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Der Skorpion von Ipet-Isut

Der Skorpion von Ipet-Isut

Titel: Der Skorpion von Ipet-Isut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Napp
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Gegensatz zur Situation unter deinem Vater – er lebe ewig. Aber ein Herrscher sollte auf das Wohl seines Landes achten, sich nicht von Abneigungen leiten lassen… erlaube mir diese Worte.“ Er hatte das Gefühl, selbst daran zu ersticken. Was begriff Iny mit seinem offensichtlichen Spatzenhirn überhaupt?! Er plapperte Kahoteps Tiraden nach, das war alles. Offenbar war er unfähig, selbst zu denken! 
    Als der Hohepriester schließlich den Thronsaal verließ, war er sicher, dass die Audienz erfolglos bleiben würde wie alle, die er zuvor in dieser Angelegenheit über sich gebracht hatte. Er machte sich zum Gespött und erniedrigte sich, das war alles!
    Amenemhat machte sich auf den Weg zu Nefertari. Seine Treffen mit Nefertari waren seltener geworden, seit ihr Sohn regierte, und sie hatten einen offiziellen Anstrich bekommen. Zumindest, bis er mit ihr allein war. Dann zerfiel die Fassade...
    „Wir müssen etwas tun“, erklärte er, nachdem er den Papyrus mit der Rechnung für eine Gedächtnisstele vor der Königsmutter entrollt hatte und die anwesende Dienerin entlassen worden war. „Dein Sohn hat absonderliche Vorstellungen. Oder besser: sein Berater Kahotep hat sie.“
    „Du überschätzt den Einfluss, der mir noch geblieben ist“, gab sie leicht pikiert zurück. Immerhin hatte ihr Geliebter sie seit einer Woche nicht besucht, und nun war das Erste, was er vorbrachte, diese Sache! Kein Wort über ihre neue Perücke, kein Wort darüber, dass er ihre Gegenwart vermisst hatte, nichts!
    „Du könntest wenigstens versuchen, Iny ein wenig Vernunft beizubringen! Etwas, was ich all die Jahre erfolglos unternommen habe!“ fuhr Amenemhat fort, sich beharrlich weigernd, den Thronnamen zu benutzen, der ihm für den Träger so vollkommen unpassend erschien. 
    „Er ist noch jung“, antwortete sie. „Sei nicht so streng mit ihm. Und dieser Erlass … nun, eine Laune, nichts weiter! Er wird sich schon noch umbesinnen.“
    „Eine Laune?! Ich versuche seit fast drei Wochen, zu seiner Vernunft vorzudringen! Er hat das Tempelland konfisziert! Sollen die Priester verhungern, von denen das Wohl des Reiches abhängt?! Der Herrscher von Kemet kann sich keine ‚Launen’ erlauben, Nefertari! Oder er sollte nicht länger Herrscher sein!“
    Bei diesen Worten fuhr die Königin herum. Ein beinahe ängstlicher Ausdruck lag in ihren Augen, als sie flüsterte: „Amenemhat, rühre Iny nicht an!“
    „Was ist los mit dir, entdeckst du plötzlich mütterliche Gefühle?“ Er wandte den Blick wieder ab vom Garten und ihr zu. 
    „Er ist mein Sohn! Und ich will ihn und dich nicht gegeneinander stehen sehen!“
    „Nun, das fällt dir etwas spät ein, meinst du nicht? Du wusstest von Anfang an, dass er eines Tages zwischen mir und dem Thron stehen könnte, falls Ramses das Zeitliche segnet!“ gab der Priester so leise zurück, das Nefertari es gerade noch hören konnte. „Habe ich gegen Ramses gekämpft, um jetzt zuzusehen, wie sein Sohn alles zugrunde richtet in seiner Dummheit? Die Gesandten der Libyer gehen bei den Gaufürsten ein und aus und was tut Iny? Nichts! Er sitzt hier und lässt sich von diesem Kahotep wirre Ideen ins Ohr setzen! Er sollte lieber das Land von den Libyern zurück holen, die über seine Untätigkeit lachen, statt den Tempel zu bestehlen!“
    „Amenemhat...“ fing sie an, brach aber ab, mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen, den er noch nie bei ihr wahrgenommen hatte.
    „Ja, was ist?“
    „Iny…“ Sie wirkte plötzlich... unruhig, beinahe ängstlich. Das war ganz und gar nicht ihre Art! Verbarg sie etwas? Gerade jetzt brauchte er mehr denn je Augen und Ohren im Palast! Er konnte sich nicht leisten, dass sie irgendwelche anderen Rücksichten voran stellte, auch keine, die ihren Tunichtgut von Sohn betrafen.
    „Nefertari, auf wessen Seite stehst du? Auf seiner oder meiner?“
    „Auf deiner!“ Sie legte die Arme um ihn. „Immer nur auf deiner! Ich liebe dich doch!“
    Der Hohepriester ließ die Hände geistesabwesend über ihren Rücken gleiten. Liebe? Wovon sprach sie überhaupt? Sie versuchte, ihn um ihre gierigen Finger zu wickeln seit Jahren und wähnte sich in dem Glauben, dass ihr das tatsächlich gelang... Bisher hatte es ihm sehr nützlich geschienen, diesen Glauben zu erhalten. Aber nun? Ihr Verhalten, was Iny betraf, war bestenfalls verstörend...
    „Ich möchte nur, dass du versuchst, dich mit Iny auszusöhnen“, hatte Nefertari weiter gesprochen, sich immer noch an Amenemhat

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