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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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an?“ Der Kerl war schlimmer als ein Krämer.
    „Eventuell. Da du momentan von mir abhängig bist, wirst du es hinnehmen müssen.“
    Was blieb ihm übrig?
    Josias kroch ans Ufer. „Aber schneide mich nicht.“
    „Nicht, wenn du still hältst.“ Grinsend hielt ihm der Mann die Hand hin. „Ich bin Mihály Szábo. Wundarzt in Visegrád.“ Er zog eine Grimasse. „Bei Bedarf bittet mich sogar der König um meine Hilfe. Ich hoffe, das beeindruckt dich.“
    Tat es.
    Josias vergaß zu atmen.
    Der Leibarzt des Königs.
    Er stand vor ihm. Hatte ihm gerade die Hand gereicht.
    Und er sprach ihn wie einen dahergelaufenen Gauner an. Josias Wangen wurden heiß. Wäre er nicht schon auf den Knien gewesen, er hätte sich auf sie niedergelassen. Um die Ehrfurcht in der Stimme musste er sich nicht bemühen. Sie war von allein da. „Herr Szábo, ich danke Euch, dass Ihr Euch meiner annehmen wollt und bitte Euch um Verzeihung für meinen …“ Widerlichen? Ekelhaften? Verabscheuungswürdigen? … Zustand? Was, bei allen Himmelsheeren, wollte ein Mann wie Szábo von einem Elenden wie ihm?
    „Ich habe mich deiner noch nicht angenommen.“ Die Miene war ernst. Nur in den Augenwinkeln gruben sich ein paar Fältchen tiefer. „Streng genommen bin ich mir nicht sicher, was ich mit dir anstellen soll oder ob ich dir wirklich helfen kann.“
    „Kannst du!“ Verdammt! „Könnt Ihr!“
    Szábo winkte ab. „Lass das Ihrzen. Es bringt mich aus dem Takt.“
    „Schick mich nicht weg. Dann spreche ich dich an, wie immer du es willst.“ Der Winter war nah. Er würde allein verhungern, erfrieren und wahrscheinlich zeitgleich von den Wölfen gefressen werden.
    Der schlanke Zeigefinger wanderte zum glatt rasierten Kinn. „Ich brauche einen Gehilfen, der schwer tragen kann.“
    Josias nickte.
    Szábo zog die Braue hoch.
    Verdammt, er durfte nicht lügen. „Ich kann …“ Was sollte er sagen? „… tragen.“
    War das ein Lächeln auf Szábos Lippen?
    Schaufele dir bloß nicht dein eigenes Grab, Josias!
    „Ich brauche einen Gehilfen, der verschwiegen ist.“
    „Bin ich.“ Dazu war keine Lüge nötig.
    „Ich brauche jemanden, der mir bei den Behandlungen hilft.“ Szábo neigte den Kopf. „Beim Amputieren, beim Zähneziehen …“
    „Kann ich auch.“ Und wenn nicht, würde er es lernen, seinen Magen während solcher Tätigkeiten im Zaum zu halten.
    „Ich brauche jemanden, der mir vertraut, wenn ich ihm den Rücken richte.“
    Kein Spott im Blick. Keine Schadenfreude oder gar Bosheit. Szábo sah ihn gelassen an. „Was ist?“, fragte er in einem Ton, als böte er ihm ein Bier in der Schenke an. „Lockt dich mein Angebot nicht?“
    Es musste ein übler Scherz sein. Warum sollte Szábo sich scheuen, sich über einen Krüppel lustig zu machen? Das taten alle. Das konnte er ihm verzeihen, solange er sonst nett blieb. Aber den winzigen Funken Hoffnung, den seine Worte für einen Moment aufleuchten ließen, nur um ihn wieder zu ersticken, den verzieh er Szábo nicht.
    „Du glaubst mir nicht.“
    Warum klang Szábo traurig? Er plagte sich nicht mit einem Buckel durch ein erbärmiches Leben. Er war schön. Er war gerade. Er konnte sich Hohn leisten.
    „Lass es mich versuchen.“ Szábo klang nach wie vor ernst. „Traust du dem Wundarzt des Königs nicht wenigstens ein kleines Wunder zu?“
     
    *
     
    Hoffnung. Hinter Josias’ Misstrauen schimmerte sie wie ein Sonnenstrahl durch Nebel. „Niemand kann mich gerade machen“, murmelte er dennoch mit zusammengezogenen Brauen. „Und kein Mensch kann Wunder wirken.“
    „Ich kann es versuchen.“
    Josias sah unter sich. „Ist ziemlich gemein, was du gerade mit mir machst.“
    „Weil Hoffnung wehtut?“
    Josias nickte.
    „Tut sie nicht. Nur die Angst vor der Enttäuschung.“
    „Schmerz ist Schmerz.“
    Für diese Dummheit hatte sich Josias eine Kopfnuss verdient.
    „Was habe ich dir über den Schmerz gesagt?“ So lange her war das noch nicht.
    Josias zog den Kopf ein und rieb die Stelle, die eben Bekanntschaft mit Mihálys Fingerknöcheln gemacht hatte. „Ist mir egal ob er reißt, drückt oder meinetwegen Purzelbäume schlägt. Er tut weh. Hier!“ Er zeigte auf sein Herz. „Ich trage den Buckel mein ganzes Leben mit mir herum. Ich verdanke ihm so viel Übles, wie du dir als Kumpel des Königs nicht vorstellen kannst. Also tu mir einen Gefallen, und verhöhne mich nicht auch noch!“
    Dein Übel und mein Übel können dieses Land unter sich begraben. Da bin ich mir sicher,

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