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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Athranor!«
    König Candric machte eine wegwerfende Handbewegung und lehnte sich zurück. » In Wahrheit drängt Ihr doch nur so sehr auf eine schnelle Entscheidung, weil Ihr genau wisst, dass ich Boten nach Dalanor geschickt habe, so wie Lirandil es meinem Vater einst aufgetragen hatte.«
    Der Waldkönig stieß aus seinem halb geöffneten zahnlosen Mund einen Laut hervor, der wie das Knarren eines berstenden Baumstamms klang, dann starrte er Candric XIII . mit seinen grünlich schimmernden Augen durchdringend an. » Ich habe wirklich keine Ahnung, was Ihr mit dieser Bemerkung sagen wollt, werter königlicher Bruder von gleichem Rang und gleichem Blut– wobei ich den Verstand der Höflichkeit halber lieber unverglichen lasse.«
    » Ganz einfach, König des Waldes und der Beleidiger…«
    » Überspannt den Bogen nicht!«
    » …Ihr fürchtet doch nur, dass der König von Dalanor eintrifft, bevor wir uns geeinigt haben, und ebenfalls Ansprüche stellt!«
    » Das wäre lächerlich, Candric!«
    » Das Dalonorische Reich ist Eurem ebenbürtig!«
    » Unsinn!«
    » Und den Herrscher von Bagorien lasst Ihr mit seinem Gefolge seit Wochen im Valdanischen Hafen schmoren, indem Ihr ihm die Weiterreise über die Straße der Krieger zu Eurem Hof verwehrt«, fügte Candric hinzu und erhob sich, wobei er den Blick auf Lirandil richtete. » Das ist es, was Haraban beabsichtigt– er will erst zum Hochkönig ausgerufen werden und die anderen vor vollendete Tatsachen stellen!«
    » Ich habe nun eine genauere Vorstellung davon, mit welchen Fragen man sich an diesem Tisch beschäftigt hat«, sagte Lirandil mit beißendem Spott. » Die Rettung von Athranor vor der Rückkehr des Schicksalsverderbers war offensichtlich nicht das vorrangige Thema.«
    Beiden widerstreitenden Herrschern lag eine Erwiderung auf der Zunge, wobei in Harabans Fall nicht sicher war, ob er überhaupt noch eine hatte. Doch bevor einer von ihnen etwas Weiteres vorbringen konnte, ergriff Rhelmi von Thomra-Dun noch einmal das Wort: » Ich sagte ja, die Idee von einem Hochkönig sollte man gleich vergessen.« Er verdrehte die Augen, dann sah er Lirandil an. » Versteht Ihr jetzt, warum mein König zögert, sich in dem anbahnenden Konflikt frühzeitig auf eine Seite zu stellen?«
    » Das Reich der Zwerge riskiert einen zweiten Untergang, und diesmal den endgültigen«, warnte Lirandil. » Anders als den jüngeren Völkern sollte es der Zwergenheit noch bekannt sein, wie knapp die Ersten Götter und ihre Verbündeten den Sieg gegen den Schicksalsverderber erringen konnten, um seine grausame Herrschaft abzuwehren.«
    » Aber was man nicht verhindern kann, wird man vielleicht begrüßen müssen«, hielt Rhelmi dem Fährtensucher entgegen.
    Während der Streit unter den beiden Mächtigsten der drei Könige erneut aufflammte, richtete Arvan seine Aufmerksamkeit auf eine Gestalt am anderen Ende der Tafel. Sie war in eine schwere dunkle Kutte gehüllt, deren Kapuze sie sich tief ins Gesicht gezogen hatte. Nur ein wenig vom Kinn war zu sehen, und Arvan meinte Zeichen zu erkennen, die dort in die Haut gebrannt waren. Elbenrunen. Zumindest waren die Symbole den Elbenrunen, die er kannte, sehr ähnlich.
    Zweifellos handelte es sich bei der Gestalt um einen weiteren Gast des Waldkönigs, der außerdem einen hohen diplomatischen Rang einnehmen musste, sonst hätte man ihm nicht gestattet, an der Zusammenkunft dreier Könige und eines Botschafters teilzunehmen.
    Lirandil sprach die Gestalt im nächsten Moment an. » Sind auch die Dunkelalben von Albanoy der Meinung, dass man sich Ghool besser unterwerfen sollte, als sich ihm zu widersetzen?«
    Er hatte Relinga gesprochen, erhielt aber keine Antwort. Also wiederholte er die Frage, diesmal in einer Sprache, die Arvan noch nie gehört hatte. Sie klang dem Elbischen ähnlich, unterschied sich aber durch eine Reihe von dunklen Kehllauten, die so untypisch für die Elbensprache waren, dass man sie sofort heraushören konnte.
    Auf einmal schwiegen alle. Die Blicke der Anwesenden waren auf den finsteren Kapuzenträger gerichtet.
    » Was fragt Ihr mich?«, erwiderte eine tiefe Stimme, die unter der Kapuze hervorklang, nun auf Relinga.
    Der Kanzler des Waldkönigs, den vorzustellen sich niemand die Mühe gemacht hatte, ergriff das Wort. » Das ist Brogandas aus Batagia und Gesandter des Rates der Mächtigen von Khemrand, der, wie man weiß, das Reich der Dunkelalben von Albanoy regiert.«
    » Ihr seid mir eine Antwort auf meine Frage schuldig,

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