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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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eigentlich aus abgewandelten Elbenrunen, doch hatte man diese mit so vielen Schnörkeln und Schleifen versehen, dass man sehr geschickte Hände brauchte, um die Schriftzeichen so exakt hinzubekommen, dass ein anderer sie entziffern konnte.
    Grebu ließ seinen Schüler Arvan auf Bögen von gelbgrauem Papier üben. Es bekam seine besondere Färbung und Geschmeidigkeit daher, dass die Halblinge in ihren Papiermühlen die minderwertigen Anteile der Baumschafwolle einmengten.
    Alle Halbling-Lehrer aus dem Stamm von Brado dem Flüchter hatten es aufgegeben, Arvan Schreiben und Lesen beibringen zu wollen. Nur Grebu war noch bereit, ihn zu unterrichten. » Die Menschen schreiben nicht so wie wir«, hatte Arvan seine Worte noch im Ohr, als darüber sogar während einer Versammlung des Wohnbaums gesprochen worden war. » Und Arvan ist nicht ungeschickter als die meisten von ihnen. Ich muss es ja wissen, schließlich habe ich lange Zeit unter ihnen gelebt.« Und dann hatte der alte Grebu noch etwas gesagt, was Arvan sicherlich sein ganzes Leben nicht vergessen würde. » Hört euch die Vögel im Wald an und überlegt, was geschähe, wenn nur die begabtesten unter ihnen singen würden. Es wäre beunruhigend still in unseren Wäldern.«
    Als Arvan und Neldo den Herdenbaum erreichten, ließ sie ein Rascheln im Geäst der benachbarten Bäume herumfahren.
    Eine Gruppe von Halblingen, die mit Rapieren, Schleudern und auch mit kurzen Armbrüsten bewaffnet waren, schwang sich an Ranken von Ast zu Ast und von einem der Riesenbäume zum nächsten.
    » He, Neldo, suchst du Pilze oder Sinnlosenkolonien?«, rief einer von ihnen. » Oder warum schleichst du so langsam über den Waldboden?«
    Seine schneidende Stimme war mit keiner anderen zu verwechseln. Es war Trobo der Gemeine. Er hatte einen Lederharnisch angelegt, an der Seite trug er ein Rapier und eine Schleuder und auf dem Rücken ein Blasrohr und einen Köcher mit Pfeilen.
    Normalerweise wäre er um diese Zeit bei seiner Arbeit als Zimmermann gewesen, genau wie seine Begleiter. Aber Gomlo hatte ihnen offenbar einen Auftrag erteilt. Die Sicherheit des Stammes hatte Vorrang, und da die Söldner des Waldkönigs eher Teil des Problems waren, als dass sie zur Lösung beitrugen, blieb den Halblingen von Gomlos Baum nichts anderes übrig, als selbst dafür zu sorgen, dass man des Nachts einigermaßen ruhig schlafen konnte.
    » Na, wie lange seid ihr schon unterwegs, ihr lahmen Erdhühner«, rief Trobo triumphierend. Er schwang sich dabei an einer Ranke von einem der Baumriesen auf die Astgabel eines eher kleineren Baums, dessen Stamm aber sehr dick war und aus einem gelblichen Holz bestand.
    Für diese Baumart wäre es aussichtslos gewesen, den Größenwettkampf mit den Riesen in diesen Wäldern aufzunehmen, den Wohn- und Herdenbäumen zum Beispiel, wobei die nicht einmal die höchsten waren. Statt vergeblich zu versuchen, das Sonnenlicht einzufangen, wedelte der Baum mit seinen Blättern raschelnd durch die Luft und schnappte nach Insekten, die sofort verdaut wurden. Arvan wusste aus Erfahrung, dass man aufpassen musste, mit den klebrigen Blättern des gelben Baums nicht in Berührung zu kommen, denn das verursachte ein schreckliches Jucken.
    » Wohin geht ihr?«, fragte Neldo.
    » Bis zur rasalischen Grenze, um nach dem Rechten zu sehen«, rief Trobo und blies den Brustkorb auf, dann richtete er den Blick auf Arvan. » Da du seit Neuestem ein berühmt-berüchtigter Orkschlächter bist, hätte Gomlo eigentlich dir diesen Auftrag erteilen müssen. Keine Ahnung, warum er es nicht getan hat. Ob er sich einfach zu viele Sorgen um dich macht? Oder ob er vielmehr befürchtet, dass er dann Neuigkeiten über die Lage im Grenzgebiet erst erfahren würde, nachdem die jährlichen Nordoststürme noch zwei Mal durch die Baumkronen geblasen haben?« Er lachte. » Was meinst du, Arvan Ungeschickt-und-trottelig? Kann es sein, dass es selbst deinem Ziehvater einfach zu lange gedauert hätte, bis du zurückgekehrt wärst, vorausgesetzt, du wärst nicht auf irgendeinem Waldbodenmoos ausgerutscht und schwer verletzt zur Beute eines gefährlichen Raubtiers geworden, zum Beispiel von fleischfressenden Schnecken, die von verrottendem Menschlingsaas angelockt werden?«
    » Ich will keinen Streit«, entgegnete Arvan nur.
    Aber genau darauf schien es Trobo der Gemeine anzulegen. Er schnippte mit den Fingern und sagte laut: » Jetzt weiß ich, warum Gomlo nicht dich, sondern mich ausgesandt hat!«
    » Behalte es

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