Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)
Land verschlungen. Viele Zeitalter lang hatten die Zwerge von Athranor nahezu ohne Verbindung zu den anderen Völkern des Kontinents in den ehemaligen Berggipfeln gelebt, die noch aus dem Wasser ragten, und in den weit verzweigten Stollen, die nun unter dem Meer verliefen, und es hatte mehrere Reisen von Lirandil bedurft, um König Grabaldin davon zu überzeugen, die Isolation aufzugeben. Reisen, die ihn mehrfach hinab in die Felsenschlünde von Kergur-Dun geführt hatten, um mit König Grabaldin zu verhandeln, der sich nicht vorzustellen vermochte, dass die Bedrohung, die Lirandil prophezeite, eines Tages auch sein scheinbar sicheres unterseeisches Höhlenreich treffen könnte.
Offenbar war auch in diesem Punkt Lirandils Plan zumindest zum Teil aufgegangen.
» König Candric machte mir das Angebot, ihn auf seiner Reise zum Waldkönigshof zu begleiten«, erklärte Rhelmi von Thomra-Dun mit skeptischer Miene. » Allerdings bin ich eher zurückhaltend in der Beurteilung der Frage, ob es tatsächlich zu dem Bündnis kommen wird, das angeblich so dringend notwendig ist.«
» An mir soll es nicht liegen«, behauptete König Candric von Aladar.
Ein weiterer Herrscher meldete sich zu Wort. Es handelte sich um einen Menschen, um einen Mann in mittleren Jahren, den man an seinem Wappen, das auf dem Zierharnisch eingraviert war, als den König des relativ kleinen, zwischen Beiderland und Harabans Reich gelegenen Ambalor erkennen konnte. Das grau durchwirkte Haar fiel ihm bis auf die Schultern, sein Bart war dicht, die Augen grau und falkenhaft.
» Es geht bei unserem Disput darum, ob nicht ein Hochkönig ausgerufen werden muss, der den Kampf gegen Ghool anführt«, erklärte der Herrscher von Ambalor, » ein Hochkönig von Athranor, so wie man ihn in alter Zeit einst in der Stunde der Gefahr berief. Ihr wisst, dass wir schon vor vielen Jahren darüber gesprochen haben, Lirandil.«
» Ich erinnere mich gut, Nergon von Ambalor. Ihr wart für Euer damaliges Alter ein bereits mit ungewöhnlich großer Weitsicht gesegneter König.«
» Nun, diese Herren hier sehen ihre vorrangige Aufgabe offenbar darin, sich darum zu streiten, wer von ihnen Hochkönig der Menschenreiche von Athranor wird«, sagte Nergon von Ambalor, und Bedauern und Unverständnis schwangen in seiner Stimme mit. » Also ganz so, wie Ihr es vorausgesehen habt, Lirandil.«
» Beiderland ist das mächtigste Königreich Athranors«, erklärte Candric selbstbewusst. » Es erscheint nur angebracht, dass der König des mächtigsten Reiches die Führung im Kampf gegen die Brut des Bösen einnimmt.«
» In Wahrheit fürchtet Ihr Euch nur vor meiner Macht«, behauptete Haraban ärgerlich, und seine holzigen Hände ballten sich zu Fäusten. » Seid froh, dass Eure Ritter nie einen Angriff gegen mein Reich gewagt haben, sonst hätten meine Kriegselefanten sie in Grund und Boden gestampft.«
» Der letzte Hochkönig der Menschenreiche von Athranor war Tarmon von Nalonien, ein Ahne König Hadrans, von dem das Geschlecht der Könige von Aladar in männlicher Linie abstammt«, erinnerte Candric. » In völlig aussichtsloser Lage führte er die Menschen von Athranor während der Magierkriege zum Sieg, und so ist es nur natürlich, dass ich diesen Titel hier und jetzt für mich beanspruche.«
» Weder Euer noch mein Reich waren damals schon gegründet«, widersprach Haraban. » Ihr beruft Euch auf eine Vergangenheit, die heute keine Bedeutung mehr hat. Und davon abgesehen seid Ihr ein unerfahrener Jungspund, der sich erst einmal die Hörner abstoßen muss, damit er ein wenig überlegter handelt. Ganz gewiss aber sollte man das Schicksal der Menschen von Athranor in erfahrenere Hände legen.«
» In Eure vielleicht? Die Hände eines durch Magie verwandelten Monstrums, das mit einem richtigen Menschen weniger gemein hat als die Magierrasse von Thuvasien oder sogar ein Troll?«, giftete Candric erzürnt zurück. » Glaubt Ihr vielleicht, die Völker von Athranor lassen sich von jemandem wie Euch in den Kampf führen? Von einer Kreatur, der nach all den Jahrhunderten ihrer sogenannten immerwährenden Herrschaft kaum noch etwas Menschliches anhaftet?«
» Ich werde es gern erlauben, dass Ihr Euer eigenes Reich ins Verderben führt«, erwiderte Haraban, » aber keinesfalls werdet Ihr dies auch mit dem meinen tun. Seit Tagen blockiert Ihr eine Entscheidung, Candric!«
» Eine Entscheidung in Eurem Sinne, meint Ihr wohl?«
» Eine Entscheidung im Sinne der Reiche von
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