Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4
Effreidons Händen machtlos ist?«, fragte Egbert stirnrunzelnd.
»Ihr versteht offenbar immer noch nicht.« Nikk seufzte. »Der Dreizack wird üblicherweise in einem feierlichen Zeremoniell vom König an den erstgeborenen Sohn übergeben. Dabei nimmt der König dem Thronfolger den Eid ab, treu und ergeben über das Reich unter den Wogen zu wachen. Geschieht dies nicht, löst sich der Dreizack auf, um an verborgener Stelle wieder neu zu entstehen.« Nikk atmete tief ein. »Allerdings gestehe ich, dass es bis jetzt nur einmal dazu gekommen ist. Der Meerkönig war damals aufgrund eines Unfalls nicht in der Lage, das Zepter weiterzureichen. Der Dreizack löste sich auf und verschwand. Niemand wusste, was geschehen war, also bat mein Volk unsere nächsten Verwandten um Rat: die Elfen im einstigen Sonnenrat Albions.« Der Meermann musterte Fi, die überrascht zu ihm aufsah.
»Das Meervolk hat sich an den Sonnenrat gewandt?«, fragte sie verblüfft. Der Sonnenrat Albions existierte nicht mehr. Er hatte aus Feuermagiern und Elfen bestanden und König Drachenherz bei seinen Regierungsgeschäften beraten, bis Morgoya den Rat vernichtet hatte. »Wie konnte ausgerechnet der Sonnenrat deinem Volk helfen?«
»Die Einzelheiten kenne ich nicht. Sie sind bis heute ein Geheimnis. Es sollen Hinweise des verstorbenen Meerkönigs aus dem Reich der Toten gewesen sein, die mein Volk damals zu euch Elfen geführt haben.« Nikk lächelte freudlos. »Und wollt Ihr wissen, wer auf diese Weise die Königswürde erlangte? Mein Vater Aqualonius! Und eines hat er mir stets versichert: Der Dreizack gehorcht einzig und allein dem wahren König!«
»Ich glaube dir«, sagte die Undine plötzlich und ließ sich wieder zu ihren Dienerinnen ins Wasser gleiten. Egbert drehte sich erstaunt um. »Liebes, es gibt keine Beweise für diese Geschichte.«
»Sieh in die Augen des Prinzen, Egbert, und du wirst erkennen, dass er die Wahrheit spricht.« Loreline zwinkerte ihrem Gatten zu.
»Aber Loreline!« Egbert wirkte durcheinander. »Wenn Effreidon tatsächlich Aqualonius umgebracht hat, wie will er ihn dann beerben? Prinz Nikkoleus behauptet doch, dass sich die Macht des Dreizacks niemals einem Verräter offenbare. Das alles ergibt doch keinen Sinn.«
»Ihr solltet den Sinn hinter alledem möglichst bald herausfinden.« Die Worte hatte die Flussnymphe an ihre Dienerinnen gerichtet, die belustigt glucksten.
Egbert verdrehte die Augen und steckte Trollzwinger endlich weg. »Ihr könnt uns allein lassen!« Mit einer knappen Handbewegung schickte er die Wachen aus dem Saal. Dann setzte er sich an den Beckenrand. »Wahrscheinlich hast du Recht. Wie immer«, sagte er zu Loreline.
»Natürlich habe ich das.« Die Undine nahm seine Hand und küsste sie. »Daran solltest du dich längst gewöhnt haben.« Sie wandte sich Fi zu. »Sag mir, junge Elfe, welchen Rat hat euch die Feenkönigin genau gegeben?«
»Sie sprach von einem Füllhorn der Träume, das sich angeblich in Eurem Besitz befinde«, antwortete Fi.
»Das Füllhorn also? Sieh an.« Sie wechselte einen raschen Blick mit ihrem Gemahl.
»Ihr habt es doch noch?«, fragte Nikk. »Wenn es mir schon nicht dabei helfen kann, meinen Vater zu retten, kann ich es vielleicht dazu nutzen, den Dreizack zu finden.« Erst jetzt schien ihm wieder bewusst zu werden, dass auch Fi das Füllhorn suchte, denn er sah sie verlegen an. »Allerdings muss ich gestehen, dass auch meine Begleiterin die Hoffnung hegt, in den Genuss seiner Zaubermacht zu kommen.«
»Nun ja«, seufzte Egbert gedehnt. »Das Füllhorn befindet sich in unserem Besitz. Und ein Schluck ist auch noch übrig.« Er räusperte sich. Erst als ihm Loreline zunickte, sprach er weiter. »Es war ein Brautgeschenk von Undinenkönig Niccuseie, gefüllt mit zwei Schlucken eines magischen Nektars, von denen noch einer übrig ist. Die Macht des Nektars besteht darin, Träume zu erfüllen. Loreline hat ihren Schluck genommen und uns damit ein harmonisches und wunderbares Zuhause geschaffen, wie ich es mir nie hätte vorstellen können.«
Die Undine sah mit großen Augen zu Fi und Nikk auf. »Ihr habt den Zauber sicher schon bemerkt. Er schwebt wie eine schützende Hand über ganz Rüstringen. Die Sommer sind lau, die Winter nicht zu hart. Der Fluss friert nie zu. Die Menschen sind freundlich und gehen respektvoll miteinander um.«
»Und Ihr habt bis heute darauf verzichtet, Euren Schluck zu nehmen?«, fragte Nikk den Ritter.
Egbert lachte. »Wozu hätte ich ihn
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