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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Fi nagte das schlechte Gewissen. Ein Teil von ihr hatte gehofft, dass die Gargyle den Kampf nicht überlebt hatte. Langsam wusste sie gar nicht mehr, was sie noch glauben oder hoffen sollte. Zu gern hätte sie mit Nikk unter vier Augen gesprochen, doch sie sah ein, dass es im Augenblick Wichtigeres zu tun gab. Also folgte sie Rob, der sie mit neuen Kleidungsstücken ausstattete, und zog sich danach in den Schiffsbauch zurück. Sie legte sich mit den Überresten des Füllhorns in eine der Hängematten – und das mit Rissen übersäte Horn knackste. Oh nein, Fi hielt plötzlich ein großes und ein kleines Bruchstück in der Hand. Die beiden Teile erschienen ihr wie ein weiteres Sinnbild ihrer gescheiterten Bemühungen. Sie lehnte sich zurück und dachte über die Ereignisse der letzten Stunden nach. Sie betrauerte das Unglück von Ritter Egbert und Loreline. Der Ritter hatte sein Leben für sie aufs Spiel gesetzt und sie war nicht einmal dazu gekommen, sich bei ihm zu bedanken. Doch wenn sie ehrlich war, gab es noch jemanden, bei dem sie sich bedanken musste: Dystariel! Warum tat das Schicksal ihr das an? Sie konnte doch nicht einer Kreatur dankbar sein, die wie keine Zweite für die Versklavung ihres Volkes verantwortlich war. Die Gargyle war nicht viel besser als die Dämonen, die Finsterkrähe heraufbeschworen hatte. Zum wiederholten Mal fragte sich Fi, woher diese Gargylen überhaupt stammten.
    Gedankenverloren fügte sie die Teile des Füllhorns wieder zusammen und einen Moment lang war kein Riss mehr in der blauen Außenhülle zu erkennen. Eigenartig, die beiden Bruchstücke blieben aneinander haften wie Magnetsteine, die sich gegenseitig anzogen. Wie schön wäre es, wenn sich alles so leicht zusammenfügen ließe.
    Unwillkürlich dachte Fi wieder an den Hexenmeister. Alles in ihr zog sich zusammen, als ihr klar wurde, wie knapp sie dem Tod entronnen war. Der Kerl war so schrecklich wie Morgoya. Und Tandarin? Galt das auch für ihn?
    Sie zog die Teile des Füllhorns auseinander und ließ sie wieder zusammenschnappen. Die Bruchstücke verhielten sich tatsächlich wie Magnetsteine. Fi untersuchte sie noch einmal genauer, doch abgesehen davon, dass sie stets zueinanderstrebten, entdeckte sie nichts Ungewöhnliches. Waren sie immer noch von Magie erfüllt?
    Nachdenklich stopfte sie die Überreste des Füllhorns in ihren halb leeren Pfeilköcher, lehnte sich zurück und sann wieder über den Traum nach. Dass sie die Hüterin eines so unglaublichen Gegenstandes wie dem legendären Schwurstein sein sollte, erschien ihr ebenso absurd wie die Tatsache, dass sie mithilfe des Amuletts ihre Erinnerungen gelöscht hatte.
    Wo war der Glyndlamir jetzt? Es gab nur einen Weg, die Antwort auf diese Frage zu finden. Sie musste zurück an den Ort, an dem Gilraen sie erwartete. Sie musste träumen.
    Doch sie fand keinen Schlaf.

Dunkle Pforte
    A ls Fi die Augen öffnete, hörte sie das Rauschen der Wellen und von Deck ertönte leises Möwengeschrei. Tageslicht fiel in den Schiffsbauch. Tageslicht? Sie musste also doch eingeschlafen sein. Rasch schwang sie sich aus der Hängematte und lauschte in sich. Nichts. Sie hatte schon wieder nicht geträumt.
    Unglücklich nahm sie ihre Sachen an sich und dachte nach. Warum fand sie durch den Schlaf nicht ins Traumlicht? Irgendetwas hinderte sie daran. Dabei wusste sie doch inzwischen, was in der Nacht passiert war, als die Sirene das Schiff heimgesucht hatte. Oder etwa nicht? Sie musste diesen verdammten Glyndlamir aufspüren. Hatte sie das Amulett ins Meer geworfen? Oder war es auf die gleiche Weise verschwunden wie der Dreizack? Es blieb ein Rätsel, das sie vermutlich nur im Traum auflösen konnte. Wenn es tatsächlich das Füllhorn gewesen war, das ihr letzte Nacht nicht nur das Leben gerettet, sondern auch den Weg ins Reich der Träume gewiesen hatte, blieb ihr dieser jetzt versperrt. Es gab aber noch eine andere Möglichkeit. Sie musste unbedingt mit Nikk sprechen.
    Aufgewühlt kletterte sie an Deck und hielt überrascht inne. Oben erwartete sie strahlender Sonnenschein, denn es war bereits Mittag. Doch die zurückliegenden Geschehnisse hatten Koggs’ Männer ernüchtert. Die Seeleute sprachen kaum ein Wort und jeder schien froh zu sein, etwas zu tun zu haben. Fi sah zum Bugkastell auf, wo Koggs Windjammer mit einigen Matrosen Taurollen stapelte. Nur Nikk war nirgends zu sehen.
    »Ah, endlich bist du wach. Du hast geschlafen wie ein Toter«, rief Rob ihr entgegen. Drei Seeleute sahen

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