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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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nein!
     
    *
     
    „Meister.“ Silas rüttelte ihn. War der Junge nicht bei Sinnen, ihn mitten in der Nacht auf den Geist zu gehen?
    „Meister, es ist wichtig!“
    „Dann hole schon mal den Glaskolben.“ Seine kleine Sau war unersättlich. Aber musste er ihn deswegen wecken?
    „Deswegen nicht. Annas Sohn ist hier.“
    Was? „Warum?“ Draußen schrie kein Hahn. Dafür quälte der Vollmond sein Gemüt.
    „Josias sagt nichts, aber ich habe Lärm gehört, und weil ich nicht schlafen konnte, habe ich nachgesehen.“ Silas reichte ihm den Morgenrock und stellte die Schuhe zurecht. „Die Wachen des Königs haben Szábo gefangen genommen. Er sah nicht gut aus, hing wie ein Sack zwischen ihnen.“
    „Die Kerle aus Prag.“ Dass sie so schnell agierten, hätte er nicht ahnen können.
    „Ich kam nicht dazu, Szábo über den Klee zu loben“, beteuerte Silas. „Keiner von den beiden kam zu mir. Sie wollten nichts mehr von Szábo wissen aber der eine hat Szábo beim Abführen einen Sodomiten genannt.“
    Bei allen Heiligen!
    „Das sind wir auch, Meister.“ Silas schlug die Augen nieder. „Ich habe Angst.“
    „So wie ich.“ Den Gerüchten nach war Nicolas Jacquier in Pressburg. Sicherlich war bereits eine Nachricht zu ihm auf dem Weg. Welche Ironie. Er vögelte tagaus und tagein mit einem von Leventes ausgeliehenen Bürschchen und niemand kam ihm auf die Schliche. Was hatte Szábo angestellt? Josias geküsst? Ihn verführt? Einmal? Sehr viel öfter war in der knappen Zeit, in der sich die beiden kannten, nicht möglich. Und schon lieferte es ihn ans Messer. Die Welt konnte ein Sauhaufen sein.
    „Hole Josias her und mache dich reisefertig. Ihr beide verlasst Visegrád mit dem Boot.“ Levente würde sich um die Jungs kümmern.
    „Herr Barti?“ Josias huschte an Silas vorbei und kniete sich vors Bett. Mit beiden Händen umschlang er Attilas Knie. „Helft ihm. Mihály ist ein guter Mensch. Er hat den Tod nicht verdient.“
    Der Junge weinte. Still, aber umso berührender. Herrje, er hatte sein Herz an den Arzt verloren. Szábo, der Ehrenmann. Der ständig Gute, der immer Fleißige und Kluge. Nun hatten sie einen riesigen Fleck auf seinem Wams gefunden und niemand konnte ihn mehr abwaschen.
    „Ihr kennt ihn“, flehte Josias. „Ihr kennt auch den König, oder nicht?“
    „Junge, selbst wenn ich mit dem König frühstücken würde“, was er tatsächlich einmal getan hatte, „könnte ich nichts für Szábo tun. Auch der König vermag das nicht. Es liegt nicht in seiner Macht, sich gegen den ausführenden Arm der Kirche zu stellen. Sodomie ist wie die Ketzerei ein Verbrechen, das die Inquisition auf den Plan rufen wird.“ Zwar würde das Verfahren ordentlich verlaufen, da Szábo kein Niemand war, aber sammelten sich ausreichend Zeugenaussagen, sah es schlecht für ihn aus. „Ich werde dich nicht verraten, aber sag mir, wobei genau Szábo ertappt wurde.“
    „Bei nichts.“ Der Blick des Jungen war ehrlich. „Sie haben an die Tür geklopft, Mihály hat mich in den Keller geschickt und dann kamen sie.“
    „Er hat dich nicht unsittlich berührt? Nichts Unschickliches mit dir angestellt?“
    Silas erlitt einen Hustenanfall und Josias lief rot an.
    „Nein, hat er nicht“, log der Junge mehr schlecht als recht. Vor Gericht wäre seine Aussage keine Hilfe, sondern eine Katastrophe für Szábo. Wie dem auch sei. Auf frischer Tat waren sie offenbar nicht ertappt worden. Hoffnung? Unter Umständen. „Silas bringt dich nach Buda. Dort wirst du bei meinem Bruder unterkommen.“
    „Helft ihm, mehr will ich nicht.“
    Wie bitter für einen Vater, den Sohn um eines anderen Mannes willen leiden zu sehen. In mehrerlei Hinsicht bitter.
    „Für Szábo besteht eine Chance.“
    Josias Augen leuchteten.
    „Es darf nur keine Zeugen geben, die euch bei widernatürlichem Verhalten erwischt haben.“
    Himmel, war der Bengel hübsch. Der Buckel fiel kaum ins Gewicht. Und laufen konnte er auch wieder. Levente würde ihn sich einverleiben und Szábo bekam ihn so oder so nicht mehr zu Gesicht. Was nicht bedeuten musste, dass er sein Leben wegen eines Verdachtes ließ. Davon abgesehen hing auch Levente an dem Wundarzt, beziehungsweise an dessen Vater. Die Tiefe der Freundschaft hatte ihm sein Bruder nie gestanden.
    Ob er mehr für Szábo tun konnte? Seine Badehäuser waren ein Umschlagplatz an Informationen. Unsinnigen und hilfreichen. Eventuell auch lebensrettenden.
    Ein Brief musste geschrieben werden. Attila ließ Silas mit

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