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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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stummen Lachanfall in Mihálys Kehle. „Du kannst nicht fliehen. Das sehe ich. Aber eine Pause der Marter steht dir zu. Also werde ich sie dir beschaffen. Im Moment kann ich nicht mehr für dich tun.“
    Mich hier rausbringen, mir etwas zu trinken geben, mich auf der Stelle erwürgen, das alles könntest du für mich tun.
    Nur das Knarren der Tür verriet, dass er wieder allein war. Falsch. Nicht allein. Wie Gespenster tanzten seine Ängste um ihn und spotteten seinen Tränen. Warum Mut heucheln? Oder Hoffnung? Wenigstens starb er nicht schreiend. Mit zusammengedrücktem Kehlkopf war kaum ein Laut möglich.
    Doch bevor es soweit war, musste er von dieser grauenhaften Streckbank hinunter. Die Empore mit dem Sessel des Inquisitors war nicht weit. Noch eine letzte, nur allzu menschliche Gabe an den Herrn, dem er dieses Martyrium verdankte.
     
    *
     
    Bekloppter, riskanter Plan. Aber der einzige und daher musste er funktionieren. Leske hatte für sich und Josias gefälschte Papiere, die sie als Scharfrichter und Gesellen ausgaben, beschafft. Der Tipp, dass der Inquisitor demnächst nach eben jenen verlangte, stammte von der Wirtin aus Visegrád. Um diese Nachricht zu überbringen, hatte sie einen berittenen Boten geschickt. Der Frau lag offensichtlich viel an Bartis und Mihálys Befreiung. In Gedanken küsste ihr Josias die Füße.
    Während Leske und er ihre neuen Posten übernahmen und nach Barti und Mihály suchten, wartete Silas mit einem Boot an der Donau auf sie. Den Rückweg auf Pferderücken wollte Leske seinem Bruder und Mihály ersparen. Er war sich sicher, beide wären dazu auch nicht im Stande.
    Nicht weiterdenken.
    Solange Mihály am Leben war, war alles gut.
    Die Wirtin schrieb von einem alten Fluchttunnel, der aus dem Gewölbe unter dem Salomonturm auf die Rückseite des Berges führte. Der Scharfrichter hätte ihr in Weinlaune davon berichtet. Das war das schwierigste Stück ihrer Flucht. Barti und Mihály durch den Tunnel und den Berg hinab zum Boot bringen. Ohne Karren oder Wagen.
    Wie Leske die Wachen auf dem Rückweg überwinden oder auch nur den Tunneleingang finden wollte, verriet er nicht, doch er vermittelte den Eindruck eines Mannes, der zu allem bereit und dennoch entschlossen war, dabei zu überleben.
    „Da vorn ist Visegrád.“ Leske zügelte sein Pferd und fixierte die wenigen Lichter, die zwischen der unteren und der oberen Dunkelheit schwebten. Josias brannte der Hintern. Er war noch nie geritten. Das Pferdchen war sanft wie ein Lamm, sonst wäre er nicht unversehrt angekommen. Mit Silas’ Reitkünsten stand es nicht viel besser. Er rutschte mit gequälter Miene auf dem Sattel hin und her.
    „Hier trennen wir uns.“ Leske sprang ab, als hätte sein Leben bisher ausschließlich auf Pferderücken stattgefunden. „Wenn alles zu unseren Gunsten läuft, treffen wir uns vor dem Morgengrauen unterhalb des Gasthauses am Ufer.“
    Silas nickte ihm zu und ritt auf einem Seitenpfad Richtung Donau. Die Wirtin würde auf ihn warten und das Ruderboot mit Proviant und allem Nötigen bestücken, das sie auf dem Rückweg brauchten.
    „Du hältst den Mund, Josias. Nur ich rede.“ Mit knackenden Gelenken streckte sich der Bader in alle Richtungen, bevor er wieder aufsaß. „Und gleichgültig was passiert, du tust das, was ich dir sage.“
    „Mache ich. Nur lass Mihály nicht im Stich.“
    Leske griff ihm in die Zügel. „Ich hole Attila, du kümmerst dich um Szábo. Seid ihr beide zu spät am Ufer, lege ich ab. Also bete, dass du Szábo nicht tragen musst.“
    Selbst wenn. Sie würden rechtzeitig da sein.
    Die Straße hoch zur Festung war gepflastert und sie kamen schnell voran. Mit freundlichen Worten nannte Leske ihre Namen. Meister Bartók und sein Geselle kämen, um für den erkrankten Scharfrichter einzuspringen. Der Posten ließ sie passieren und wies ihnen den Weg zum Eingang des Kerkers.
    Ein Stoßgebet nach dem anderen schickte Josias abwechselnd zum Himmel und zur Hölle. Auch wenn Mihály sicher war, der Teufel wäre nicht sein Vater, wenn doch, wollte er die Chance nicht vertun.
    „Schon da?“ Aus dem Schatten eines Gattertores trat ihnen ein Alter entgegen. „Meister Bartók, nehme ich an. Du bist sehr früh. Vor morgen Mittag habe wir euch nicht erwartet.“
    „Günstige Winde und ein günstiges Schicksal.“ Leske wartete, bis ein Knecht angeschlurft kam, und drückte ihm mit hochgezogenen Brauen die Zügel in die Hand. „Schultern straffen, Bursche! Wer hat dir Benehmen

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