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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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Josias zurück und eilte zu seinem Pult.
    Damit ihn im schlimmsten Fall kein Unbefugter lesen konnte, bediente sich Attila des Codes, mit dem er und sein Bruder seit Jahren korrespondierten. Nach außen las sich das Papier wie eine Bestellliste, adressiert an einen Händler in Buda. Levente besaß viele Namen und viele Aufgaben. Nur er würde wissen, dass die Botschaft von oben nach unten zu lesen war und nur mithilfe der dritten und fünften Buchstaben der Worte.
    „Kommt her!“ Je zeitiger die beiden aufbrachen, desto besser. Josias und Silas trabten zu ihm und Attila drückte Josias den Brief in die Hand. „Wenn dich mein Bruder zum Hergang des Unglücks befragt, halte mit keiner Information hinter dem Berg, wenn du Szábo retten willst. Verstanden?“
    Josias nickte.
    „Du kannst ihm vertrauen.“ Nicht in allen Dingen, aber bei dieser Angelegenheit auf jeden Fall. „Tu, was er sagt, und warte auf Nachrichten.“ Warum steigerte er sich in dieses unliebsame und höchst gefährliche Thema? Warum dachte er daran, sich einzumischen und den Unmut des Königs oder gar der Kirche auf sich zu ziehen?
    „Danke.“ Josias nahm seine Hand und küsste sie. „Vielen, vielen Dank.“
    Deshalb. Der Junge rührte ihn. Der Junge war sein Sohn. Der Junge war auf dem Weg, dieselbe Sünde zu begehen, die er auf sich geladen hatte.
    Zu lieben, wen immer er wollte und wie immer er das wollte.
    Rede dir deine Lüsternheit nicht schön, alter Bock! Deine ständige Geilheit hat nichts mit hehren Zielen wie Freiheit und Liebe zu tun.
    Widerlich, wenn einem das Gewissen dazwischen quatschen musste. Noch widerlicher, wenn es im Recht war. Dennoch würde er sein Bestes geben. Nicht wegen Szábo. Sondern wegen Josias. Er war sein Sohn und blieb es.
     
    *
     
    Ein Loch. Nichts weiter. Nur ein Loch. Sogar den Mond hatte er gesehen. Nicht lange, dann zog er weiter. Aber eben war er da gewesen.
    Mihály überhörte das Quieken und Rascheln der Ratten im Stroh. Auch den Gestank. Auch das Klumpige in den Schatten. Nur nicht die Angst. Sie ging nicht weg. War da, wie die glitschigen Steine, wie die Kette zwischen seinen Händen.
    „Jacquier ist in Pressburg“, hatte ihm der König gesagt. „Ein Bote ist bereits auf dem Weg zu ihm, um seine Hilfe in dieser Angelegenheit zu erbitten. Bei mir vermagst du zu schweigen. Doch bei ihm wird dir das nicht gelingen. Willst du gestehen, was dir zur Last gelegt wird?“
    Sodomie. Die stumme Sünde. Das Laster wider der Natur. Matthias sprach es nicht aus, aber in seinem Blick konnte Mihály die tiefe Enttäuschung und auch ein gewisses Grauen ablesen.
    Mihály schwieg. Es gab nichts zu gestehen. Nichts, was ein König verstehen würde.
    „Wenn du dich verstockt verhältst, wie ein dahergelaufener Gauner, dann werde ich dich auch ebenso behandeln.“ Matthias schnippte und die Wachen schleppten Mihály hierher.
    Nur ein Loch.
    Es presste seine Brust zusammen. Konnten das Löcher? Die Dunkelheit vermochte es spielend, jetzt, wo der Mond geflohen war. Hätte er ihn nicht mitnehmen können?
    Sie würden ihn brennen lassen. Ob er gestand oder nicht.
    Jacquier wusste, wer sein Vater gewesen war. Wie Mihály hatte er sein langsames Sterben in den Flammen verfolgt. Sodomie wäre nicht das Einzige, was er ihm vorwerfen würde. Die Wachen hatten das Kreuz gesehen. Und die Riemen samt den restlichen Nägel, die Mihály nicht verarbeitet hatte.
    Blasphemie. Ein gefundenes Fressen für Jacquier.
    Seine Hände bebten. Mihály sah ihnen zu. Auch den Tränen, die helle Bahnen über die Haut zogen.
    So viel Angst. So unendlich viel Angst. Vor dem Schmerz. Vor der Dunkelheit nach dem Leben. Vor der Hölle? Auch das. Wenn nur Josias geflohen war, wenn er sich bloß an seine Anweisungen gehalten hatte.
    Sein Magen zog sich zusammen. Mihály erbrach sich. Würgte, bis nur noch Galle hochkam. Aus der Dunkelheit huschte eine Ratte näher. Sie mochte anverdauten Käse und sauren Brotschleim.
    Nur ein Loch.
    Über ihm war der Nachthimmel. Irgendwo über den Mauern.
    Unerreichbar.
     
    *
     
    Was klopften die Kerle an seine Tür? War ihnen Szábo entwischt? Attila rollte sich aus dem Bett. Wenn sie nur nicht Josias und Silas aufgegriffen hatten.
    Da pochte es wieder.
    Hatten die verfluchten königlichen Wachen nicht genug in dieser Nacht angerichtet?
    Wie sein Herz donnerte. Was sollte er sagen, wenn sie nach Silas fragten?
    Eine Unschuldsmiene musste aufs Gesicht. Das war am wichtigsten. Er öffnete die Tür.
    „Packt

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