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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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Gefühl des Salbenfingers war nicht unangenehm. Langsam schob sich der Finger in Josias Enge. Aber längst nicht so tief, wie er es gerne gehabt hätte. Josias kam dem Druck entgegen, der anfing, sich schön anzufühlen.
    „Das bringt nichts.“ Mihály drückte ihm einen Kuss auf die Backe. „Innen kann es nicht wehtun. Das Wunde spürst du nur am Rand.“
    „Aber innen spüre ich dich.“ Als ob er noch in ihm steckte. „Mach so viel von dem zähen Zeug drauf, dass du mich morgen …“
    „Pst!“ Mihály erstarrte. „Hörst du das?“
    „Was?“
    „Schritte“, wisperte Mihály. „Unten.“
    Josias hörte nichts. Doch. Oder? Wenn, dann kam es von der Straße.
    Richtig. Ein Flüstern von unterhalb des Fensters.
    Mihály sprang aus dem Bett. „Zieh dich an, Josias. Sofort.“ Er wischte sich die Salbe vom Finger, zerrte ihn aus dem Bett. Unten pochte es laut an die Tür.
    „Aufmachen!“, befahl eine laute Stimme.
    „Geh!“, flehte Mihály. „Durch den Keller und dann renn um dein Leben, direkt zu Barti, dem Apotheker. Er wird dir helfen. Hörst du?“
    Gott, hatte Mihály Angst. Sein Gesicht war weiß. Seine Stimme zitterte.
    „Wenn ich dir etwas bedeute, tust du, was ich dir sage!“
    An der Tür pochte es wieder, viel lauter. Mihály packte ihn am Arm und zerrte ihn die Treppe hinunter. Er riss die Bodenklappe auf. „Rein da und renne! Schwöre mir, dass du zu Barti gehst und tu das, was er dir sagt.“
    „Was soll ich ihm erzählen?“ Josias wollte nicht weg. Die Stimme, die Einlass forderte, klang immer bedrohlicher.
    „Nichts von uns“, zischte Mihály. „Sag ihm, ich hätte dich geheilt. Mehr nicht.“ Er stopfte ihn in die Luke. „Es ist das Haus mit dem Mörser im Schild. Renn!“ Er verschloss die Klappe.
    Was wollten die Leute von ihm? Warum tauchten sie mitten in der Nacht auf?
    Über ihm polterte es. Das Stimmengewirr wurde lauter. Tausend Beschuldigungen, tausend Verwünschungen. Ebenso viele Erklärungen. Josias hetzte die Stiege hinunter, rannte zu dem Gatter, dann in die Nacht. Der Lärm hinter ihm schwoll an. Erfüllte das Gewölbe. Die laute Stimme fragte wütend nach dem Kreuz. Mihály antwortete nicht.
    Sollte er zurück? Gegen die Männer kämpfen? Wie viele waren es? Mihály hatte ihn angefleht. Wenn er ihm etwas bedeuten würde … er bedeutete ihm alles.
    Josias rannte durch die Nacht, platschte durchs Wasser, doch der Tumult hinter ihm war zu laut. Hoch nach Visegrád. Dicht an den Wänden vorbei, damit ihn der Nachtwächter nicht erwischte. Eine Apotheke war wichtig. Ähnlich wie ein Arzt. Sie würde sich nicht in einer Seitengasse verstecken. Sie wäre in derselben Straße, in der auch Mihálys Haus lag.
    Fackelschein weit vor ihm. Wieder zerriss die grell-laute Stimme die Nacht. Wachen. Sie schleppten jemanden in ihrer Mitte mit sich. Mihály! Warum konnte er kaum laufen? Was hatten sie ihm angetan?
    Die Angst kannte er? Er hatte sich geirrt. Sie war schlimmer. Viel schlimmer als unter den Knüppeln der Dorfleute. Barti musste ihm helfen. Er musste Mihály retten. Ein gutes Wort für ihn einlegen. Den König bestechen. Irgendetwas. Josias drückte sich tief in den Schatten, als die Wachen an ihm vorbeimarschierten. Mihálys Kopf hing auf der Brust. An seiner Schläfe schimmerte es nass.
    „Hoch zur Burg!“, befahl der Mann mit der lauten Stimme. Ein Karren setzte sich in Bewegung. In der Dunkelheit war er kaum auszumachen. Wie einen Sack warfen sie Mihály auf die Planken.
    Sie hatten ihn geschlagen. Er war verletzt. Josias wollte ihm nach. Wollte wissen, wohin genau sie ihn brachten. Sie durften ihm nichts tun. Mihály war der Wundarzt des Königs. Er flickte seine Soldaten nach der Schlacht. War das nichts wert? Josias hielt sich den Mund zu, damit er nicht brüllte vor Angst und Wut. Er musste zu dem Mann mit dem langen Mantel. Barti.
    Reglos blieb Josias in der Dunkelheit stehen, bis der letzte Schein der Fackeln von der Nacht geschluckt wurde. Und mit ihm Mihály.
    Die Angst saß ihm in der Kehle, im Bauch und im Nacken. Überall. Er  war  Angst.
    Die Apotheke war nicht weit. Dort musste er hin. Dort musste er Barti anflehen, Mihály zu helfen. Wenn der Mann fragte, warum der Arzt eingesperrt worden war? Lügen? Spätestens in der Frühe strotze Visegrád vor Gerüchten und Barti erfuhr die Wahrheit. Dann war Josias der Nächste.
    Brennen.
    Wie Anna.
    Nur bei lebendigem Leib.
    Mihály in den Flammen. Er schrie. Niemand half ihm.
    Gott,

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