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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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nicht verändert. Seine wahren Gefühle und Gedanken hat er schon immer für sich behalten. Und Entscheidungen ist er grundsätzlich ausgewichen, er hat so lange auf Zeit gespielt, bis er keine Wahl mehr hatte. Menschen ändern sich nicht, das hat ihr irgendwann einmal ein alter Cop gesagt. Viele Jahre ist das her, als sie gerade die ersten Wochen Streife gefahren war und nicht wahrhaben wollte, dass der wimmernde Typ auf der Rückbank immer zu viel trinken und dann jedes Mal seine Frau verprügeln würde. Egal, wie oft man ihn einsperrte.
    Menschen ändern sich nicht, Pete, genau.
    »Gut, dass Sie da sind, Mrs. Andersson!« Die Krankenschwester im Stationsbüro ist nervös. »Dr. Joffe ist bei Jay.«
    Christina stürzt durch den Flur zur Intensivstation. Hinter der Scheibe sieht sie Dr. Joffe und einen Stationsarzt an Jays Bett stehen. Jay selbst ist von ihren Rücken verdeckt.
    »Was ist los?«, fragt sie den Wachmann, der müde auf seinem Stuhl vor der Tür hockt. »Was ist passiert?«
    »Ich weiß nicht«, sagt er und errötet, als hätte sie ihn bei etwas ertappt. »Plötzlich kam ’ne Schwester rausgelaufen, und kurz darauf sind die beiden Ärzte rein.«
    Sie klopft an die Scheibe, doch keiner da drin dreht sich um.
    »Ich war die ganze Zeit da, Detective, hier ist keiner rein, der nicht reindarf. Das schwör ich Ihnen«, bekräftigt der Wachmann.
    Sie will gerade die Türklinke hinunterdrücken, als sie jemanden »Chris!« rufen hört.
    Pete kommt auf sie zu, atemlos, er ist offenbar die Treppe hochgelaufen.
    Bevor Christina etwas sagen kann, kommt Dr. Joffe aus dem Krankenzimmer.
    »Was ist mit Jay?«, fragt Christina hastig.
    »Mein Kollege ist noch bei ihm. Im Moment kann ich Sie nicht reinlassen. Jay hat eine Lungenentzündung. Seine Atmung ist durch die Verletzung stark beeinträchtigt«, erklärt Dr. Joffe. »Die Gefahr dabei ist, dass sich durch die reduzierte Sauerstoffzufuhr Bakterien entwickeln können. Aber machen Sie sich keine allzu großen Sorgen. Er bekommt Antibiotika, und die helfen in der Regel.«
    »Und wenn sie nicht helfen? Dr. Joffe, Sie müssen mir keine Märchen erzählen! Es ist allgemein bekannt, dass gerade in Kliniken Bakterien längst resistent sind gegen Antibiotika!«
    »Mrs. Andersson, bitte beruhigen Sie sich! Wir tun unser Bestes. Wir haben die Bakterien getestet, sie lassen sich gut antibiotisch behandeln. Sie dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren! Das hilft Jay am allerwenigsten.« Sie spürt Petes Hand auf ihrer Schulter. »Sie hat gerade ihren Bruder verloren«, hört sie ihn sagen.
    Sie senkt den Kopf und schluckt.
    »Entschuldigen Sie«, murmelt Dr. Joffe und verabschiedet sich schnell.
    »Was tust du hier, Pete? Wolltest du dich nicht um Sandra kümmern?«, sagt sie nicht gerade freundlich.
    Langsam zieht er seine Hand zurück. »Ich dachte, du brauchst vielleicht Unterstützung. Und außerdem«, sein Blick wandert zur Glasscheibe, »wollte ich wissen, wie es Jay geht.«
    »Du hast es doch gehört«, sagt sie. Da ist wieder diese Bitterkeit, die sie in letzter Zeit bei sich bemerkt hat. Von der hat auch der alte Cop gesprochen: » Die stellt sich ein, Mädchen, keine Sorge, das ist so sicher wie der Tod, kannst drauf warten .« Und sie hat es abgetan als das Gerede eines vom Leben enttäuschten, müden alten Mannes. Damals war Jay erst anderthalb, und ihr Leben war ausgefüllt, voller Erwartungen und Freude.
    »Es wird schon wieder«, sagt er und unterbricht ihre Gedanken. »Ganz sicher. Wenn die Antibiotika wirken, wie der Arzt gesagt hat …« Sein Blick bleibt auf ihrem Gesicht haften. »Aber was ist mit dir passiert? Hast du einen Unfall gehabt?«
    »Ach Pete …« Plötzlich spürt sie eine bleierne Müdigkeit. »Lass mich einfach in Ruhe.«
    Als seine Schritte hinter der Tür verklungen sind, kehren die Schmerzen zurück, scharf und spitz. Sie braucht ihre Tabletten, wie soll sie mit diesen Schmerzen klar denken können? Sie kramt sie aus ihrer Handtasche und schluckt sie ohne Wasser.
    Auf ihrem Handy sind drei Anrufe von Aaron eingegangen.
    Sie zögert, ihn zurückzurufen. Der Moment, als sie in seine Augen gesehen hat, als sein Mund so nah war, hat sie verwirrt, und darüber ist sie immer noch nicht hinweg.
    Schließlich geht sie doch auf den Flur und ruft ihn an.
    Aaron berichtet ihr, dass in der Tiefgarage von Muller Engstroem Architects die Reifen von mindestens zehn Autos zerstochen worden sind. »Sieht so aus, als wäre das eine Protestaktion gegen

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