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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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Riemen schnitten tief in seine Haut.
    Aufgehängt an den Handgelenken, bis er nichts mehr von sich spüren konnte. Selbst die Gertenstreiche nicht, mit denen ihn die anderen überzogen hatten. Lockte das Blut wilde Tiere an?
    Er hing nicht im Wald. Auch wenn es sich langsam genauso anfühlte. Er lag in Sicherheit auf einem verfluchten Gestell, das aussah wie ein Kreuz.
    Mihály wollte ihn nicht quälen. Ihn nicht demütigen. Er wollte ihm helfen.
    Das sagte er zumindest.
    Wo blieb er?
    Wie lange war er schon weg?
    Seine Hände sahen seltsam aus. Dunkel. Kaum noch Gefühl in ihnen. Wie damals. Anna hatte ihn gefunden. Ihm den Lappen aus dem Mund gezogen, ihn geschlagen, weil er nicht zu sich kam. Den Schmerz auf seinen Wangen hatte er gespürt, er wusste nur nicht mehr, wie er einen Laut aus der trockenen Kehle zwingen sollte. Aus dem Dorf war der Schmied gekommen, nachdem Anna ihn abgeschnitten hatte. Seine Schultern mussten wieder eingerenkt werden. Plötzlich war ihm wieder eingefallen, wie man schrie.
    „Mihály?“
    Einsam hallte seine Stimme durch das Gewölbe. Brüllen? Dann verriet er sich. Vielleicht war jemand bei dem Arzt. Mihály wollte nicht, dass die Leute von ihm erfuhren. Warum nicht? Damit er ihn heimlich quälen konnte, wie die Jungen damals im Wald?
    Unsinn. Mihály war ein guter Mensch. Seine Augen, sein Lächeln. Freundlich. Warmherzig. Er wusste, was er tat.
    Und wenn nicht?
    Seine Hände wurden taub. Seine Schultern spürte er ebenfalls kaum noch. Hintern und Hüfte prickelten, aber seine Füße fühlten sich fast normal an.
    Festgezurrt.
    Was, wenn Mihály ihn hier unten vergaß? Dann starb er. Elend und allein.
    Dieselbe Angst wie damals sprang ihn aus den dunklen Ecken an. Sie packte ihn, würgte ihn.
    Rasendes Herz. Keine Luft zum Atmen.
     
    *
     
    Das Mädchen war wacklig auf den Beinen, hatte aber während der Prozedur kein einziges Mal das Bewusstsein verloren. Die Mutter konnte stolz auf ihre Tochter sein.
    „Kommst du morgen wieder?“ Die Verbände waren mit dem Destillat getränkt, doch schon allein wegen des Nachblutens mussten sie bald erneuert werden.
    Spontan schüttelte die Kleine den Kopf.
    „Nur zum Verband wechseln.“
    „Ich komme nie wieder zu dir.“ Laut zog sie die Nase hoch. „Es tut viel mehr weh als vorher.“
    „Glaube ich dir. Aber es gibt Schmerzen, die sind gut und welche, die sind es nicht.“
    „Dummer Mihály“, nuschelte das Kind über seine aufgebissenen Lippen. „Kein Schmerz ist gut.“
    „Natürlich kommen wir morgen wieder.“ Die Mutter küsste die Kleine auf den Scheitel, erntete aber nur einen bösen Blick.
    Sie fragte nicht nach der Bezahlung. Sie wussten alle drei, dass sie sich keinen Arzt leisten konnte. Den Böttcher hatte Mihály auch umsonst behandelt.
    Einen Fuß zu verlieren war schlimm genug.
    Zum Antritt seiner Stelle war er vom König gebeten worden, seine Hilfe jedem aus Visegrád und der Umgebung angedeihen zu lassen, der sie benötigte. Matthias, der Gerechte. Nur dass er seinen früheren Verbündeten gefangen hielt, passte nicht zu seinem Beinamen. Aber was wusste Mihály schon von politischen Strategien? Immerhin war Vlad nicht mit glühenden Eisen geblendet und anschließend lebendig begraben worden. In der Familie des Woiwoden kamen derlei Grausamkeiten aus den unterschiedlichsten Gründen vor. Vlad hatte es ihm während einer Behandlung selbst erzählt.
    Die Mutter verabschiedete sich und die Kleine schluchzte mit grimmigem Gesichtchen. Kaum waren sie beide durch die Tür, verriegelte er sie.
    Josias brauchte ihn. Dringend.
    Im Vorbeigehen griff er den Weinkrug. Der Mann hatte ihn sicher bitter nötig.
    Kein Geräusch von unten, als er die Luke öffnete.
    „Josias?“ Keine Antwort. Mihály nahm die Stiege gefährlich schnell. Der an sich kurze Gang bis zum Gewölbe wuchs sich in die Länge. „Josias!“
    Seine Augen waren geschlossen, sein Atem ging flach. Wie lange war er fort gewesen?
    Zu lange.
    Die Gurte mussten ab. War Josias ohnmächtig? Er schlug ihm auf die Wange. Sie war blass und kalt. Die Arme waren dick, zu dunkel. Die Gurte schnitten tief ins Fleisch. Mihály löste die Riemen. Noch keine Regung? Er schlug auf die andere Wange.
    „Hör auf damit.“ Langsam öffnete Josias die Augen. „Du bist gleich wieder da?“ Sein trockenes Lachen klang schwach. „Ich fühle keine Arme und kaum noch die Beine. Mein Rücken ist auch weg.“
    Dreimal verdammt! Er war Arzt? Ach ja? Und so ein Fehler passierte

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