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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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Lagerfeld, Mann. Du hast doch keine Ahnung von Mode. Meine Klamotten sind das Beste, was man für Geld kriegen kann. Mein Schneider fragt mich sogar, auf welcher Seite ich meinen Riesenschwanz trage.”
    “Wenn du was verdienen willst, solltest du dir die Beine rasieren.”
    Ringo strich über Klaus’ T-Shirt: “Nicht mal als Toter will ich mit so einem Hemd erwischt werden.”
    “Das ist mein Spruch.”
    “Ich überweise der GEMA die Gebühren. Wie geht’s, Gill? Ich hab gehört, du bist auf der Wanderschaft?”
    “Nur vorübergehend. Trinkst du was mit uns?”
    “Nur Schampus. Und zwar richtigen. Nix unter vierhundert die Flasche. Ich kann einfach nichts Billiges vertragen.” Ringo brüllte zum Tresen: “Rita! Bring mir ‘ne Flasche Dom Perignon... Nee, lieber den Krug. Und für Klaus ‘ne Flasche Aldi-Jägermeister. Er soll sich wie zu Hause fühlen.”
    “Was machen die Geschäfte?”
    “Gut. In meinen Clubs hab ich jetzt viele Partien aus der Ukraine stehen...”
    Klaus war überrascht. “Du dealst mit den Russen?”
    “Ist mir doch egal. Läuft alles wie mit Gleitcreme. Sie liefern, kriegen was auf die Hand und tauschen die Mädchen regelmäßig aus. Immer neues Fleisch. Das weiß der moderne Freier zu schätzen. Ich bin es leid, mich mit deutschen Hühnern abzugeben. Bringen nichts und machen immer nur Stress.”
    Das gockelhafte Gefrotzel der Zuhälter amüsierte Gill, und er glaubte, etwas zu dem Fachgeplänkel beitragen zu müssen: “Das Johnny-Torrio-Prinzip.”
    “Das was?”
    “Wißt ihr nicht wer Johnny Torrio war? Der Ziehvater von Al Capone. Er hat das Rotationsprinzip eurer Branche eingeführt.”
    “Red nicht so geschwollen daher.”
    “Er hat die Nutten von Puff zu Puff rotieren lassen, damit die Freier immer wieder neue Frauen kriegen.”
    “Ich würd nicht mit den Russen dealen.”
    “Klar. Weil du blöd bist. Bei dir kann man auf Schülerausweis für den halben Preis ficken.”
    “Ich hab auf anderer Ebene mit ihnen zu tun. Glaubst du nicht, dass sie dich nur antesten, um deine Läden irgendwann zu übernehmen? Dann kannst du froh sein, wenn du in deiner eigenen Kaschemme noch als Türsteher arbeiten darfst.”
    Rita brachte den Champagner und eine Flasche Black Label.
    “Geht das aufs Haus, Chef?”
    “Du kannst wohl nicht dafür! Noch so ‘n Spruch, und ich bind dir ‘ne Matratze untern Hintern und etablier’ dich an der Straßenecke. Schreib das mal schön bei diesen Idioten auf.”
    Sie tranken und unterhielten sich über Geschäfte, die weitaus weniger unmoralisch waren als die eines Wirtschaftsministers. Es war schon fast mittag, als Ringo einen Schlüssel auf den Tisch legte.
    “Zweiter Stock. Übers Fenster geht’s aufs Garagendach. Wenn du über die Garage läufst, kommst du an ein Haus mit ‘nem Fenster auf gleicher Höhe. Das Fenster ist immer offen, führt ins Treppenhaus. Treppe runter, und du bist auf der hinteren Straße. Guter Fluchtweg. Aber hier passiert sowieso nichts. In Bochum haben wir den Leiter des Ordnungsamts im Sack. Ganz schräge Type, ‘n Satanist. Wenn die Bullen was von uns wollen, müssen sie erst höflich anfragen, ob sie mal vorbeikommen dürfen. Bochum ist die Stadt! Nicht Klausis verkommenes Dortmund.”
    Gill bedankte sich und ging zu der kleinen Wohnung hinauf. Er ließ sich auf das schmale Bett fallen. Eigentlich wollte er noch Harrys Akte durchsehen, aber er war zu müde. Während der Regen gegen die Fenster trommelte, schlief er ein. In der Faust die Glock. Man hatte es ihm während seiner Ausbildung beigebracht. Er war jedes Mal brutal durch einen Stromstoß geweckt worden, wenn er im Schlaf die Hand öffnete und die Waffe fallen ließ.
     
    DORTMUND. Der neue Tag schien in jeder Hinsicht so beschissen zu werden wie die letzten. Unausgeschlafen saß Wilcke in seinem Büro und brütete über den Akten des Kinderpornorings. Büchner, sein Assistent, füllte die Kaffeemaschine. Er war einige Jahre älter als Wilcke und hätte eigentlich den Posten als Leiter der OK erhalten müssen.
    Trotzdem war er nicht sauer gewesen, als man ihm Wilcke vor die Nase gesetzt hatte. Sein Schädel wurde von einem grauen Haarkranz eingerahmt, und sein Gesicht war so aufgeschwemmt wie sein feister Körper, der in einem abgewetzten, mausgrauen Anzug steckte. Büchner glaubte weder an Computer noch an sonstigen neumodischen Kram. Er hatte seine Fälle mit Zähigkeit gelöst und hielt Geduld für die wichtigste Tugend eines Kriminalisten. Wie eine

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