Der Skandal (German Edition)
Ashland gewesen. Während alle oben mit Schampus gefeiert haben, hatten die Typen freie Bahn.«
»Da stimmt doch was nicht, Aaron! Wieso kommt dann zufällig ein falscher Abschleppdienst daher und droht mir?«
»Wir müssen den Abschleppdienst checken. Vielleicht haben die was damit zu tun.«
»Bullshit, Aaron! Die haben gewusst, dass ich bei Muller eingeladen bin. Die kannten mein Auto und haben gewartet, bis ich wieder weggefahren bin. Zur Tarnung haben sie noch ein paar andere Reifen zerstochen!«
Sie legt mit einem knappen »Bye!« auf und lässt ihr Handy zurück in die Tasche zu den Tabletten gleiten. Dann geht sie wieder zur Glasscheibe, um Jay so nahe wie möglich zu sein.
Gouverneur Carl H. Ochs lässt den Blick über die Journalisten schweifen. Er hält gerne Reden, aber er mag keine Pressekonferenzen. Diese Schweinebande versucht immer, einen in die Enge zu treiben, denkt er, dass man sich zu einer Äußerung hinreißen lässt, die einen zu Fall bringen kann. Jedes Wort drehen sie einem im Mund um, man muss aufpassen wie ein Luchs. Und diese verfluchte Erpressung lässt ihn auch nicht in Ruhe. Er muss sich jetzt konzentrieren.
»Wir hatten eine schwere Zeit hier in Wisconsin. Ich muss nicht an die Proteste erinnern, die wir in letzter Zeit erlebt haben.« Er fixiert den Redakteur vom Milwaukee Journal Sentinel , der ihm das Leben schwer gemacht hat.
»Einschnitte bei den Finanzen, die Kontroversen mit den Gewerkschaften. Wir haben Opfer gebracht, damit unser Staat funktionsfähig bleibt, damit wir alle in Ordnung und Sicherheit leben können.« Er macht eine kurze Pause und fährt dann fort: »Doch Einsparungen allein bringen uns nicht voran, sie ermöglichen uns kein besseres Leben. Wisconsin hat viele Ressourcen. Und die müssen und werden wir auch nutzen.« Bevor einer der Journalisten ihn mit seinen Fragen unterbrechen kann, schiebt er nach: »Eine wichtige Ressource ist der Bergbau. Vor Jahren sind Minen geschlossen worden, weil es billiger war, die Rohstoffe im Ausland zu kaufen. Viele Arbeitsplätze sind verloren gegangen, ganze Landstriche sind verarmt. Doch die Zeiten haben sich geändert. Es geht nicht mehr nur um Erze, es geht um Metalle der Seltenen Erden. Sie heißen Cer und Lanthan, Promethium und Neodym – um nur vier von insgesamt siebzehn zu nennen. Sie kommen nur in anderen Mineralien vor, aber nur in kleinen Mengen, als Beimischungen. Und sie sind daher nur durch aufwendige chemische Prozesse aus diesen Verbindungen zu lösen. Fachleute können Ihnen das natürlich detaillierter erklären. Fakt ist: Ihre Handys, iPods, Blackberrys, Fernseher – ja auch unsere Windräder, die Energie liefern, sie alle sind nicht denkbar ohne diese besonderen Metalle! Und in der Zukunft werden noch mehr Technologien davon abhängig sein. Nach langen Diskussionen konnte endlich eine Mine für diese Seltene-Erden-Metalle im Norden unseres Staates wiedereröffnet werden. Diese Mine schafft außerdem Arbeitsplätze in der Region, die einstmals eine der produktivsten war. Wir konnten Polycorp Minerals auch dafür gewinnen, der Mine ein Technologie- und Forschungszentrum anzugliedern! Zukünftig wird dort oben also nicht nur Neodym gefördert und gewonnen, es werden sich dort auch Koryphäen für Zukunftstechnologien treffen – und zeitweise dort sogar forschen. Diese Region wird einen immensen wirtschaftlichen Aufschwung erleben und gut ausgebildete Menschen anziehen. Wir führen Wisconsin in die Zukunft. Darauf können wir sehr, sehr stolz sein.«
Bei den letzten Sätzen hat er etwas langsamer und lauter gesprochen, das hat ihnen noch mehr Bedeutung verliehen.
So schnell wird ihm keiner von denen da sein Projekt miesmachen. Sollen sie doch ihre verdammten Fragen stellen!
Der Rothaarige vom lokalen Fernsehsender ist der Schnellste.
»Es gab in der Vergangenheit Probleme mit der Entsorgung des anfallenden Giftmülls. Daher wurde die Mine vor zehn Jahren geschlossen. Wie ist die Situation jetzt?«
Ochs gibt seinem Lächeln etwas Nachsichtiges, das signalisieren soll, er ist nicht böse über so wenig Sachkenntnis. »Das ist richtig. Aber in der Zwischenzeit sind schon längst neue Methoden der Entsorgung entwickelt worden. Auch mit den Umweltschützern gibt es keine Probleme mehr, denn auch sie haben begriffen, dass ohne die Seltene-Erden-Metalle kein Fortschritt möglich ist – auch nicht im Umweltschutz.«
Die dicke Blonde in der zweiten Reihe meldet sich, die hat ihn beim letzten Mal beinahe
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