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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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gleich mit.“ Er schob den Riegel auf und drehte sich um, ohne einen Blick ins Innere des Schuppens zu werfen. „Ich hole dir die Sachen, dann bist du schneller wieder weg und ich kann noch ein bisschen schlafen.“
    Sonderlich viel Interesse am Befinden des Sohnes seines Freundes brachte er wirklich nicht auf.
    Josias schlief. Er zuckte nicht einmal mit den Brauen, als ihn Mihály anstieß. Dafür war der Krug leer. An sich war das ein gutes Zeichen.
    „Pferd ist angespannt“, murmelte Silas. Er stand unter dem Torbogen und schaute mit gewelltem Mund auf Josias. „Lass mich raten, du willst, dass ich dir beim Tragen helfe.“
    „Wenigstens besitzt dieser stinkende Körper noch einen Puls.“
    „Als ob das was ändern würde.“
    Für Josias tat es das sicherlich. „Sei vorsichtig und bewege ihn so wenig wie möglich.“
    „Fliegen kann ich ihn nicht lassen.“ Silas sah ihn finster an. „Soll ich dir nun helfen oder nicht?“
    „Eins.“
    Sie gingen beide in die Hocke.
    „Zwei.“
    Silas griff sich die Beine, Mihály fasste unter die Schultern.
    „Drei.“
    Dass Schlafende, Ohnmächtige oder Tote immer so schwer sein mussten.
    „Mit der Sackkarre hätten wir es leichter gehab“, keuchte Silas auf dem Weg zum Wagen. Auf der Fläche standen bereits die Kiste und ein Stapel Decken. Knauserig war Barti nicht. Er winkte von der Tür aus und wünschte einen guten Tag. Mihály solle sich melden, wenn er noch etwas brauchte.
    Kaum saß Mihály auf dem Bock, verschwand der Apotheker mit seinem Gesellen im Haus.
    Hielten sich die beiden an der Hand oder sah das im Schatten des Eingangs nur so aus?
     
    *
     
    Wenn nur der Gestank nicht wäre. Und warum konnte er kaum atmen? Josias öffnete die Augen aber es wurde nicht heller. Was war geschehen? Er hatte aufstehen wollen. Dann war ihm schwarz vor Augen geworden. In der Nacht war der Kurzhaarige bei ihm gewesen. Ein wenig schmeckte er den Wein noch auf seiner Zunge.
    Seine Beine.
    Er zuckte mit ihnen, zog sie an, streckte sie aus. Vorsichtig drehte er sich auf die Seite. Sein Rücken brannte aber der stechende Schmerz blieb weg.
    Sein Herz hüpfte vor Erleichterung. Oder lag es am Ruckeln? Er befand sich auf einem Wagen. Wie gestern, als ihn der Fremde aus Dömös abgeholt hatte.
    Wollte ihm der Mann mit den kurzen Haaren doch nicht mehr helfen? Wollte er ihn zurückbringen? Dachte er, er sei tot?
    „Ich lebe!“ Irgendjemand musste ihn hören. „Mir geht es gut! Ich bin nicht tot!“ Die Decke war eng um ihn gewickelt. Ein Leichentuch? Sollte er verscharrt werden?
    „Bleib ruhig.“ Die tiefe Stimme des Kurzhaarigen drang durch den kratzigen Stoff. „Dass du nicht tot bist, kann ganz Visegrád hören.“ Er zupfte an der Decke, bis sie Josias’ Gesicht freigab. Endlich frische Luft. Josias atmete so tief ein, wie er konnte.
    „Ich wollte nicht, dass dich jemand sieht.“ Wie gestern war das Lächeln des Mannes freundlich. „Den Gerüchten nach bist du tot. Für eine Weile möchte ich es dabei belassen.“
    „Und deshalb erstickst du mich?“
    „Nur fast.“
    Josias strampelte sich weiter aus der Decke.
    Der Mann sah ihm versonnen dabei zu. „Ich nehme dich vorläufig mit zu mir. Dort bleibst du, bis du gesund bist.“
    Er war schön. Trotz der kurzen Haare. Sogar seine Zähne. Milchweiß. Auch die Hände, die er plötzlich zu Fäusten ballte. Er schloss die Augen, schien mit sich zu kämpfen. Fiel ihm die Entscheidung schwer, sich mit einem stinkenden, nutzlosen Krüppel zu belasten?
    „Ich kann lesen.“ Wenn er schon nicht mit körperlicher Kraft dienen konnte, dann damit. „Und schreiben.“
    Beide Brauen des Mannes zuckten nach oben. „Wer hat es dir beigebracht?“
    „Meine Mutter.“ Der Geruch ihrer verbrannten Haut klebte immer noch an ihm.
    „Dann war sie eine kluge Frau.“
    „Sie war die Einzige in Dömös, die lesen konnte.“ Anna war klug gewesen. Klug, freundlich und hübsch. Was die Leute über sie sagten, war nicht wichtig.
    „Ich schätze kluge Menschen“, stellte der Mann fest und schnalzte dem Pferd zu. Es schritt schneller aus. Dafür ruckelte der Wagen stärker, was Josias in jedem Knochen spürte.
    „Versteck dich wieder unter der Decke“, sagte der Mann über die Schulter. „Wenn wir aus Visegrád raus sind, sage ich dir bescheid.“
    Josias zog die Decke über den Kopf, hielt aber einen Spalt offen, aus dem er heraussehen und vor allem frei atmen konnte.
    Der Wagen ruckelte aus dem Ort. Wohnte der Mann

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