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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Herz, als sie daran denkt und mühsam die Truhe von der Wand wegschiebt, um dahinter uralten Staub wegzusaugen.
    Da liegt etwas. Wahrscheinlich hinuntergerutscht vom Deckel. Es ist ein schmales, schlichtes schwarzes Buch. Sie ahnt, was es sein könnte, und als sie es aufschlägt, hat sie Gewissheit: Es ist Tims Organizer. Die Spurensicherung hat hinter der Truhe nicht gesucht, warum sollte sie auch? Christina merkt, dass der Staubsauger immer noch dröhnt, und schaltet ihn aus.
    Der Organizer enthält Tims Termine und die Namen der Patienten. Und dann hält sie den Atem an.
    Kondracki steht dort. Und nicht nur einmal. Tim hat ihn zweimal eingetragen, beide Male montags. Kondracki . Einmal um 13.30 Uhr, eine Woche später um 13.00 Uhr.
    Christina greift zum Telefon, doch dann lässt sie die Hand wieder sinken. Sie wird ihn nicht anrufen, sie wird ihn morgen damit konfrontieren. Morgen früh. Persönlich. Sie will ihm dabei ins Gesicht sehen.
    »Woher weiß der das? Was meint der mit Dokumenten? Ja, wer war das überhaupt?«
    Frank liest den Brief zum wiederholten Mal, während Ochs versucht, gegen seinen Zorn anzukämpfen. Gerade hatte er noch so gute Laune nach seiner gelungenen Rede im American Club , und dann wird sie ihm vermiest durch diesen Kerl, der ihn offenbar erpressen will.
    »Ich hab keine Ahnung, Frank!«, sagt er. »Ein korrupter Bankangestellter dieser Scheißbananenrepublik? Oder jemand, der sich in unsere Computer eingehackt hat? Wirklich, ich hab keine Ahnung.«
    Sein Bruder nagt an der Unterlippe, ein Zeichen, dass er nervös ist.
    »Vielleicht ist alles nur ein Bluff«, sagt Ochs. Er nimmt Frank den Brief aus der Hand und liest vor: »Wir sind im Besitz von Dokumenten, die beweisen, dass Sie finanzielle Vorteile aus den Aktivitäten von Polycorp Minerals ziehen …« Er lässt das Blatt sinken. »Das ist doch nichts Konkretes!«
    »Der Rest aber schon«, sagt Frank ungewöhnlich heftig.
    »Dass Sie hunderttausend Dollar haben wollen? Ja, das ist allerdings sehr konkret!« Die Wut kocht hoch in Ochs.
    »Wir müssen herausfinden, wer dahintersteckt. Dann können wir vielleicht etwas unternehmen.« Frank hat wieder seine normale Stimme, das beruhigt Ochs. Einer muss einen klaren Kopf bewahren.
    »Und wie stellen wir das an?«
    »Wir warten, bis sie sich mit den Informationen für die Übergabe melden.«
    Ochs schnauft. Am liebsten wäre er gleich losgelaufen und hätte diesen Mistkerl von vorhin gesucht und in die Mangel genommen.
    Er sieht zum Fenster hinaus. Die verschneite Landschaft mit Ortsnamen wie Luxemburg, Oostburg, Belgium, das ist seine Heimat. Früher, als sie noch Kinder waren, hat ihr Vater darauf bestanden, dass sie Ausflüge machten, damit sie ihre Heimat kennenlernten. Die Pflanzen, die Tiere, auch die Kojoten und Wölfe und Bären, die sich immer noch in den Wäldern herumtreiben. Und die Menschen hat er ihnen nahegebracht. Du musst wissen, was den Menschen wichtig ist, worauf es ihnen ankommt, was für sie an erster Stelle steht – danach formen sie das, was sie Wahrheit nennen. Das hat er seinen Söhnen eingeimpft.
    »Ich habe eine zu große und zu wichtige Aufgabe, um vor solchen schäbigen Angriffen in die Knie zu gehen. Ist es nicht so, Frank?«
    »Absolut, Carl.«
    Pete Kondrackis Institut liegt im Osten der Stadt, zwischen Shoppingmalls und Bürogebäuden. Hierher kommt Christina nur selten. Bei Crate & Barrel hat sie ein paar Möbel und Gläser für ihre Wohnung erstanden. Und einen Teppich für Jays Zimmer.
    Über dem verglastem Eingang des flachen Betonbaus steht Geo-Analytics Kondracki.
    Petes ganzer Stolz, denkt sie, als sie auf die Klingel drückt.
    »Dr. Kondracki ist heute außer Haus«, sagt die junge Frau an der Rezeption mit einem professionell freundlichen Lächeln. Die Eingangshalle wirkt großzügig, an den Wänden hängen moderne Gemälde, bequeme Ledersessel warten auf Besucher. Das hier ist nicht irgendein Institut, signalisiert das alles, hier ist man gewöhnt, große Projekte zu entwerfen.
    »Können Sie mir sagen, wo er ist?« Christina klappt ihren Ausweis auf. Patty Stiegler – das steht auf dem Namensschild an der weißen Bluse der jungen Frau – wirkt auf einmal unsicher.
    Sie greift zum Telefon. Christina entnimmt dem kurzen Gespräch, dass er heute gar nicht ins Büro kommt.
    »Es tut mir leid«, sagt die Angestellte dann auch und legt den Hörer auf. »Dr. Kondracki ist erst morgen wieder da.«
    »Er ist verreist? Wohin?«
    »Er ist in

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