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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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ächzte.
    Sie schrie, schlug die Hände vors Gesicht, stemmte beide Füße aufs Bremspedal, und der Kleinwagen schoss in den dunklen, gähnenden Abgrund der Schlucht hinunter.
     
    Perfekt!
    Das silberne Fahrzeug mit dem Kennzeichen von Washington stürzte in die Schlucht. Im freien Fall, beinahe in Zeitlupe. Ein Anblick von großer Schönheit.
    Der »Unfall« war in penibelster Perfektion durchdacht.
    Der Subaru kippte über und stürzte.
    Morsche Äste brachen.
    Gefrorener Schnee fiel in Klumpen herab.
    Metall kreischte.
    Ein Schrei hallte durch die Schlucht, ein Schrei schieren, unverfälschten Entsetzens.
    Er hätte nicht erlesener sein können.
    Das Warten hatte sich gelohnt.
    Jillian Rivers, das Miststück, war endlich im Begriff, den Tod zu finden.
     
    Jillian öffnete abrupt die Augen.
    Aber sie konnte nichts sehen … um sie herum herrschte Dunkelheit.
    Sie stöhnte auf, als ein brennender Schmerz ihren Körper durchfuhr. Und ihr Sehvermögen, o Gott, warum konnte sie nichts erkennen? Ihre Beine brannten wie Feuer, ihr Kopf dröhnte, etwas bedeckte Mund und Nase und nahm ihr die Luft zum Atmen.
    Lieber Gott im Himmel, was ist passiert?
    Wo bin ich?
    Und bitte, bitte, lass die Schmerzen aufhören!
    Sie versuchte, tief einzuatmen, an dem Ding vorbei, das auf ihrem Gesicht lag, sie ersticken wollte.
    Panik überkam sie, doch sie versuchte, sie zu unterdrücken. Es war dunkel, aber nicht vollständig, und das Ding auf ihrem Gesicht drückte nicht, schnitt ihr nicht völlig die Luft ab. Ihr Kopf wurde klarer, während sie versuchte, es wegzudrücken. Was war das nur? Ein Kissen? Nein. Ein Luftballon? Nein … ach natürlich, es war ein Airbag!
    Mit vor Kälte oder Schock klappernden Zähnen drosch sie auf den Airbag ein und konnte ihn ein wenig zur Seite schieben. Trotz des Dröhnens in ihrem Kopf versuchte sie, sich zu konzentrieren. Allmählich wurde ihr klar, dass sie in dem zerbeulten Wrack ihres Subaru gefangen war.
    Ein Autowrack?
    Ich hatte einen Unfall. Hilfe, mein Knöchel!
    Sie rang nach Luft und versuchte, sich zu erinnern. Sie war in ihrem Auto eingeklemmt, in ihrem zehn Jahre alten Subaru Outback, der jetzt Schrott war. Es war eiskalt, der Wind fegte durch die zerbrochene Frontscheibe. Ihr Kopf dröhnte, und sie spürte Blut, klebrig und warm, in ihrem Haar.
    Ihre Gedanken waren zusammenhanglos und bruchstückhaft, als wäre sie betrunken, Dunkelheit drohte sie zu umfangen, nur der Schmerz hielt sie bei Bewusstsein.
    Du hast nur eine Gehirnerschütterung, du Dummkopf. Deshalb fühlst du dich so benommen. Wach auf, Jillian, und überleg dir, was los ist! Sonst musst du hier drinnen erfrieren.
    Sie bewegte sich ganz vorsichtig. Und erstarrte sofort vor Schmerz.
    Sie hatte das Gefühl, dass sie sich jeden Knochen im Leibe gebrochen hatte. Muskeln und Haut fühlten sich wund an, ihre Gelenke schmerzten höllisch.
    Sie biss die Zähne zusammen und versuchte erneut, sich zu bewegen, doch ihr linker Fuß, eingeklemmt unter dem zertrümmerten Armaturenbrett, rührte sich nicht von der Stelle. Schmerz schoss durch ihr Bein. Es stieg ihr sauer in die Kehle, beinahe hätte sie gewürgt. Sie spürte, wie alles Blut aus ihrem Gesicht wich, und wusste, dass sie im Begriff war, das Bewusstsein zu verlieren.
    Nein, nicht. Gib nicht auf. Was immer du auch tust, bleib wach. Wenn du bewusstlos wirst, ist das dein Tod.
    Sie atmete tief und regelmäßig, wobei sie Schmerzen in der Brust empfand, als hätte sie sich auch ein paar Rippen gebrochen, und gab sich alle Mühe, wach zu bleiben.
    Aber es war so furchtbar kalt. Sie probierte die Zündung aus, drehte den Schlüssel, doch nichts rührte sich, als wäre der Anlasser selbst kaputt. Sie versuchte es immer wieder, doch nicht das leiseste Klicken gab einen Hinweis darauf, dass der Motor zu zünden versuchte.
    Sie gab alle Hoffnung auf, den Wagen in Gang setzen zu können.
    Durch das zersplitterte Glas blickte sie hinaus in die hereinbrechende Dunkelheit und den wild wirbelnden Schnee. Millionen von Flocken wurden von den Scheinwerfern matt angestrahlt, die, wenn auch in sonderbarem Winkel, immerhin noch für ein bisschen Beleuchtung sorgten.
    Vielleicht entdeckte sie jemand, weil ihre Scheinwerfer durch die Bäume hindurch ein makabres Lichtmuster nach oben schickten.
    Und wenn nicht, was dann? Dann erfrierst du. Hier in diesem Autowrack. Du musst hier raus, Jillian, und zwar sofort.
    »Hilfe!«, schrie sie. »Jemand muss mir helfen!«
    Im Wind klang ihre Stimme

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