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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Moment lang unschlüssig und mit gefurchter Stirn an. Dann nickte sie und öffnete die Gittertür.
    » Kommen Sie herein.«
    Nicholas folgte ihr ins Haus.
    Das Gefühl, rückwärts durch die Zeit gezogen zu werden, ließ ihn wünschen, er wäre stattdessen in die Lambeth Street gegangen. Manche Zimmer waren renoviert worden, und das Mobiliar war zum Teil neu. Aber die hohen, holzverkleideten Wände, der Essplatz aus poliertem Kirschholz, der Kamin, über dem zwei gemalte Porträts von Tristram und Gavin als Kinder hingen – all das war noch so, wie er es vor fünfundzwanzig Jahren zuletzt gesehen
hatte.
    Laine blieb im Esszimmer stehen. Sie erschien kleiner ohne Schuhe. Breitschultrig. In dem weicheren Licht waren ihre Gesichtszüge feiner, weniger kantig. Ihre Haut hatte eine Oliventönung.
    » Geben Sie mir eine Minute. Ich muss mir die Haare trocknen.«
    Sie sah Nicholas nachdenklich an, dann ging sie in das Zimmer, das früher das von Gavin gewesen war, und schloss die Tür. Vor dem Zimmer sah Nicholas einige Pappkartons stehen. Manche waren mit Klebeband verschlossen und ordentlich mit Filzstift beschriftet: » Schuhe«. » Hemden und Hosen.« » T-Shirts.« Ihre nüchterne Gewöhnlichkeit – als würde Gavin einfach nur umziehen, als wäre er nicht tot und für immer begraben – hatte etwas tief Trauriges. Ein Karton war noch offen und erst halb gefüllt. Nicholas trat näher, um hineinzuspähen.
    Ein paar Videobänder mit handschriftlichen Dokumentartiteln auf dem Rücken. Ein Paar abgenutzte Wanderstiefel. Ein gerollter Stapel Schützenzeitschriften … und noch etwas. Nicholas bückte sich, um es erkennen zu können …
    » Wer sind Sie?«
    Er fuhr erschrocken herum bei dem Schrei.
    Mrs. Boye stand hinter ihm und schwang einen Schürhaken.
    » Nicholas. Nicholas Close«, antwortete er und bemühte sich, das Zittern in seiner Stimme zu verbergen. Eine Frau, die aus beträchtlicher Entfernung auf einen Christus spucken konnte, war mit einem Schürhaken sicher eine Wildkatze. » Wie geht es Ihnen, Mrs. Boye.«
    » Ach so, Nicholas«, sagte Mrs. Boye und ließ ihre Waffe sinken. » Du willst Trissy besuchen. Tristram!« Sie drohte Nicholas mit einem knochigen Finger. » Aber wehe, ihr beiden macht Radau.« Sie bedeutete ihm, ihr zu folgen.
    Sie führte ihn durch das Haus zu Tristrams Zimmertür. Beim Anblick der Tür fröstelte Nicholas plötzlich. Sie klopfte kräftig.
    » Tristram? Dein Freund ist hier.«
    Sie sah Nicholas mit einem Ausdruck an, der besagte: Jungs, ihr seid wirklich unerträglich. » Geh hinein, aber um fünf musst du nach Hause gehen. Wir essen frühzeitig.«
    » Danke, Mrs. Boye.«
    Sie entfernte sich und pfiff unbeholfen eine Melodie vor sich hin, die eigentlich leicht und fröhlich war, von ihr jedoch kaputt und verloren klang.
    In dem großen Haus wurde es unheimlich leise.
    Nicholas drehte den tief sitzenden Türknauf und öffnete die Tür.
    Er knipste das Licht an.
    Das Zimmer war seit Tristrams Tod nicht angerührt worden. Ein Poster von Battle Beyond the Stars war mit vergilbendem Klebeband an einer Wand befestigt; eine Ecke hing lose hinab. Die Weckerbatterie war erschöpft, die Ziffern standen für alle Zeiten auf 11.13. Die Luft war trocken und roch nach schlechter Erde. Eine dicke Staubschicht bedeckte die Bodenbretter. Mitten auf dem Boden stand ein Brettspiel mit einer Halbkugel aus Hartplastik im Zentrum, in der sich ein Würfel auf Federstahl befand, der laut geklackert haben musste, als ihn kleine Hände zuletzt niederdrückten. Jetzt war der Stahl verrostet, und Staub hatte die Halbkugel zu einem kadaverartigen Braun umgefärbt. Spinnweben hingen in den Ecken der Zimmerdecke und um den Lampenschirm herum. Eine große Spinne hatte ein Netz über dem Bett gesponnen; das Geschöpf schien einen unmerklichen Schritt in Nicholas’ Richtung zu kriechen. Ihn zu beobachten. Das schmale Bett war nicht gemacht, die Laken im Design von Das Imperium schlägt zurück wiesen eine bröslige Patina aus Insektenschalen auf. Das Zimmer wirkte unaussprechlich traurig.
    » Nicholas?«
    Er drehte sich um.
    Laine stand im Flur, sie trug Jeans und einen Pullover und hatte die Finger nervös verknotet.
    Er verließ Tristrams Zimmer und schloss die Tür.
    Laine blickte kurz zu Boden, dann sah sie ihn wieder an. » Es tut mir leid«, sagte sie. » Aber ich habe nachgedacht, während ich mich umzog. Und ich glaube eigentlich nicht, dass ich mich mit Ihnen unterhalten will.«
    Nicholas empfand

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