Der Skandal (German Edition)
beim Tennis. Einen langen Schlag auf die Vorhand, einen langen auf die Rückhand und dann einen schnellen vorne am Netz.«
»Ich wäre eher für ein K.O., wie beim Boxen.« Brewer schnaubt. Das ist seine andere Seite.
»Dein Vater war auch so, Nolan. Ihm ist ein paarmal die Hand ausgerutscht, wenn seine Schüler nicht auf ihn hören wollten. War leider nicht sehr förderlich für seine Karriere und seinen Ruf. Merk dir eins, du musst deine Gegner nachhaltig und für immer vernichten, sonst stehen sie wieder auf und hauen dir eins in die Fresse.«
Er legt Brewer den Arm um die Schulter und nickt den Leuten an der Garderobe lächelnd zu. »Glaub mir. Nur so bleibst du im Hintergrund. Es würde dir nichts nützen, wenn jemand draufkommt, wer hinter allem steckt. Zumal du jetzt diese Untersuchung am Hals hast.« Ochs hebt grüßend die Hand. Wie heißen sie noch? Heymans? So ähnlich … »Diese Sache war unklug, Nolan. Sehr unklug.«
»Du wolltest so schnell wie möglich einen Verdächtigen!«, entgegnet Brewer hitzig.
»Nolan! Nicht hier!«
Ochs erkennt in der elegant gekleideten weißhaarigen Dame Emily Kelly, die Nachbarin von früher, als er noch ein Kind war.
»Carl! Du siehst gut aus!«, sagt sie mit krächzender Stimme. »Wie geht’s deiner lieben Mutter?«
»Gut! Haben Sie sie nicht gesehen, Emily? Sie ist auch hier …« Er reckt das Kinn.
»Lass nur, bestell ihr Grüße! Man sieht sich im Club!« Eine etwas jüngere Frau, er kann sich nicht erinnern, sie zu kennen, bringt ihr den Mantel. Ochs winkt ihnen zu.
»Carl«, sagt Brewer jetzt, »ich will Captain werden, okay? Ich warte schon lange genug drauf. Ich brauche das Geld.«
»Bisher hast du mir die Raten doch immer pünktlich gezahlt, Nolan.«
»Ich will sie dir aber auch in Zukunft pünktlich zahlen. Ich mag es nicht, wenn ich Schulden habe.«
»Die ganze Welt hat Schulden, Nolan.«
»Ich habe übrigens Aktien von Polycorp Minerals gekauft. Schließlich hast du dich für die Wiedereröffnung starkgemacht.« Brewer grinst.
Irgendwie ist es Ochs nicht recht, dass Brewer davon anfängt. Aber er setzt sein strahlendes Gewinnerlächeln auf und sagt: »Du hast dir große Ziele gesteckt, mein Junge, du bist sehr ehrgeizig, aber wenn man etwas zu sehr will, unterlaufen einem manchmal Fehler, dann übersieht man die Details. Also, was diese interne Untersuchung angeht: Ab jetzt verhältst du dich ruhig, okay? Ich erledige das.«
»Carl!«, ruft Heather vom Ausgang herüber. »Willst du uns noch länger in der Kälte stehen lassen?«
Er klopft Brewer wohlwollend auf die Schulter. »Ich zähle auf dich, Nolan.«
»Warte!« Brewer hält ihn zurück. »Weißt du, dass Andersson nach Ashland gefahren ist, zur Mine? Ich hab mich ein bisschen umgehört. Der Mann von Sandra Kondracki arbeitet dort. Die Akte von ihr habe ich für dich aus unserem Archiv …«
»Nolan, meine Mutter und Heather reißen mir den Kopf ab, wenn ich nicht sofort bei ihnen bin«, unterbricht er Brewer.
»Carl, du hörst mir jetzt zu!« Brewer hält ihn am Ärmel fest. »Ich stecke in der Scheiße wegen dieser verdammten Untersuchung. Du wolltest, dass ich einen Täter präsentiere. Hab ich gemacht. Konnte ich voraussehen, dass der Idiot sich aufhängt? Es sieht ganz so aus, als ob diese Kondracki was zu tun hat mit dem Mord an Anderssons Bruder! Ich will wissen, was hier gespielt wird, Carl!«
Er will Brewers Arm abschütteln, doch es gelingt ihm nicht.
»Carl!«, sagt Brewer dicht an seinem Ohr. »Gibt es etwas, das ich wissen sollte? Hast du mit der Sache zu tun?«
»Wie kommst du denn auf so was, Nolan!« Ochs gibt sich empört und will weitergehen.
»Carl«, sagt Brewer leise, aber mit drohendem Unterton, »ich vertraue dir. Du hast mich immer unterstützt – aber … du musst auch mir vertrauen.«
Ochs lächelt. »Aber natürlich vertraue ich dir, Nolan. Du bist ein guter Mensch – und du wirst auch ein guter Captain und ein guter Chief of Police werden!«
Er geht einen Schritt weiter, er muss dieses verfluchte Gespräch endlich beenden. »Ich verzeihe dir, dass du gerade diese Frage gestellt hast, Nolan. Du kannst ganz beruhigt sein, ich habe nichts mit diesem Verbrechen zu tun, das schwöre ich vor Gott.« Er blickt Brewer geradewegs ins Gesicht, dann klopft er ihm gleich noch einmal auf die Schulter. »Sag Alyson einen schönen Gruß, und gib Sophia einen Kuss von ihrem Patenonkel!«
Mit schnellen Schritten geht er zu Heather und seiner Mutter, die am Ausgang
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