Der Skorpion von Ipet-Isut
gerecht und gut!“
„Im Gegensatz zu mir Scheusal, nicht wahr?“
„Hör’ auf, das zu sagen!“
„Debora, deine Hingabe an Kahotep ist Verschwendung!“
„Das ist nicht wahr!“
„Du läufst einem Traumbild hinterher!“ Sein Spott war verschwunden und hatte etwas zurück gelassen, was nahe an Verzweiflung lag. Er konnte sie nicht ziehen lassen, nicht so, nicht zu IHM!
„Du lügst! Du kennst ihn nicht!“
„Ich kenne Kahotep besser als du! Du würdest neben ihm dahin welken! Wenn er dich überhaupt eines Blickes würdigt! Und aus diesem Grunde werde ich nicht zulassen, dass du zu ihm gehst!“
„Und wie willst du mich aufhalten?“ erwiderte sie heftig.
„Mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen“, rief er, sich im gleichen Augenblick bewusst werdend, dass er einen Fehler beging.
„Du willst mich hier einsperren? Mich anketten wie eine Gefangene? Ja, du hast mich ja auch GEKAUFT wie ein Stück Vieh!“
„War es vielleicht dein Wille, bei Itakaiet weiter zu arbeiten?“ Sarkasmus war sicherlich nicht der richtige Weg, aber er konnte sich nicht helfen.
„Du hättest mich einfach sterben lassen können!“ schluchzte sie jetzt. „Warum? Warum hast du mich mitgenommen?“
Ihr plötzlicher Stimmungsumschwung warf ihn völlig aus der Bahn. Bei der Neunheit der Götter, was sollte er sagen?! Die Wahrheit?! Andererseits hielt er die Zeit für Ausflüchte und Lügen für abgelaufen.
„Weil ich dich für das Kostbarste halte, was mir in meinem ganzen Leben begegnet ist, Debora!“ Mit einem Mal hatten Dinge wie Stolz ihre Bedeutung für ihn verloren. „Ich will nicht, dass du dich an diesen Kahotep wegwirfst! Er ist deiner nicht wert!“
Er fühlte sich, als schwebe er über einem bodenlosen Abgrund mit nur einer einzigen Chance der Rettung. Eine einzige Entscheidung. Er hatte sie zu fällen, auch wenn das bedeutete, alles andere von sich zu werfen. Dem ersten Impuls folgend kniete er nieder und griff ihre Hände. Sie war zu überrascht, um sie zurück zu ziehen. „Debora! Höre mir zu!“ Bei der Dreiheit von Waset, es ist lächerlich! Ich verhalte mich wie ein Knabe vor der ersten Geliebten!
„Lass mich los!“ flüsterte sie und schloss die Augen, um seinem Blick zu entgehen.
„Höre mir zu… Du bedeutest mir mehr als… als alles andere! Ich...“
„Ich will... zu...Kahotep! Ich kann nicht länger hier sein! Ich will nicht länger hier sein!“
„Liebst du ihn?“
„Wieso fragst du mich das?“ Ihre Hände lagen immer noch in den seinen und zitterten. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie log. Er WUSSTE, dass sie log! In diesem Augenblick deutlicher als je zuvor. Er hätte sie am liebsten so lange geschüttelt, bis sie aufwachte! Ihr diesen verfluchten Kahotep aus dem Kopf geschüttelt!
„Sag mir, dass du Kahotep wirklich liebst! Sieh mich an, sage es mir ins Gesicht!“
„Lass mich gehen…“
„Los! Ich will es laut und deutlich von dir hören!“
„Bitte…“ schluchzte sie.
„Sieh mich an!“
Langsam wandte sie den Kopf in seine Richtung. Ihre Brust hob und senkte sich ein paar Mal und ihre heftigen Atemzüge waren alles, was zu hören war. Dann erst, kaum mehr als ein Windhauch: „Ich liebe ihn.“
Amenemhat stand auf, fühlte sich schlagartig wie ein alter Mann. Mit einem in den Staub getretenen Stolz!
„Du kannst gehen, wann immer es dir beliebt“, brachte er heraus, ohne genau zu wissen, wie. Dann wandte er sich um und verließ den Raum. Zwei Schritte später rannte er und hatte das Gefühl, vor Zorn, Scham und Wut zu explodieren. Er stieß den alten Ipu so heftig zur Seite, das jener zurück stolperte und beinahe fiel. Im Vestibül kam ihm Menkheperre entgegen, der bestürzt von dem sich bietenden Anblick die Hand nach seinem Freund ausstreckte. „Amenemhat, was...“
„Lass mich los!“ fauchte der Hohepriester wie eine zum Biss bereite Viper. „Geh mir aus dem WEG! Aus dem Weg, verdammt!“
Itakaiet war eben mit einem Kunden in ihre Kammer gegangen, als es an der Hintertür klopfte und eine wütende Stimme zu hören war: „Mach auf, verflucht!“
Die Stimme Amenemhats! Ein rascher Blick Itakaiets galt dem Mann, den sie gerade hier hinauf geführt hatte. Sie verabscheute fette Männer, doch der Höfling hatte ihr das Doppelte des üblichen Preises geboten, und da konnte sie sich schon einmal dazu herablassen, über einiges hinweg zu sehen! Angesichts dieser Wendung jedoch... Was auch immer der Hohepriester wollte, ihn
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