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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Egbert erhob sich und ließ den Blick über die Menschenmenge schweifen. Sein Brustpanzer glänzte in der Sonne. »Stolzes Volk von Rüstringen!«, rief er. Die Bürger antworteten mit freudigen Hoch-Rufen. Egbert wartete ab, bis sie sich wieder beruhigt hatten, dann sprach er weiter. »Heute jährt sich der Tag meiner Vermählung zum siebenten Mal. Bevor ich meine reizende Gemahlin kennenlernte, war ich von Rastlosigkeit erfüllt. Ich war in der weiten Welt unterwegs und bin kaum meinen Pflichten in der Heimat nachgekommen. Ich habe Abenteuer erlebt, wie kaum ein Zweiter, ich habe Wunder gesehen, wie kaum ein Zweiter und Schlachten geschlagen, die ich allerdings kein zweites Mal erleben möchte.« Spätestens jetzt war es auf dem Platz totenstill. Egbert spielte auf den Kampf gegen die Truppen Morgoyas vor vierzehn Jahren an. »Ihr wisst, wovon ich spreche, denn es gibt hier kaum eine Familie, die von den damaligen Geschehnissen unberührt geblieben wäre. Aber das Leben hält auch gute Zeiten bereit, Zeiten, die man genießen sollte.« Er sah hinaus auf den See. »Für mich begann diese Zeit, als ich meine liebreizende Gemahlin kennenlernte. Sie gab mir zum ersten Mal das Gefühl, angekommen zu sein.« Er hob ein Trinkhorn in Richtung Gewässer. »Nur ahnte ich damals noch nicht, was hier natürlich jeder verheiratete Mann weiß«, scherzte er, »nämlich, dass mir das eigentliche Abenteuer meines Lebens noch bevorstand. Aber ich denke, ich habe mich in den letzten sieben Jahren tapfer geschlagen. Ich kann immer noch entscheiden, wann ich fortgehe, wann ich allerdings heimzukommen habe, bestimmt jetzt jemand anders.« Das Publikum lachte und am Ufer wurden Mützen geschwenkt. »Kurz und gut«, rief Egbert, »uns allen sollte bewusst sein, dass es keine bessere Landesmutter als meine Loreline geben kann. Ihr allein haben wir es zu verdanken, dass wir nun schon so viele Jahre in Frieden und Harmonie leben. Also, lasst uns diesen Anlass gebührend feiern! Möge der Gauklerwettstreit beginnen!« Egbert setzte sich unter lautem Jubel wieder auf seinen Platz.
    Schließlich trat der Marktmeister, ein dicker Mann in braunem Leinenkittel, auf die Bühne, der eine Glocke läutete, bis wieder Ruhe eingekehrt war. »Hört, hört!«, rief er mit heiserer Stimme. »In wenigen Augenblicken werden wir Darbietungen aus allen Teilen des Landes erleben. Das anwesende Gauklervolk wurde dazu in drei Gruppen eingeteilt: Artisten, Musiker und Kleinkünstler. Jeder Teilnehmer bekommt genügend Zeit, seine Künste vorzuführen, doch nur drei aus jeder Gruppe gelangen in die Endausscheidung und werden morgen noch einmal gegeneinander antreten. Wer von ihnen die Gunst unserer geliebten Loreline erhält, ist der Sieger des Wettstreits. Der kostbare Preis: ein Schluck aus dem Füllhorn der Träume!« Fröhliches Gejohle ertönte und der Marktmeister verschaffte sich mit der Glocke erneut Gehör. »Über die drei Tagessieger aus jeder Gruppe entscheiden heute nicht unsere Herren, sondern ihr mit eurem Applaus.« Das Publikum klatschte und er drehte sich zu den Gauklern um. »Also, strengt euch an! Wir beginnen mit den Akrobaten.«
    Die Fanfaren schmetterten erneut und die Menge tobte. Fi war der Gruppe der Kleinkünstler zugeteilt worden und erst am Nachmittag an der Reihe. Nikk hatte sich bereits zu den Musikern begeben, die in der Nähe der Bühne auf Sitzbänken lümmelten und ihre Instrumente stimmten. Einer von ihnen gurgelte mit einer milchigen Flüssigkeit, ein anderer polierte seine Laute mit einem Tuch auf Hochglanz. Fi fiel ein hagerer Minnesänger auf, der mit leerem Blick und einer Geige auf den Knien etwas abseits saß. Eigenartigerweise reagierte er selbst auf den Zuruf der anderen Musiker nicht, sondern starrte nur abwesend vor sich hin.
    Fi wandte sich ab und gesellte sich zu den Mitgliedern ihrer Gruppe, zu denen auch der Bärenführer und die Jongleure gehörten, die sie schon am Vormittag gesehen hatte. Die Gaukler nickten ihr zu und beäugten argwöhnisch den Weidenkorb. Doch Fi hatte nicht vor, sich allzu früh in die Karten schauen zu lassen.
    Auf der Bühne eröffnete jetzt ein Gewichtheber den Wettstreit, der unter den Anfeuerungsrufen des Publikums immer schwerere Felsbrocken in die Höhe stemmte. Anschließend traten zwei Bogenschützen auf. Die Brüder übertrafen einander mit Kunstschüssen, die auch Fi beeindruckten. Sie zielten auf Bastscheiben, die immer weiter fortgestellt wurden, schafften es, die dort

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