Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)
beistehen…«
Auf breiter Front stampften die Hornechsen heran. Ihre massigen Leiber schälten sich aus dem aufgewirbelten Staub hervor. Auf jedem der Tiere ritt mindestens ein Ork. Vielfach saßen jedoch zwei oder sogar drei Reiter auf dem Rücken einer Echse, und während einer die Hornechse lenkte, konnten die anderen Steine, Speere und Wurfäxte schleudern oder Armbrüste abschießen. Oft genug hatte Herzog Dalmon diese von getrocknetem Schlamm überzogenen Scheusale so kämpfen sehen. Man erzählte sich, dass sie sich im Dung der Echsen wälzten, damit sich ihr Geruch nicht mehr von deren Gestank unterschied. Angeblich erleichterte dies die Führung der dreihornigen Reittiere, gegen die jeder Kriegselefant aus Gaanien ein zutrauliches Haustier war.
Nomsal von Eas rief seine Befehle und korrigierte hier und dort etwas an der Phalanx der Panzerreiter. Die Lanzen wurden gesenkt, die Streitrösser standen in mehreren Reihen, nicht weniger gerüstet als ihre Reiter, sodass von den Tieren kaum mehr freilag als Augen, Hufe und Schweif. Die metallenen Kopfschienen hatten ellenlange Stacheln, sodass sie den Reittieren der Orks in gewisser Weise ähnlich sahen. Nirgends gab es Schlachtrösser wie auf den Weiden der Huflande, wie der nördliche Teil von Rasal genannt wurde. Aus der südlichen Grasmark hingegen hatten sich die rasalischen Pferdezüchter schon vor zwei Generationen mehr und mehr zurückgezogen, seit sich dort die Überfälle der Orks häuften. Dabei waren ihre Rösser sehr geschätzt gewesen, denn sie waren besonders gelehrig und unerschrocken in der Schlacht.
Ein Teil der gepanzerten Reiter war mit Armbrüsten in unterschiedlichen Ausführungen ausgestattet. Die Fernwaffen hingen gespannt und geladen an Haken ihrer Sättel. Manche waren sehr leicht und konnten sogar einhändig abgeschossen werden. Höhere Durchschlagskraft hatten die Metallbolzen der größeren Exemplare. Und die schwersten von ihnen konnte man mit einem halben Dutzend Bolzen gleichzeitig laden, die mit einem einzigen Schuss auf den Weg geschickt wurden.
Diese Schützenreiter sorgten normalerweise dafür, dass ein gegnerisches Heer schon aus der Entfernung stark dezimiert wurde. Da es eine Weile brauchte, bis die Armbrüste nachgeladen waren, mussten die Lanzenreiter in dieser Zeit die feindlichen Kämpfer abwehren und die verwundbaren Schützen verteidigen.
Bei groß angelegten Kriegszügen– und dieser zählte für die Verhältnisse des Herzogtums Rasal ohne Zweifel dazu– wurde die Reiterschar außerdem von leichter gepanzerten und berittenen Schwertkämpfern begleitet, die mit jeweils einer langen und einer kurzen Klinge auch für den Nahkampf Mann gegen Mann ausgerüstet waren. Ihre vorrangige Aufgabe war allerdings das schnelle Laden und Spannen der abgeschossenen Armbrüste in der Frühphase des Gefechts, wenn sich beide Seiten einander auf Schussweite genähert hatten. Die Spitzen der Armbrustbolzen waren überdies mit Gift versehen, das stark genug war, um auch einer Hornechse schwer zuzusetzen.
Die berittenen Orks stürmten heran. Die Pranken der gewaltigen Reitechsen donnerten über den von zahllosen Hornechsenherden platt getrampelten, steinharten Untergrund, und bald konnte man in den Staubwolken auch die grimmigen, fratzenhaften Gesichter der Orkscheusale ausmachen.
» Bei den Göttern!«, entfuhr es einem der jüngeren Schützen, und selbst ein hartgesottener Kämpfer wie Nomsal von Eas musste schlucken, als er die schier unüberschaubare Masse der herannahenden Orks sah.
» Bereit machen zum Schuss!«, rief er dennoch entschlossen und darum bemüht, das donnernde Stampfen der Hornechsen zu übertönen. Er stieß sein Schwert in die Luft, um damit das Zeichen für die Schützen zu geben. Der richtige Zeitpunkt war wichtig, die Feinde mussten nahe genug heran sein, damit möglichst viele von ihnen und noch mehr ihrer ungestümen Reittiere niedergestreckt wurden, aber nicht so nahe, dass eine im Todeskampf strauchelnde und schon unter dem Einfluss des Pfeilgifts stehende Hornechse noch mit der rohen Gewalt ihres massigen Körpers in die Phalanx der Reiter von Rasal einbrach.
Herzog Dalmon blinzelte. Er öffnete noch einmal das Visier, das er bereits für den Kampf geschlossen hatte. Irgendetwas stimmte nicht.
» Das sind ja Weiber!«, rief er erstaunt. » Und Kinder!«
» Es wäre nicht das erste Mal, dass sich Orkweiber an einem Angriff beteiligen!«, rief Nomsal.
Die Orkweiber waren ohnehin für ein
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