Der Sodom Kontrakt
haben. Nur nennt man das Fusionen. Sie holen ihre Beute und überlassen das Kulturmuseum Europa seinem Schicksal als Konsumenten derselben Tütensuppen von Spanien bis Sibirien. Gut ist nur, dass wir die amerikanischen Truppen gegen ihre multinationalen Konzerne austauschen. Endlich sind wir diese kulturlosen Besatzer los. Was sind denn Amerikaner? Ein Volk, das sich aus dem Abschaum aller Länder begründet hat, aus Gesindel, das aus jedem anständigen Land rausgeschmissen wurde.”
Schmidt war nicht in der Stimmung für ein politisches Proseminar. “Wer ist eigentlich Ihr mysteriöser Anrufer? Oder darf ich das nicht wissen?”
“Er geht Sie nichts an. Sein Name würde Ihnen nichts sagen, und außerdem sind Sie noch Adept. Adepten müssen sich ihren Zuwachs an Herrschaftswissen lang und mühselig erarbeiten.”
Schmidt strahlte: “Ja. Mühsames Vorwärtsgehen. Der Weg ist das Ziel. Zen-Buddhismus. Durch die Niederungen des Schlangentals kämpft sich der Samurai voran, um zu dienen und gleichzeitig absolute Freiheit im Geist zu erringen. Aber mit welchem Recht sucht Ihr Anrufer unsere Opfer aus?”
“Mit dem Recht, sich unser bedienen zu dürfen. Was haben Sie denn auf einmal? Brauchen Sie kleinbürgerliche Rechtfertigung? Haben Sie Gewissensbisse?”
“Niemals.”
“Gewissensbisse sind neurotische Symptome eines unfreien Geistes.”
“Genau.”
“Vielleicht ein wenig Patriotismus?”
“Ein bisschen Patriotismus wäre schön.”
“Ach, hören Sie doch auf! Entledigen Sie sich Ihrer überholten Ideologien. Diese Kleptokratie aus dumpfen Proleten und Krämerseelen kann keinen erhabenen Geist zur Sentimentalität der Vaterlandsliebe treiben. Patriotismus ist ein Instrument Weniger, um den Durchschnittsdeppen dazu zu bringen, andere Interessen mit Leib und Leben zu verteidigen. So was ist eines freien Geistes unwürdig.”
“Ich muss noch viel lernen.” Schmidt erhob sich und schlurfte zur Tür. Er blieb stehen: “Der neue Auftrag - oder Hit, wie es im Kino heißt. Was ist damit?”
“Ich erwarte noch den Anruf. Freuen Sie sich auf. Bald ist wieder Schlachtfest und keine gute Tat bleibt unbestraft.”
“Hoffentlich wird es schwieriger. Ich möchte gern mal was Neues ausprobieren. Seit Jahren beschäftigt mich eine Sache, die Sterbende betrifft, die ich gerne ergründen würde.”
“Morgen, Herr Schmidt, morgen. Lesen Sie noch ein bisschen in Ihrem Samurai-Buch.”
“Eine wunderbare Geschichte muss ich Ihnen noch erzählen: Ein japanischer Flieger meldet sich immer wieder freiwillig zu den Kamikaze. Er wird jedes Mal abgelehnt, da er Frau und Kinder hat. Schließlich tötet die Frau erst ihre Kinder und dann sich selbst, um ihren Mann seinen größte Wunsch zu erfüllen. - So eine Familie ist doch etwas Wunderbares!”
BOCHUM. Klaus hielt vor einem Haus in der Nähe des Eierbergs in Bochum. Ein rotes Neonherz leuchtete über dem Eingang. Klaus und Gill gingen an einem Türwächter vorbei in die Bar. Madonna-Musik quälte sich aus den Lautsprechern. In den Nischen und am Tresen saßen Bardamen und ein paar Freier. Klaus ging voraus und nahm mit Gill in der abgelegensten Nische Platz.
“In so einen Laden würde ich kein Geld stecken. Diese billige Abzocke kotzt mich an”, sagte Klaus missmutig.
Sie saßen kaum, als eine Bardame, die Klaus gut kannte, ihre Bestellungen aufnahm.
“ Schampus und Whisky. Aber bring gleich die Flasche. Es langweilt mich, jedes Glas einzeln zu bestellen. Cutty Sark habt ihr natürlich nicht in dieser Stehbierhalle, was? Guck mal nach, was der Teuerste ist.”
Sie ging, und Gill schaute sich um. “Ringo macht hier ganz schön Schotter. Puffs der alten Schule laufen. Müsstest du doch am besten wissen.”
“Meiner hat Klasse, der hier nicht. Wo steckt der Saftsack? Ah, da ist er ja.”
Zwei-Uhren-Ringo kam aus einem Hinterzimmer. Sein weiches langes Haar, das einen Kontrast zu seiner Boxervisage bildete, reichte ihm bis auf die Schultern. Der mit Muskeln bepackter Körper steckte in einem Seidenhemd und Hotpants. An den Füßen trug er edelste Boxerstiefel. Um seine Schulter hing eine teure Lederjacke. Er trug zwei Armbanduhren: Eine Omega und eine Breitling. Da er beide so schön fand, konnte er sich nicht entscheiden, welche er tragen sollte.
“Wie siehst du denn aus? Musst du selbst anschaffen, weil deine rheumatischen Schabracken keine Kuppe mehr reinbringen?”
“Der Karibik-Klaus! Sieht wieder aus wie ‘n Penner. Das ist härtester
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