Sonnenkringel, die fahlblaue Lichtreflexe auf Wände und Säulen warfen und so im Schatten liegende Wandmalereien enthüllten, die sprudelnde Quellen, rauschende Wasserfälle und hübsche Undinen zeigten. Direkt an der Stirnseite des Saals erhob sich, umrahmt von einem blau-weißen Wappenbanner an der Wand, ein klobiger Holzstuhl, auf dem in lässiger Pose ein blonder Adliger mit Vollbart Platz genommen hatte. Mit der Rechten hielt er locker den Knauf eines mächtigen Ritterschwertes umfasst und musterte die Neuankömmlinge aufmerksam.
    Fi schätzte Egbert von Rüstringen auf Anfang fünfzig. Die Narbe auf seiner Wange, die auch der Bart nicht ganz verdecken konnte, zeugte von vergangenen Kämpfen. Die Soldaten führten Nikk und Fi um das Becken herum bis auf drei Schritte an den Sitz des Ritters heran, während sich hinter ihnen zwei weitere Wachen aufbauten.
    »Die Besucher, mein Herr!« Die Soldaten verbeugten sich und traten an

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