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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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lehnte sich auf ihren Bogen. »Aber was wird aus ihnen, jetzt, da die letzte Klabauterfrau tot ist?«
    »Ah, ich verstehe.« Der Meermann lächelte. »Nein, das ist nicht ihr Ende. Die Klabauter sind gewissermaßen Söhne und Töchter meines Volkes.«
    »Wie bitte?«
    »Du hast richtig gehört.« Nikk berührte sein Muschelhorn. »Bei uns Meerleuten gibt es einen deutlichen Frauenüberschuss. Unsere Frauen suchen sich daher auch unter den Landbewohnern Geliebte. Menschen, Elfen, manchmal kommt es auch vor, dass sie sich einen Zwerg zum Bräutigam wählen.«
    »Es heißt, eure Frauen würden unvorsichtige Fischer ins nasse Grab ziehen.«
    »Nein, die Bedauernswerten wählen dieses Los selbst«, seufzte Nikk. »Die Liebe zu einer Meernymphe ist für einen Landbewohner stets nur eine Liebe auf Zeit. Die Frauen meines Volkes lieben die Freiheit. Aber sie lieben auch die Liebe. Das liegt uns Meerleuten im Blut.« Nikk schenkte Fi ein hinreißendes Lächeln und Fi konnte nicht anders, als es zu erwidern.
    »Und die Klabauter?«, fragte sie rasch.
    »Sie entstammen der Verbindung einer Meernymphe mit einem Landbewohner«, antwortete Nikk. »Wie wir sind sie dem Meer auf ewig verbunden und doch bleiben sie Wanderer zwischen zwei Welten. Darin liegt die Tragik ihres Seins.«
    Fi spähte wieder hinüber zu Koggs, der das Schiff langsam aber sicher durch die nächtliche Küstenlandschaft steuerte. Jetzt tat er ihr noch mehr leid.
    Nikk griff nach ihrer Hand und Fi ließ es geschehen.
    »Ich mache mir große Sorgen um meinen Vater«, sagte Nikk leise. »Mir bleiben nur noch fünf Tage an Land. Was, wenn uns dieses Füllhorn bloß weiter aufs Festland führt?« Fi umfasste nun ihrerseits seine Finger. »Was, wenn der Schlüssel zur Rettung meines Vaters tatsächlich bei euch Luftatmern zu finden ist? Wirst du dich der Sache meines Volkes annehmen, sollte ich dich nicht mehr begleiten können?«, fragte Nikk leise.
    »Natürlich«, antwortete Fi.
    »Und dann?«
    »Was dann?«
    »Ich beobachte dich, seit wir uns kennengelernt haben. Und ich mag, was ich sehe. Wenn du es zulässt, Fi, lasse ich dich deinen Schmerz vergessen. Du musst nicht allein zurückbleiben.« Nikk warf ihr einen Blick zu, in dem ein zärtliches Versprechen lag. Fi sah ihn überrascht an.
    »Darf ich mal.« Rob drängte sich neben sie an die Reling und Fi zog rasch die Hand zurück. Sie war froh über die Störung, denn sie begriff nur zu gut, auf was Nikks Angebot hinauslief: Er wollte sie als seine Braut ins Meer führen.
    Fi fühlte sich geehrt und geschmeichelt, aber sie hätte auf diese Frage keine Antwort gewusst. Wann immer sie Nikk betrachtete, gerieten ihre Gefühle in Aufruhr. Sie mochte ihn, sehr sogar. Und sie war so unendlich dankbar dafür, dass ihn das Schicksal an ihre Seite geführt hatte. Und doch war da ein letzter Rest Unsicherheit, ob es mehr als nur Zuneigung war, die sie ihm gegenüber empfand. Unwillkürlich musste sie wieder an den Elf aus ihren Träumen denken. Gilraen. Welche Rolle spielte er in ihrem Leben?
    Rob öffnete eine Flasche aus Feenkristall. Eine zierliche Nereide mit wässrigem Leib schwappte heraus und glitt unter ihnen ins Sumpfwasser.
    »Immer schön dafür sorgen, dass unter dem Kiel eine Handbreit Wasser ist«, rief der Seemann dem Wasserelementar hinterher. Er korkte die Flasche wieder zu und seufzte. »Ich hoffe, dass wir es bis Rüstringen schaffen, ohne irgendwo im Schlamm stecken zu bleiben.«
    Er wollte schon gehen, als ihn Fi festhielt. »Warte, was sind das da hinten für Lichter?« Sie deutete schräg voraus zu drei kleinen flackernden Punkten, die dicht über dem Sumpfland zu sehen waren. Nein, da waren sogar mehr. Fi machte nun sechs oder sieben von ihnen aus.
    »Ist das schon Rüstringen?«, wollte nun auch Nikk wissen.
    »Mist.« Rob wandte sich um und brüllte hinüber zum Heck: »Käpt’n, aufpassen! Irrlichter voraus!«
    »Hab sie schon gesehen«, bellte Koggs unbeeindruckt.
    »Nein, das ist noch nicht Rüstringen«, brummte Rob. »Das sind Irrlichter, die uns vom Weg abbringen, wenn wir nicht aufpassen.«
    »Irrlichter?« Fis Interesse war geweckt. Inzwischen glaubte sie aus Richtung der Flackerlichter ein dünnes Jammern und Wehklagen zu hören, das mehrstimmig über dem Schwemmland aufstieg.
    »Ja, Irrlichter. Gemeine Flackergestalten, die schon manchem Moorgänger den Tod gebracht haben.« Der Seemann schnaubte böse. »Sie führen ihre Opfer bösartig an der Nase herum. Denn wer sich in dieser

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