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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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der ältesten Häuser der Stadt und stammte noch aus einer Zeit, als Carabor eine Kolonie der Meeresherrscher von Relian gewesen war und die Kochende See noch nicht die Verbindung dorthin hatte abreißen lassen. Seitdem waren viele Gebäude errichtet worden, die viel größer waren, aber seinen Namen hatte dieses Haus seit jenen frühen Zeiten behalten.
    Es war aus hellem Stein errichtet und hatte eine einfache quaderförmige Form mit einem spitzen Dach. Am Portal traten Lirandil und seinem Gefolge Wachen entgegen.
    » Der Admiralsrat tagt! Ihr habt keinen Zutritt!«, sagte einer der Männer barsch.
    » So richtet dem Rat aus, dass Lirandil der Fährtensucher hier ist und den Thronfolger des Elbenreichs in seiner Begleitung hat. Manch eines der Mitglieder des Admiralsrats wird mich noch persönlich kennen. Richtet ihnen aus, dass der Angriff, den diese Stadt heute erlitten hat, nur das Vorspiel des großen Krieges gewesen sein dürfte, vor dem ich schon eure Großväter gewarnt habe.«
    Die Wachen waren nach diesen Worten unschlüssig, wie sie mit den Besuchern verfahren sollten. Sie riefen nach ihrem Hauptmann, der sich Lirandils Anliegen anhörte und dann im Haus verschwand. Es dauerte eine Weile, bis er zurückkehrte.
    » Ihr seid es gewiss sonst nicht gewohnt, dass man Euch warten lässt, mein Prinz«, wandte sich Whuon an Eandorn und benutzte dabei seine frisch erworbenen Kenntnisse der Elbensprache.
    » Warten?«, fragte der Thronfolger des Fernen Elbenreichs, und im nächsten Moment wurde deutlich, dass sein Unverständnis nichts mit Whuons noch unzureichendem elbischen Wortschatz zu tun hatte, sondern mit dem unterschiedlichen Empfinden der Zeit, denn er fügte hinzu: » Wann haben wir denn bislang warten müssen?«
    Der Hauptmann kehrte zurück. » Folgt mir bitte. Der Rat empfängt Euch.«

Rache folgt auf dem Fuß
    Sie folgten dem Hauptmann durch eine Säulenhalle in eine größere Halle, in deren Mitte sich eine runde Tafel befand– die Tafel des Admiralsrats. Das Steuerrad eines Schiffes bildete das Zentrum der Tafel, an der die fast fünfzig Admirale der einzelnen Handelshäuser ihre Plätze eingenommen hatten. Allerdings saß keiner von ihnen, denn nach der Tradition Carabors hatte nur der eine Stimme im Admiralsrat, der auf eigenen Füßen stand. Abgesehen davon wurde auf diese Weise verhindert, dass Tagungen des höchsten Regierungsgremiums allzu sehr ausuferten.
    Jeder der Stimmberechtigten trug eine Admiralskette mit einem Amulett, auf dem sein Namen eingraviert war und das bei Abstimmungen in die Mitte der Tafel geworfen wurde. Der Hochadmiral trug ein ganz besonderes Amulett, denn es hatte die Form eines Schiffssteuers mit fünf Speichen und Greifholmen und bestand aus Gold. Es glich dem Steuerrad, das das Zentrum der Tafel bildete, und dieses Zeichen zierte auch sein Amtsgewand, das aus einem bestickten Überwurf bestand.
    Als Arvan es sah, dachte er sofort: Das gleiche Zeichen, das einst mein Vater trug!
    Alle Gesichter waren den Ankömmlingen zugewandt, und der Hochadmiral erhob seine Stimme: » Ich heiße Euch im Namen des Admiralsrates von Carabor willkommen.« Er verließ seinen Platz an der Tafel und trat den Ankömmlingen entgegen, und obwohl er den Elben das erste Mal in seinem Leben sah, sagte er: » Es ist schön, Euch wieder in unserer Stadt begrüßen zu dürfen, Lirandil.«
    Terbon Sordis, durchfuhr es Arvan. Der Name des Mörders meiner Eltern!
    Er starrte den Hochadmiral an, sodass dieser die Stirn runzelte, dann glitt Terbon Sordis’ Blick tiefer, er sah auf Arvans Füße– und erbleichte.
    Werde deiner Gefühle Herr, oder verlasse augenblicklich den Raum, erreichte Arvan ein Gedanke von Lirandil. Aber Arvan fühlte bereits, wie die Wut ihn überkam. Eine Wut, die ähnlich überwältigend war wie jene, die ihn erfasst hatte, als er auf den verletzten Ork in der Baumhöhle am Langen See eingeschlagen hatte.
    Der starre Blick, den Terbon Sordis auf Arvans Füße gerichtet hatte, machte auch die anderen Admirale aufmerksam. Terbon wich einen Schritt zurück und fragte: » Wer bist du?«
    Gerade noch hatte Arvan geglaubt, seine Wut doch noch bezwingen zu können, aber Terbon Sordis’ Frage machte seine Selbstbeherrschung zunichte. » Ich bin Arvan Aradis, der Sohn von Hochadmiral Kemron Aradis und seiner Gemahlin Tela’a«, sagte er laut. » Auch wenn Ihr alles versucht habt, das Haus Aradis auszurotten, es ist Euch nicht gelungen, denn ich habe überlebt!«
    » Seine Füße!«,

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