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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Aufgabe versagen und sich den Zorn der Xacatecas zuziehen, während sie das Herz ihrer Armee verliert.«
    »Interessant«, meinte Incomo. »Doch die Schwachstelle dieses Plans ist offensichtlich. Solange die Mission Keyoke untersteht, wird es ganz sicher keine groben Fehler geben.«
    Tasaio schlug leicht mit dem Handschuh gegen die andere Hand, und das Lächeln breitete sich jetzt über sein ganzes Gesicht aus. »Genau deshalb muß Keyoke beseitigt werden. Wir müssen einen Überfall planen, der ihn zu Turakamu bringt. Stellen wir uns vor, der Hohe Rat fordert die Lady am Tage des Todes ihres Kommandeurs zu einer solchen Mission auf.« Tasaio faltete die Hände; er war ganz das Abbild eines Soldaten, der in sich selbst ruhte. »Wenn Keyoke tot ist, muß Mara das Wohlergehen der Acoma in die Hände von weniger fähigen Untergebenen legen, vermutlich in die des Truppenführers Lujan, in die eines flatterhaften Hadonras und in die einer alten Amme, die sich Erste Beraterin nennt. Und eine von diesen Personen werden wir ja wohl auf unsere Seite ziehen können.«
    »Brillant!« stieß Desio hervor.
    Tasaio faßte noch einmal zusammen: »So wie ich es sehe, hat Mara ohne die Hilfe erfahrener Soldaten bei der Mission in Dustari keine Chance. Welchen Truppenführer sie auch immer zum Oberbefehlshaber über die Hilfstruppen zur Unterstützung der Xacatecas bestimmen mag, er wird schnell erkennen, daß es etwas ganz anderes ist, eine Schlacht zu planen, als einfach nur eine Streitmacht zu befehligen.«
    »Brillant!« wiederholte Desio laut und enthusiastisch.
    Incomo wandte sich den eher praktischen Problemen zu: »Lord Desio müßte viele Verbündete im Rat für sich gewinnen – sich unter Umständen gar verschulden – , um sicherzustellen, daß Mara für Dustari verpflichtet wird. Es war schon sehr teuer, den Lord der Xacatecas dorthin zu schicken, und es wird schwierig, ihn weitere zwei Jahre an der Grenze festzuhalten. Die Edlen, die uns unterstützen, werden mehr Zugeständnisse verlangen, wenn wir sie ein zweites Mal kaufen wollen, besonders nach dem Rückschlag durch Jingus Tod. Ich muß Euch daran erinnern, daß wir leider nicht mehr so stark oder einflußreich sind wie einst und mit diesem Plan hohe Schulden auf uns laden.«
    »Welchen Preis hat der Tod von Mara von den Acoma?« fragte Tasaio leise. »Desio schwor dem Roten Gott den Bluteid. Die Alternative hieße, daß wir jede Frau und jedes Kind in den Farben der Minwanabi erschlagen, dann in Turakamus Tempel marschieren und uns in unsere Schwerter stürzen.«
    Incomo nickte und sah seinen Lord scharf an.
    So sehr Desio sich auch nach Maras Vernichtung sehnte, so wußte er doch, welch schwerwiegende Entscheidung er zu treffen hatte. Er war nicht gewillt, sich oder die Mittel des Hauses Minwanabi leichtfertig zu opfern, und so grübelte er mit gerunzelter Stirn vor sich hin. »Ich denke, mein Cousin hat mich gut beraten«, sagte er schließlich. »Doch können wir uns auf die Wüstennomaden verlassen?«
    Tasaio blickte aus dem Fenster, als würde in weiter Ferne eine Antwort Gestalt annehmen. »Das ist unwichtig. Denn unter den ›verbündeten‹ Angreifern wird ein Kommandeur sein, der die notwendigen Schritte für Maras Fall unternimmt. Ich werde den Kampf persönlich leiten.«
    Desio nahm den Vorschlag voller Freude auf. »Wunderbar, Cousin. Euer Ruf wird Euch nur wenig gerecht. Ihr seid noch viel besser, als man mir sagte.« Er nickte eifrig. »Beginnen wir mit den Vorbereitungen zu diesem Plan. Eile und Hast werden der Vollkommenheit weichen müssen.«
    Tasaio nickte. »Ich habe noch viel zu tun, Mylord. Unser Plan muß absolut fehlerfrei sein, sonst riskieren wir die Feindschaft zweier großer Häuser, deren jeweilige Macht im Steigen begriffen ist. Die Armee, die wir in zwei Jahren zusammenstellen werden, muß in kleinen Teilen in Booten nach Ilama geschmuggelt werden, dann weiter über den Küstenpfad nach Westen bis Banganok. Niemand darf etwas von den Truppenbewegungen erfahren. Und wenn der Lord der Xacatecas unter Druck steht, müssen wir bereit sein, Keyoke gleich im ersten Moment zu töten, da er verletzbar ist.« Er blinzelte mit den Augen, als würde er sich wieder auf Desio konzentrieren. »Ja, ich muß mich um vieles kümmern. Ich bitte Mylord um die Erlaubnis, mich zu entfernen.«
    Desio entließ ihn. Auch wenn die Einhaltung des Protokolls ihm im Augenblick am unwichtigsten war, stand Tasaio auf und verbeugte sich korrekt bis ins letzte Detail.

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