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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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es durch seine Dekorationswut wett, denn überall waren Elchnachbildungen zu bewundern – beherrscht von einem riesigen ausgestopften Elchkopf über einem offenbar ausrangierten dickbäuchigen Ofen. Die Salz- und Pfefferstreuer, die Serviettenhalter, Servietten, Topflappen waren mit Elchmotiven verziert, die karierten Tischdecken wiesen Elchumrisse auf, die Wände ebenfalls in der jeweiligen Komplementärfarbe. Auf die Rückenlehnen der Stühle waren Elchköpfe gemalt, und für Sammler standen Elchandenken zur Auswahl.
    Eindeutig des Guten zu viel.
    Sie bestellten Sandwichs und Kaffee und setzten sich an einen Tisch zwischen dem Treppenhaus und einer Reihe von Fenstern mit Blick auf eine rustikale Veranda. Draußen warteten mit Erde gefüllte Kübel darauf, bepflanzt zu werden, sobald das Wetter umschlug.
    »Ich kann mich erinnern, hier gewesen zu sein«, sagte Jillian mit einem Blick auf die Reihe von Barhockern vor dem Tresen, der das Bar- und Küchenpersonal vom Gastraum abtrennte.
    An diesem Tag hockten ein paar Gäste vor ihrem Kaffee und lasen die Zeitung, hörten Musik oder arbeiteten an ihren Laptops.
    »Erkennst du hier irgendwen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich war in so großer Eile, ich habe nur rasch die Toilette benutzt und mir einen Kaffee zum Mitnehmen geholt. Damals waren nur wenige Leute hier, etwa so wie heute, und ich stand hinter einer Frau mit einem etwa fünfjährigen Mädchen. Sie trugen dicke Schneeanzüge, und das Kind konnte sich nicht entscheiden, welchen Muffin es zu seiner heißen Schokolade wollte. Das war schon alles. Ich habe meinen Kaffee bestellt, bezahlt und ein paar Bemerkungen über das Wetter gemacht.«
    »Niemand ist dir gefolgt?«
    »Nicht, dass ich etwas bemerkt hätte.«
    Sie unterhielten sich und aßen und sprachen sogar mit dem Mädchen, das Jillian seinerzeit bedient hatte. Die junge Frau wischte den Ausgießer des Milchaufschäumers ab und erklärte, dass sie die gleichen Fragen vor einiger Zeit bereits der Polizei beantwortet habe und sich an nichts Bemerkenswertes an jenem Tag erinnern könne.
    »Dieses war der erste Streich«, sagte MacGregor, als er Jillian beim Einsteigen half. Dieses Mal lenkte er den geliehenen Pick-up in Richtung Süden, in der Absicht, Jillians geplante Fahrt nach Missoula zu verwirklichen. Jillian rief mit dem Handy, das Zane ihr gegeben hatte, ihre Mutter an und hinterließ die Nachricht, dass sie aus dem Krankenhaus entlassen sei. Dann zückte sie die Karte, die Detective Alvarez ihr im Krankenhaus gegeben hatte, und tippte deren Handynummer ein.
    Alvarez meldete sich beim zweiten Klingeln, und als Jillian erklärte, wo sie war und was sie vorhatte, hörte die Polizistin zu, dann brachte sie Jillian auf den neusten Stand und ersparte ihr die fast erwarteten Anweisungen, was sie zu tun und zu lassen hätte. Zane saß mit finsterer Miene hinterm Steuer. Er traute der Polizei grundsätzlich nicht, aber wer wollte ihm das verübeln? Doch Jillian war froh, den Anruf getätigt zu haben. MacGregor fuhr stetig weiter in Richtung Missoula.
    Als das Gespräch beendet war, wog Jillian das Gerät in der Hand und sagte nachdenklich: »Sie glauben nicht, dass ich ein Opfer des Sternmörders bin.«
    Zane warf ihr einen Blick zu. »Was soll das heißen?«
    »Sie glauben, dass mich ein Trittbrettfahrer hierhergelockt hat, der genauso vorgegangen ist wie der Serientäter, um alle auf eine falsche Spur zu führen.«
    »Wie kommen sie darauf?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie berichtete ihm, was sie von Alvarez erfahren hatte, dann sagte sie: »Offenbar sagen sie mir nicht alles, aber zumindest bin ich nicht die Zielscheibe eines Wahnsinnigen.«
    »Nicht? Du bist aber für irgendjemand anderes die Zielscheibe. Mag sein, dass es besser ist, wenn du es mit deinem ganz persönlichen Spinner zu tun hast. Dann liegt vielleicht wenigstens ein Motiv vor, das einen Sinn ergibt und uns zu ihm führt, anders als bei einem Geistesgestörten, der sich seine Opfer in einer bestimmten Gruppe von Frauen sucht.«
    »Das klingt nicht so, als ob es besser wäre. Ich muss ihn unbedingt finden, Zane. Es wäre zwecklos, nach Hause zu fahren. Er würde mich dort stellen.«
    MacGregors Kiefermuskeln spannten sich an. »Das ist ja der Zweck unseres Ausflugs: Wir jagen den Jäger.«
    »Und du bist mein persönlicher Leibwächter?« Jillian lächelte schwach.
    »Etwas in der Art.« Vor einer Straßenbiegung bremste Zane ab. »Dies alles begann ja mit den E-Mails, Anrufen und den Fotos

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