Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4
Wütend heulte er auf. Ein weiterer Wolkenarm brach aus seinem Leib hervor und er schlug damit auf die Wassersäule ein.
Tandarin stürzte sich auf Fi, die dem Kampf der Urgewalten wie gelähmt zusah, und versuchte ihr das Füllhorn abzunehmen. Doch der Hexenmeister kam ihm mit einer ganzen Salve aus Feuerkugeln zuvor, die fauchend auf den silbrigen Schutzschild des Puppenmachers einprasselten und ihn zurücktrieben. Tandarin schrie auf. Er ballte die Faust und neben Fi explodierte die Bühne. Dutzende Holzteile und Splitter wirbelten durch die Luft auf Finsterkrähe zu, der sich gegen die Geschosse mit einem Fächer aus Flammenstrahlen zur Wehr setzte.
Fi kam wieder auf die Beine und rannte in Richtung Ortschaft, wo der Sturmwind das erste Stroh von den Dächern fegte.
»Kadavror!«, hallte die gebieterische Stimme des Hexenmeisters durch die Nacht. »Bring mir das Füllhorn!« Während hinter Fi noch immer das Duell der Magier tobte, tat sich am Himmel ein dunkler Sphärenriss auf, der das letzte Sternenlicht verschluckte. Bei allen Schattenmächten, was war das? Eine pechschwarze Krallenhand schob sich durch den Dimensionsspalt. Finsterkrähe hatte einen Dämon gerufen!
Fi hetzte verängstigt weiter, bis sie beinahe über einen hölzernen Gegenstand stolperte, den der Wind weit über die Wiese geblasen hatte: die magische Marionette Dystariels! Über ihr am Himmel brachen drei weitere Klauen aus dem Sphärenriss hervor und zogen ihn weit auseinander. Sogleich zwängte sich eine von roten und schwarzen Flammen umwaberte Kreatur ins Diesseits. Sie sah aus wie die grässliche Parodie einer gewaltigen Heuschrecke mit Glutaugen und Krallenbeinen. Der Dämon plusterte sich auf und richtete die Facettenaugen auf Fi. Fi ließ das Füllhorn fallen, zog ihr kleines Messer und schnappte sich die Marionette. Sie hasste die Gargyle, aber sie hatte keine andere Wahl. Panisch durchtrennte sie die zu Bändern geflochtenen Haarsträhnen der Gliederpuppe.
»Dystariel!«, brüllte sie verzweifelt in die Nacht.
Über ihr sprang der Dämon aus dem Dimensionsspalt und rauschte mit schwirrenden Flügeln auf sie zu. Fi spürte bereits die gewaltige Hitze, die von ihm ausging. Doch da wurde das Monstrum von einem heftigen Schlag getroffen und aus der Flugbahn gewirbelt. Dystariel brüllte hasserfüllt auf und stieß dem Dämon die Krallen in den Feuerleib. »Lauf Spitzohr!«, dröhnte ihr Ruf vom Himmel.
Hastig wich Fi den Funken aus, die auf sie herabfielen. Kreischend schlugen die Gargyle und der Dämon aufeinander ein und trudelten mit wilden Flügelschlägen durch die Luft. Das Füllhorn! Fi musste das Füllhorn in Sicherheit bringen. Fi hob das magische Gefäß auf und rannte weiter auf Rüstringen zu, während die Nacht hinter ihr von brausenden und donnernden Kampfgeräuschen erfüllt war.
Hufgetrappel kam auf sie zu. Fi sah drei Reiter mit blitzenden Schwertern heranpreschen, von denen sie den vordersten erkannte: Egbert! Als der Ritter sie erblickte, trieb er sein Pferd noch mehr an. Ein grelles Kreischen schnitt durch die Nacht und Fi sah aus den Augenwinkeln, dass sich Dystariel tief im Hals des Dämons verbissen hatte. Im nächsten Augenblick explodierte der Dämonenleib und die Gargyle trudelte vor Schmerzen brüllend und von schwarzen Flammen umzüngelt zu Boden, wo sie schwer aufschlug.
Doch die Gefahr war noch nicht vorüber. Aus der Glutwolke, die von dem Dämon übrig geblieben war, lösten sich sieben Feuerheuschrecken, die der besiegten Schattenkreatur bis in die Klauenspitzen ähnelten und von denen jede so groß wie ein ganzer Arm war. Sie schwärmten aus und nahmen die Verfolgung auf. Fi hörte bereits den Flügelschlag einer dämonischen Heuschrecke hinter sich, als Egbert unerschrocken an ihr vorbeigaloppierte und mit Trollzwinger zuschlug. Die magische Klinge hieb die Heuschrecke in zwei Teile und sie zerplatzte in einem Funkenregen.
»Zum Fluss!«, brüllte der Ritter. »Schaff das Füllhorn zum Fluss!«
Auch seine beiden Begleiter preschten jetzt an Fi vorbei und warfen sich den Feuerdämonen entgegen. Doch gegen die fliegenden Schattenkreaturen hatten sie keine Chance. Ihre Schwerter trafen zwar, vermochten den Heuschrecken jedoch keinen Schaden zuzufügen. Die Biester rissen einen der Männer aus dem Sattel und verwandelten ihn unter hässlichen Kreischlauten in eine lebende Fackel. Seine Todesschreie waren entsetzlich. Der andere wich ihnen aus und floh in Richtung Stadt.
Egbert zerschlug eine
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