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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Augen sehen, bei der Gavin angefangen hatte, gesunde Lebensmittel zu kaufen – was so verdammt gar nicht zu ihm passte.
    Der feine Regen war kalt und legte einen gazeartigen Schleier auf die Welt. Laine bemühte sich, den Pfützen auszuweichen, aber bald fingen ihre Schuhe zu glucksen an, und ihre Füße wurden eiskalt. Ein Krähenpaar, das auf den Ästen eines hohen Gummibaums kauerte, protestierte halbherzig über die Störung. Die Vögel brachten die Erinnerung an das armselige tote Ding zurück, das Nicholas Close auf den Kaffeetisch des jungen Reverends gelegt hatte.
    Laine war gestern Abend sehr stolz auf sich gewesen. Nicholas Close hatte von Geistern und Magie gesprochen und selbst eine Art Zauber gestrickt. Er hatte so überzeugend, so logisch, so traurig geklungen, dass sie ihm am liebsten geglaubt hätte. Doch sobald man ihm auf den Zahn gefühlt hatte, war er wütend geworden, und lange Jahre mit Gavin hatten sie gelehrt, dass wütende, abwehrende Menschen in aller Regel falschlagen.
    Ein Stück voraus hörte sie Wasser monoton in ein Abflussrohr tropfen, und die wie ein aufgerissener Rachen vorspringende Markise der Läden tauchte aus dem Nieselregen auf. Darunter hingen die Werbekästen für Zeitungen und Frauenzeitschriften. Eine Schlagzeile lautete: » Gesundheitsminister unter Beschuss«. Das war die richtige Welt. Welchen Raum gab es für Magie, wenn syrische Raketen und israelische smart bombs Hunderte Menschenleben in einem einzigen Augenblick auslöschen konnten? Ein übervoller Papierkorb, ein Wagen mit einem platten Reifen, Hundescheiße auf dem Grünstreifen, eine lächerlich gelbe Tüte Chips, die aus dem Wasser zu steigen schien. Selbst die Ladenfront war offen und gewöhnlich: Plough & Vine Health Foods, in übertrieben rustikaler Schrift geschrieben, mit dem Logo eines rustikalen Pflugs und eines Spaliers daneben, die zusammen einen absolut unkünstlerischen Eindruck machten. Eine weniger magische Fassade war kaum denkbar.
    Zwei Minuten lang stand Laine im Regen herum und überlegte, ob sie nicht einfach kehrtmachen und zurück nach Hause schlurfen sollte. Aber die Aussicht auf eine Rückkehr in ein düster beleuchtetes Haus, wo Mrs. Boye mit Geistern herumschimpfte, war alles andere als ein Anreiz. Und so trat sie unter die Markise zur Tür des Gesundheitskostladens und ging hinein.
    Es war angenehm warm in dem Laden, und es roch köstlich. Warmes Licht fiel auf Gläser mit Buschhonig, offene Säcke voll Kaffeebohnen, verführerisch duftende Räucherstäbchen, Holzkisten mit aromatisch riechenden Teeblättern. Jeder Schritt brachte ein appetitanregendes neues Aroma, eine verlockende und interessante Leckerei.
    Wieso war ich hier noch nie? Fragte sich Laine. Der Laden ist wunderbar!
    » Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
    Sie drehte sich zu der Stimme um.
    Zwei Strahler über der Ladentheke gingen flackernd an. Eine schlanke junge Frau kam aus dem rückwärtigen Raum und drückte auf einen Schalter an der Seite der elektrischen Kasse; das Gerät piepte, und die Nullen leuchteten grün auf.
    Das ist sie also, dachte Laine. Die junge Frau war hübsch, aber auf eine natürliche Weise. Sie wirkte wie ein Mädchen vom Land, das mit ihrem Aussehen zufrieden war, doch ohne dass dieses Thema sonderlich weit oben auf der Liste ihrer Prioritäten stünde.
    » Ehrlich gesagt, wollte ich nur dem Regen entfliehen«, antwortete Laine.
    Die Frau nickte und lächelte warm. » Sie dürfen sich so lange umsehen, wie Sie wollen.«
    » Danke«, sagte Laine. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie die Frau die Kasse öffnete und die Schubladen mit Banknoten aus einem Stoffbeutel auffüllte.
    Laine schlenderte an den Regalen entlang, schnupperte an Lotionen, rollte kleine Jutesäckchen mit Bohnen in der Hand, zupfte ein Rosmarinblatt von einer Garbe und genoss seine herbstliche Würze. Dann sah sie die Kürbiskerne.
    » Die sind ziemlich beliebt«, sagte die Frau und schloss die Kasse. » Schon mal probiert?«
    Laine schüttelte den Kopf. » Sie machen gerade erst auf?«
    » Ja, ich bin heute später dran. Ich musste …« Die Frau wischte sich die Hände an der Jeans ab und zog die Nase kraus, » … zur Mammografie.« Sie lächelte und zuckte mit den Achseln – was soll man machen?
    Laine nickte. » Und, alles in Ordnung?«
    » Ja, Gott sei Dank. Aber es ist schon eine Belastung. Meiner Mutter mussten beide Brüste amputiert werden. Ich weiß nicht, wie sie das geschafft hat. Aber wahrscheinlich bleibt einem einfach

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