Der Skandal (German Edition)
musste jetzt ein Verfahren eingeleitet werden. Ach … Sind Sie nicht Taufpate seines Sohns?«
Ochs räuspert sich. »Seiner Tochter.«
Die Erwähnung des Namens Brewer scheint ihm unangenehm zu sein. »Vielleicht könnten Sie ihm mal ein bisschen ins Gewissen reden. Auf Sie hört er doch sicher. Ich habe den Eindruck, er will unbedingt Karriere machen. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber oft geht der Schuss dabei nach hinten los.«
»Ja! Da haben Sie absolut recht, Ruth! Ich werde mal mit ihm reden, Ruth, von Mann zu Mann.«
Sie lächelt genauso jovial wie er.
»Ach Ruth, was ich Sie fragen wollte …« Er beugt sich ein wenig zu ihr herunter. »Sie wissen ja, eine Regierung braucht zuverlässige Mitarbeiter, Menschen mit denselben Ideen … Menschen, die eine gemeinsame Vision von der Zukunft haben, sozusagen den Bauplan von einem immensen Bauwerk, so was wie einer … einer …« Er sucht nach einem Wort.
»Eine Kathedrale?«
»Ja, ja, genau!«
»Wie lange sind Sie schon Captain?«
»Ziemlich genau vier Jahre.«
Er nippt an seinem Whiskyglas. »Haben Sie nicht auch schon öfter daran gedacht, wie es in der Zukunft weitergehen könnte?«
»Ich denke, man sollte sich mehr mit der Gegenwart beschäftigen«, erwidert sie.
»Da haben Sie wohl recht, aber … man wird nicht jünger … Oh, Ruth, verstehen Sie mich nicht falsch! Jetzt bin ich ins Fettnäpfchen getreten!« Er lacht und wird gleich darauf wieder ernst und fährt leiser fort: »Sie wissen, Ruth, Sie sind eine sehr attraktive Frau …«
»Ihre Schmeicheleien retten Sie jetzt auch nicht mehr.« Wie lange muss sie diesen Tanz denn noch mitmachen?, fragt sie sich.
»Ich schätze Ihren brillanten Verstand, Ruth! Es gäbe da die freie Stelle eines Sekretärs in der Homeland Security … « Er macht eine Pause und sieht hinaus ins Weiß des Gartens. »Uns schwebt jemand vor, der praktische Erfahrung mit Ermittlungen hat … jemand, der absolut integer ist …« Jetzt erst wendet er sich ihr wieder zu. »Ihr Gehalt – und damit auch die Pensionsansprüche – ist natürlich wesentlich großzügiger bemessen …«
Damit hat sie nicht gerechnet. Nicht damit. Sie weiß genau, was er damit beabsichtigt. »Ich fühle mich wirklich sehr geehrt, aber es gibt doch sicher eine ganze Menge anderer Kandidaten, die mehr Erfahrung haben als ich.«
»Darauf kommt es nicht immer an – viel wichtiger ist der Mensch selbst. Denken Sie darüber nach, Ruth.« Und dann fügt er wie beiläufig hinzu: »Ach, wie geht es eigentlich Ihrem Sohn, wie heißt er noch gleich?« Als er lächelt, zeigt er zu viele Zähne. Wie ein Haifisch, denkt sie.
»Alex. Er wird nach Pasadena gehen und Informatik studieren.« Alarmiert versucht sie aus seinem Blick herauszulesen, was er weiß.
»Pasadena? Gratuliere! Studium ist immer gut. Da kriegen sie schon ihre Flausen ausgetrieben, nicht wahr? Ach, es ist schlimm, wenn man mitbekommt, wie die Kinder auf die schiefe Bahn geraten …«
Kurz, aber eingehend mustert er sie, dann lacht er auf und zeigt hinüber zum Klavier vor der Bücherwand. »Es geht weiter. Zum Glück mit Bach. Ich kann Schumann nicht sonderlich viel abgewinnen. Und … überlegen Sie es sich mit meinem Angebot. Homeland Security .«
Sie bleibt stehen und sieht hinter ihm her, wie er sich so überaus siegessicher den Weg durch die Grüppchen bahnt.
»Hast du dich gut unterhalten, Liebling?« Adam ist auf einmal neben ihr. Sie überlegt immer noch, was Carl Ochs über Alex wissen könnte – und vor allem, woher.
»Was ist mit dir? Du wirkst schlecht gelaunt«, sagt Adam.
»Ochs hat mir gerade einen Job angeboten«, erwidert sie, immer noch in Gedanken.
»Oh!« Er hebt die Brauen und schiebt mit der Fingerspitze die Hornbrille höher auf die Nase. »Gratuliere! Wirst du endlich Polizeichefin?«
»Nein, ich soll zu Homeland Security . Gut bezahlt und gut versorgt.« Ochs’ Vorschlag ärgert sie immer noch.
Er stutzt. »Ist doch nicht das Schlechteste«, sagt er schließlich.
Sie schluckt eine sarkastische Bemerkung hinunter und sagt: »Er weiß das von Alex.«
»Was? Das mit den Drogen? Bist du sicher? Vielleicht täuschst du dich. In letzter Zeit entdeckst du überall Feinde, Liebling.«
»Ich hab überall Feinde, Adam.«
»Ich gehöre jedenfalls nicht dazu! Was meinst du …?« Er legt ihr den Arm um die Taille. »Du könntest einen dringenden Fall vorschieben, dann kämen wir hier raus.«
Sie lächelt matt. »Okay, lass uns gehen.«
»Und was sagen
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