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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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fürchte ich«, meinte Neldo und seufzte. » Das ist ja nicht der erste Orkeinfall. Jeder, der folgt, scheint mir schlimmer zu sein als der vorhergehende.«
    » Und Harabans Söldner schlachten lieber unsere Baumschafe ab, statt uns vor den Orks zu beschützen, wie es ihre Aufgabe wäre.« Arvan nahm einen kräftigen Bissen von dem Brot.
    Das Getreide, aus dem es gebacken war, wuchs in den Astgabeln von Riesenbäumen. Allerdings nur dann, wenn man vorher fruchtbare dunkle Erde dorthin gebracht hatte. Die Halblinge aus dem Stamm von Brado dem Flüchter hatten fünf Riesenbäume mit Getreide bepflanzt. Alle Versuche, das Getreide am Boden zu säen, waren bisher gescheitert, weil es dort viel zu feucht war und ihm außerdem verschiedene Moose und Sträucher den Platz streitig machten.
    » Hast du eigentlich schon mal darüber nachgedacht, den Halblingwald zu verlassen?«, fragte Neldo plötzlich.
    Arvan stutzte. Der Bissen, den er sich gerade in den Mund gestopft hatte, blieb im beinahe im Halse stecken.
    » Denkst du denn daran?«, fragte er seinen Freund verwundert.
    » Manchmal.«
    Arvan hob ungläubig die Augenbrauen. » Von hier fortgehen? Du?«
    » Ist das so abwegig?«
    » Damit es dir so ergeht wie dem alten Grebu oder all den anderen, die in der Fremde unschöne Erfahrungen machen mussten? Oder gar wie Brado dem Flüchter, unserem Ahnherrn…«
    Arvan stockte. Er hatte tatsächlich unserem gesagt, obwohl Brado der Flüchter natürlich nicht sein Stammahnherr war, denn Arvan war schließlich kein Halbling.
    Auch Neldo war der Versprecher aufgefallen, und er grinste flüchtig. » Du scheinst dich bei uns wirklich zu Hause zu fühlen.«
    » Ich bin hier zu Hause«, versicherte Arvan.
    » Ja, das bist du«, bestätigte Neldo. » Aber was ich gerade gesagt habe, ist mir vollkommen ernst, und ich kenne niemanden außer dir, mit dem ich darüber sprechen könnte. Borro schwatzt zu viel und mit zu vielen, und Zalea…« Er seufzte. » Die ist zu vernünftig, um mit ihr über solche Dinge zu reden.«
    » Bist du dir da sicher?«
    » Ist doch egal. Ich erzähle dir, was ich empfinde. Weil ich glaube, dass du es am besten verstehst.«
    Arvan nickte. Noch etwas, in dem ich gut bin – Neldos Probleme zu verstehen. Beinah hätte er es laut gesagt.
    » Gut«, entgegnete er stattdessen. » Dann erklär mir genauer, was du meinst.«
    » Aber versprich mir, dass du mir nicht mit der Geschichte von Brado dem Flüchter kommst.«
    » Versprochen.«
    Die Geschichte über den Ahnherrn des Stammes musste immer herhalten, wenn es darum ging, einen auswanderungswilligen Halbling von seinem Vorhaben abzubringen. Halblinge waren nicht gerade für ihre Risikobereitschaft und ihren Wagemut bekannt. Und für die Halblinge am Langen See galt das erst recht. Schon dass sie den Wohnbaum zur Sicherung ihres Lebensunterhalts verlassen mussten, war den meisten zuwider. Wenn dann aber doch ein junger Halbling die Welt entdecken wollte und sich von all den Warnungen vor den Versuchungen und Gefahren der großen Stadt Carabor und den Geschichten über die Intrigen am Hof des Waldkönigs nicht von seinen Plänen abbringen ließ, wurde ihm von Brado dem Flüchter erzählt…
    Vor langer Zeit hatte ein Halbling namens Brado von einem Elb gehört, dass die Welt wie eine Kugel geformt sei, und er hatte sich gefragt, ob sich nicht auf der anderen Seite dieser Kugel ein Land befinde, in dem Halblinge besser leben könnten als in den Wäldern am Langen See. So hatte er damit begonnen, eine gewaltige Floßarche zu bauen, um damit das Meer im Osten zu überqueren und alles mitzuführen, was man für die lange Reise brauchte.
    Hin und wieder legten Seefahrer aus Carabor am Seeufer des Halblingwaldes an. Sie gelangten über einen Fjord und den Grenzfluss zwischen den Provinzen Gaanien und Neuvaldanien in den Langen See, wo sie den Halblingen Glasphiolen mit der Magischen Essenz des Baumsaftes abkauften, die andernorts zu Höchstpreisen gehandelt wurde, denn bisher hatten es nicht einmal die Elben geschafft, die Rezeptur dieser Essenz zu enträtseln. Von diesen Seefahrern erfuhr Brado, dass es im westlichen Ozean ein Zeitloses Nebelmeer gab, in dem sich jeder verlor, dessen Wille zu schwach war, um an sein Ziel zu gelangen. Kaum einem sei die Rückkehr aus diesem Seegebiet gelungen, von den meisten habe man nichts mehr gehört, denn sie hätten im Nebelmeer die Orientierung verloren und seien seinem Zauber erlegen. Einem Zauber, der selbst einige der mutigsten

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