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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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das allein rechtfertigte eine kleine Anstrengung. Er öffnete Google und tippte:
    » Eleanor Bretherton, 1880.«
    Die Suche förderte nur eine einzige, nicht hilfreiche Kuriosität zutage: Bei Macmillan war 1885 ein Buch von Mary Ward mit dem Titel Miss Bretherton erschienen.
    Er grub tiefer. Er loggte sich in die Datenbank der Anglikanischen Kirche ein und durchsuchte sie. Dann ging er die standesamtlichen Register durch, Geburten, Eheschließungen, Tode. Er schickte eine E-Mail an die Einwanderungsbehörde, um zu erfahren, wie man an ein Verzeichnis freier Einwanderer seit Gründung der Stadt 1859 kam. Er durchsuchte das Staatsarchiv nach Frachtunterlagen und Passagierlisten.
    Bis Viertel vor neun hatte er absolut nichts gefunden.
    Neuer Tee. Schnell aufs Klo. Dann weiter.
    » L. Quill, Tallong.« Suche. Verschiedene Quills in verschiedenen Bundesstaaten. Zurück zu Geburten, Eheschließungen, Todesfällen. Er tippte auf ein Geburtsjahr um 1910 und auf ein Todesjahr um 1995. Verschiedene L. Quills, aber nichts mit dem richtigen Alter, dem richtigen Geschlecht, dem richtigen Ort. Das, so sagte er sich, musste nichts bedeuten: Quill konnte zwischen verschiedenen Bundesstaaten zur Welt gekommen und weit entfernt von zu Hause gestorben sein. Und die Aufzeichnungen aller Bundesstaaten und Territorys zu durchsuchen, konnte Tage dauern. Wochen. Es war hoffnungslos.
    Nicholas würde sagen, sie hat es so eingefädelt, dass es hoffnungslos aussieht, dachte er.
    Er machte sich Toast, kaute langsam, stritt mit sich, ob er ein kurzes Nickerchen einlegen sollte. Regen prasselte wieder aufs Dach und trommelte durch die Bäume. Englisches Wetter, dachte er. Er hörte auf zu kauen. In seinem Kopf kristallisierte sich ein Gedanke heraus. Englisch. Falls Quill tatsächlich so alt war, wie Nicholas dachte, dann musste sie doch wohl aus Großbritannien gekommen sein, auf die eine oder andere Weise. Entweder aus freien Stücken oder …
    Er tippte: » Sträflingsschiffe nach Moreton Bay.« Suchen.
    Drei Schiffe. Eins war zweimal eingetroffen, eines dreimal, eins nur einmal. Die Elphinstore, die Bangalore, die County Durham. Alle waren von Spithead in See gestochen, alle hatten in Moreton Bay angelegt.
    Pritam klickte die County Durham an. Kapitän: William Huxley. Sie war am 2. Oktober 1850 nach einhundertvierundvierzig Tagen auf See eingetroffen. Eingeschiffte Sträflinge: 154 Männer, 34 Frauen. Ausgeschiffte Sträflinge: 147 Männer, 30 Frauen.
    Er klickte den Hyperlink an, und die Namen der weiblichen Verurteilten tauchten auf.
    Nummer acht auf der Liste war » Quill, Rowena«. Gerichtsort: Trim, Meath County, Irland. Verbrechen: Betrug, Prostitution. Urteil: Lebenslänglich. Bemerkungen: 1859 begnadigt.
    Pritam lehnte sich zurück. Er war wie benommen. Ein Zitat von Josephus Flavius kam ihm in den Sinn: » Als nun Noah dreihundertfünfzig Jahre nach der Flut gelebt hatte und all die Zeit glücklich, starb er im Alter von neunhundertundfünfzig Jahren …«
    Pritam.
    Seine Augen brannten, weil er so lange auf den Bildschirm gestarrt hatte, aber sein Herz schlug aufgeregt. Der Drucker, wo war der Drucker? Nicholas und Laine mussten das unbedingt sehen …
    Pritam?
    Er blickte auf. Rief ihn jemand? Er lauschte. Nur die Uhr tickte, der Regen flüsterte. Nein.
    Wie auch immer, der Drucker. Er hatte ihn im Lagerraum gesehen und …
    » Pritam?«
    Er erstarrte. Von draußen rief ihn tatsächlich jemand. Er ging zum Seitenfenster und schaute hinaus. Er konnte niemanden sehen, aber die Kirche stand auf einem Eckgrundstück, und der Besucher konnte vorn beim Eingang stehen.
    » Pritam!«, ließ sich die Stimme wieder vernehmen. Eine Männerstimme, und ihr Tonfall war dringlich. Pritam angelte sich einen Schirm von der Garderobe.
    » Pritam Anand!«
    » Ich komme!«, rief er. Er zerrte an dem Regenschirm, drückte versehentlich auf den Knopf, und der Schirm sprang auf. Eine Speiche traf ihn am Schienbein. So ein Pech aber auch.
    » Pritam!«
    Wer ist das? Die Stimme klingt so bekannt …
    Er öffnete die Tür und eilte hinaus. Der Regen spuckte auf den Schirm. Vorsichtig ging er den nassen Weg an hohen Hibiskusbüschen entlang. Die Stimme war von der Straße gekommen, die an der Vorderseite der Kirche vorbeiführte. Da! Er sah eine Gestalt auf dem Gehsteig gegenüber. Der Mann hielt einen Schirm in der Hand und stützte sich auf einen Stock. Sein Gesicht war unter dem Schirm und durch den Nieselregen nicht zu erkennen.
    » Pritam?«
    Pritam

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