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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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aus silbernen Perlen in der Luft und stiegen dann jäh zum Nachthimmel auf. Die schmale Mondsichel wanderte abermals über das Firmament, wurde immer heller und entfaltete sich wenig später in ihrer vollen Pracht. Alles um Fi herum – die Pflanzen, der Bach und sogar sie selbst – erstrahlte im Licht des Vollmonds wie herrliches Silber. Nein, nicht einfach nur Silber, alles schimmerte irgendwie mondeisern. Der Himmelstrabant wanderte weiter, verdunkelte sich und hielt weit hinter Gilraen am Himmel als schmale Sichel inne. Der Regen fiel wieder auf die Erde und bedeckte Bach und Ufer mit einem silbernen Schleier. Fi blinzelte. War das ein Zeichen? Sie sah zum Nachthimmel auf und ihre Augen weiteten sich. »Der aufgehende Mond, der Vollmond und der abnehmende Mond. All das habe ich schon einmal in Jada’Maar gesehen.«
    »Sieh an!« Gilraen stützte sich auf seinen Bogen.
    »Ja, auf diesem Amulett, das Nikk als Glyndlamir bezeichnet hat. Angeblich brachte Elfenkönig Avalaion es einst aus den Traumwäldern des Westens mit. Nikks Urururgroßvater musste damals einen Eid darauf ablegen. Meine Güte!« Fi sah Gilraen aufgeregt an. »Der Hexenmeister erkannte mich als Tochter der Elfenregentin Albions. Er meinte, ich trüge angeblich eine Waffe bei mir, die Morgoya fürchtet. Er hat diese Waffe Amulett genannt! Bitte, Gilraen, kannst du mir sagen, ob der Glyndlamir mit unseren Vorfahren nach Albion gelangt ist?«
    Gilraen lächelte. »Du kennst die Antwort doch schon.«
    »Beim Traumlicht!« Fi lauschte dem Prasseln des Regens. »Dann wurde der Glyndlamir von meiner Mutter bewahrt?« Sie sah Gilraen fragend an, doch er antwortete nicht. »Hat sie uns das Amulett mitgegeben, als wir aus den Mondeisenminen geflohen sind?«
    »Zweifelst du daran?«, erwiderte der Elf.
    »Nein, ich …«
    »Frag dich lieber, ob das alles ist, was du über den Glyndlamir weißt.«
    »Ja. Nein, warte …« Fi schlug die Hände über dem Kopf zusammen und dachte verzweifelt nach. Sie wusste, dass sie auf dem richtigen Weg war. »Nikk sagte, dass sich in dem Schwurstein die Kräfte von Traum und Unendlichem Licht vereinten.«
    »Das klingt interessant.«
    »Wenn ich das Amulett tatsächlich besaß, muss ich es noch bei mir gehabt haben, als mich Koggs an der Küste Albions aufgelesen hat. Angeblich bat ich ihn darum, zum Festland gebracht zu werden. Ich hätte ein so bedeutendes Artefakt doch niemals auf Albion zurückgelassen.«
    »Nein, ganz sicher nicht«, stimmte Gilraen ihr zu. »Ohne triftigen Grund hättest du dich nicht von ihm getrennt.«
    »Ohne triftigen Grund?« Fi sah erregt auf. »Du meinst, ich war so verzweifelt, dass ich mich von dem Amulett getrennt habe? Wann? Wo? Und warum hätte ich das tun sollen?« Sie wusste die Antwort, bevor sie das letzte Wort ausgesprochen hatte. »Die Sirene! Ich muss das Amulett versteckt haben, als Koggs’ Schiff von der Sirene angegriffen wurde.«
    »Und du denkst, es hätte ausgereicht, das Amulett einfach nur zu verstecken?« Gilraen warf ihr einen ernsten Blick zu.
    »Wie meinst du das?«
    »Denk an Kruul und die Drachengarde, Fi«, sagte Gilraen. »Sie haben dich im Auftrag Morgoyas gejagt und dir war klar, welche Mittel ihnen zur Verfügung stehen, um aus Gefangenen herauszupressen, was sie wissen wollen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich dachte, ich sei nur der Widerhall deiner Gedanken.« Gilraen lächelte. »Überleg mal, welche Kräfte im Glyndlamir wirken.«
    »Licht und Traum«, murmelte Fi. »Licht und Traum? Bei allen Schicksalsmächten, ist das denn möglich?«
    »Es sind unsere Erinnerungen und Erfahrungen, die unsere Träume formen«, antwortete Gilraen. »Und der Glyndlamir gebietet über Licht und Traum. Lausche in dich, dann verstehst du, was du getan hast.«
    Plötzlich mischte sich betörender Frauengesang in das Geräusch des Regens. Die Laute kamen aus dem Bach. In den Fluten zeichneten sich die Bilder panischer Seeleute ab, die sich verzweifelt die Ohren zuhielten, während andere bereits selig lächelnd über das Deck eines Schiffes stolperten. Koggs’ Schiff! Das musste die verschüttete Erinnerung an den Sirenenangriff sein! Die Bilder trieben in rascher Folge vorbei. Fi sah Koggs mit glasigem Blick zusammensinken, während die Sirene auf einem Felsen hockte und die Mannschaft mit ihrem unheilvollen Gesang umgarnte. Unvermittelt sah Fi das Bild einer Hand im Bach. Das war ihre Hand und sie hielt ein Amulett aus Mondeisen umfasst. Am Rand lief es wie die Strahlen

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