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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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die geringste Anstrengung hinbekommen. Wie Suzette sagte, sie hat uns getrennt. Und tut es immer weiter. Was für ein Witz. Was für ein Narr war ich, als ich dachte, ich könnte etwas gegen sie unternehmen.
    Und Miriam Gerlic war tot. Davon war er grimmig überzeugt.
    Pritam schlug die Augen auf und sah sich müde um.
    Nicholas rief eine Schwester. Durch das Glas sah er sie Pritams kleinen Raum betreten, mit ihm sprechen, einfache Fragen stellen. Können Sie mir sagen, wie Sie heißen? Wissen Sie, wo Sie sich befinden? Wissen Sie, welcher Wochentag ist? Erinnern Sie sich, was geschehen ist? Pritams Augen wanderten über das Stahlgeflecht, das ihn hielt, über die Decke, hinunter zur Glaswand und fanden schließlich Nicholas. Er bewegte den Mund, und die Schwester schürzte die Lippen. Widerwillig winkte sie Nicholas herein.
    Er wollte es eigentlich nicht, aber seine Beine führten ihn schlurfend hinein.
    » Sie dürfen eine Minute lang bleiben«, sagte die Schwester und stapfte hinaus. » Der Doktor ist schon unterwegs.«
    Nicholas sah auf Pritam hinab. Das sonst braune Gesicht des jungen Reverends war weiß wie Milch. Er zog die Augenbrauen in die Höhe.
    » Sie fauler Hund«, sagte Nicholas. » Tolle Methode, sich um den Sonntagsgottesdienst zu drücken.«
    Pritam lächelte. Er hielt den Blick auf Nicholas gerichtet. Seine Augen funkelten wie nächtliche Sterne unter den wogenden Schichten keuchender, gewichtsloser Toter.
    » Es war John«, flüsterte er. » Aber es war nicht John.«
    Nicholas schüttelte langsam den Kopf – ich verstehe nicht.
    » John hat mich von der andern Straßenseite gerufen«, krächzte Pritam. » Aber John ist tot. Es war Quill.«
    Der Name traf Nicholas wie ein eiskalter Windstoß.
    » Laine ist ebenfalls hier drin«, flüsterte er zurück.
    Pritam schloss die Augen und holte rasselnd Luft. » Was ist passiert?«
    Nicholas schüttelte wieder den Kopf und zuckte mit den Achseln. » Und Hannah Gerlics Schwester ist verschwunden.«
    Pritam verdrehte die Augen zur Decke. Spricht er zu Gott, fragte sich Nicholas. Fleht er ihn an? Erhebt er Einspruch? Der Blick des Reverends glitt zu Nicholas zurück; Pritam hatte Mühe, wach zu bleiben.
    » Schlüssel ist unter …«
    » Ich verstehe Sie nicht, Pritam.«
    » … ist unter der Fußmatte«, flüsterte er.
    Nicholas verstand. Im Pfarrhaus. » Oh, wie clever.«
    Pritam lächelte matt.
    » Computer … Letzter Suchbefehl.« Er schleckte sich über die trockenen Lippen. » Kapiert?«
    Nicholas nickte.
    Pritams Augen fielen zu, und er sank unter sein Leichentuch aus sich windenden Geistern zurück.
    Nicholas beobachtete den gleichmäßigen Rhythmus der farbigen Linien auf dem Monitor. Dann verließ er das Krankenhaus so schnell er konnte.
    Der Taxifahrer brauchte eine Dreiviertelstunde, um durch den vom Regen beeinträchtigten Verkehr zur anglikanischen Kirche zu gelangen. Unterwegs döste Nicholas weg.
    » Wir sind da« sagte der Taxifahrer.
    Nicholas zahlte mit einer Kreditkarte. Als das Taxi abfuhr, schaute er auf die Straße, wo Pritam am Morgen überfahren worden war. Es gab nicht den kleinsten Hinweis darauf, dass etwas passiert war. Und genauso geht sie vor. Unfälle und Sündenböcke. Selbst ihre Morde lassen sich leicht erklären und werden schnell vergessen.
    Der Schlüssel zum Pfarrhaus lag tatsächlich unter der Fußmatte. Nicholas ließ sich ein. Eine halbe Tasse kalter Tee stand neben dem Computer, der Bildschirmschoner zeigte Sonnenuntergänge, Nebel über friedlichen Teichen, Licht, das schräg durch Bäume fiel. Er berührte die Maus. » Verbindung beendet«, stand in einem Kästchen. Er schloss es und drückte auf » Wiederherstellen.« Das Modem
pfiff.
    Er sah, wie die Seite aufging.
    Es war die Passagierliste der County Durham. Weibliche Sträflinge. Nummer acht auf der Liste war Rowena Quill.
    Nicholas ließ sich schwer in den Schreibtischsessel fallen und rührte sich lange nicht.
    » Rowena«, flüsterte er für sich.
    Ich Narr. Ein Narr wie Gavin Boye. Wie Elliot Guyatt. Angelockt und nach Strich und Faden manipuliert. Ein hübsches Gesicht, ein nettes Lächeln, und schon war er hereingefallen.
    Er steckte das Modem aus und rief Suzette an.
    Suzette vergewisserte sich, dass Quincy nicht im Zimmer war, ehe sie zischte. » Bist du dir sicher, dass du dir mit deinem Rückruf nicht noch ein paar Tage Zeit lassen willst, du Arschloch?«
    Ihr Bruder überraschte sie mit einer Entschuldigung.
    Und dann machte er sie sprachlos mit

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