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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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aber sicher kann das erst nach der Laboruntersuchung festgestellt werden. Sie öffnet die vordere Tür und beugt sich in den Wagen. Dabei fällt ihr ein umgekippter Kaffeebecher im Fußraum auf der Beifahrerseite auf. Die hellbraune Flüssigkeit auf der Gummimatte ist gefroren. Auf dem Sitz verstreut liegen ein offenes leeres Brillenetui, eine halb volle Flasche Mineralwasser, eine aufgerissene Tüte Kartoffelchips und eine zusammengeknüllte Papierserviette.
    »Wer steigt denn bei dem Wetter ohne Mantel aus, frag ich mich. Außerdem hat sie wahrscheinlich einen Revolver. Ich hab Munition im Handschuhfach gefunden«, sagt Pascoli hinter ihr und schwenkt einen Plastikbeutel mit drei Kleinkaliberpatronen hin und her.
    »Ist hier sonst noch was in der Nähe?«, fragt sie.
    »Außer dem Blockhaus, meinen Sie?« Er kneift die Augen zusammen und sieht in die Weite. »Das hier ist die Sheboygan Marsh, Wildlife Area, falls Sie es noch nicht wissen sollten. Hinter dem Blockhaus ist ein kleiner See. Und dann gibt’s nur noch Wald. Verdammt viel Wald. Ist jedenfalls seltsam, dass sie hier geparkt hat. Sie hätte auch weiterfahren können, direkt zum Haus, oder zum See.«
    »Vielleicht ist sie im Schnee stecken geblieben?«
    »Glaub ich nicht.« Pascoli bückt sich zu den Rädern hinunter. »Vor zwei Tagen hat hier noch nicht so viel Schnee gelegen. Ich fürchte, man wird keine Spuren finden.«
    Was hat Sandra Kondracki hier gewollt, fragt sie sich. Was wollte sie mitten im Wald? Im Winter – und schwanger? Sie hat Pete noch nichts gesagt. Sie kann nur hoffen, dass das alles ein Missverständnis ist.
    »Was ist, gehen wir jetzt endlich zu der Hütte?«, fragt Pascoli ungeduldig.
    Christina zieht ihre Heckler & Koch – ihre Dienstwaffe musste sie ja abgeben, darauf hat Muller bestanden – und geht an ihm vorbei. »Sie bleiben hinter mir.«
    »Hab nichts dagegen«, brummt Pascoli.
    »Was ist das eigentlich für ein Haus?«, fragt sie. Ihre Schritte knirschen laut im Schnee.
    »Gehörte mal einem Unternehmer aus der Gegend. Mulch«, antwortet er von hinten.
    »Was?«
    »Wissen Sie nicht, was Mulch ist? Dieses Zeug für den Garten! Er hat’s hergestellt und verkauft.«
    »Und wem gehört das Haus jetzt?«
    »Keine Ahnung. Jedenfalls ist die Bude unbewohnt. Und wenn nicht bald was getan wird, fällt sie in sich zusammen.«
    Etwa fünfzig Meter vor ihnen erhebt sich ein zweistöckiges Holzhaus aus grob gezimmerten Balken. Von Weitem sieht es noch ziemlich gut aus, doch als sie näher kommen, entdeckt Christina, dass die Schneelasten das Dach an einer Stelle eingedrückt haben, Fenster sind eingeschlagen – und die Tür steht einen Spaltbreit offen.
    »Wollen Sie auch zuerst reingehen? «, fragt er herausfordernd.
    »Sie können von mir aus draußen warten, Sheriff«, sagt sie und geht die Holzstufen hinauf. Kaum ist sie oben, hört sie, dass er hinterherkommt.
    »Ich links, Sie rechts«, sagt sie. Er nickt. Auf ihr Kommando tritt er die Tür weiter auf, und Rücken an Rücken, die Waffe im Anschlag, treten sie ins dunkle Haus.
    Der Lichtstrahl seines MagicLites gleitet über ein chaotisches Durcheinander. Umgestürzte Sessel, ein zerbrochener Beistelltisch, aufgeschlitzte Polster, dazwischen umgekippte Flaschen, Glasscherben – und hinten an der Wand … ein aufgeschlagener Schlafsack und Fesseln.
    »Ist es das, wonach es aussieht?«, sagt Pascoli mit gedämpfter Stimme und leuchtet die Wand und den Boden um den Schlafsack herum ab.
    »Wonach sieht es denn Ihrer Meinung nach aus?«
    »Wollen Sie mich verarschen? Das sieht man doch auf einen Blick!«
    »Sagen Sie es mir! Kommen Sie schon, Pascoli! Wonach sieht es Ihrer Meinung nach aus?«, drängt sie ihn. Sie hofft, dass er eine andere Idee hat als sie.
    Er schnauft. »Entführung natürlich. Sie wurde in den Waldweg gelockt. Vielleicht saß der Entführer auch schon mit im Auto. Er schleppt sie hierher, fesselt sie … Also, wieso ihr Detectives euch als was Besseres fühlt, will mir einfach nicht in den Schädel.«
    »Lassen Sie endlich mal diesen Mist, okay? Also, er fesselt sie und …«
    »… und hält sie gefangen. Irgendwas passiert. Er ist alarmiert und flieht mit ihr.« Der Lichtkegel bleibt auf einer dunklen Stelle des Holzbodens haften. Christina geht neben Pascoli in die Knie. »Das hier … sieht verdammt nach Blut aus«, sagt er. »Ich sag Ihnen, wie’s war: Der Kerl hat geschossen, sie wurde verletzt … oder … Scheiße! Vielleicht haben wir ’ne Leiche

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