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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ihn zum Schweigen brachte. Vielleicht auch ein strenger Gedanke, überlegte Arvan.
    » Es freut mich, dich kennenzulernen«, sagte Lirandil höflich. » Es gibt nicht viele rothaarige Halblinge im Stamm von Brado dem Flüchter. Ich nehme daher an, dass du aus der Sippe von Solbo dem Lustigen stammst, mit dem ich einst den Zauber am Runenbaum erneuerte.«
    » Solbo war mein Großvater«, sagte Borro. » Er starb im letzten Sommer in seinem hundertfünfzigsten Jahr.«
    » Das tut mir leid«, sagte Lirandil ehrlich.
    In diesem Moment trat ein weiterer Halbling zu ihnen. Es war Werry der Zauderer. Auch er trug ein Ersatzschleuderband um die Stirn. » Ich habe Euren Auftrag ausgeführt«, erklärte er. » Zumindest den ersten Teil davon.«
    » Du hast uns gerettet«, sagte Lirandil. » Ich stehe in deiner Schuld.«
    » Hier«, sagte Werry und holte den Stein von Ysaree hervor, den Lirandil ihm gegeben hatte, » die Botschaft in diesem Stein könnt Ihr nun selbst überbringen.«
    » Du warst nicht beim alten Grebu?«, fragte Lirandil stirnrunzelnd, bevor er den Stein wieder einsteckte.
    » Dazu war keine Zeit«, erklärte Werry. » Und um ehrlich zu sein, bin ich ganz froh darum.«
    » Wieso?«
    » Ihr kennt den alten Grebu gewiss aus früheren Zeiten, und damals mag er ein anderer gewesen sein. Aber in den letzten Jahren ist er immer wunderlicher gewordenen und hat eigenartige Gewohnheiten angenommen.«
    » Ich komme gut mit ihm aus«, erklärte Arvan. » Zumindest– das muss ich einschränkend sagen– solange er den Eindruck hat, dass ich mir beim Schreibunterricht Mühe gebe.«
    » Nun, es hat bestimmt damit zu tun, dass Grebu so viel Zeit in der Großen Stadt verbracht hat«, fuhr Werry fort. » Das muss ihn sehr verändert haben. Und zwar nicht zu seinem Vorteil.«
    » Wie auch immer«, meinte Lirandil. » Ich schlage vor, wir steigen jetzt erst einmal in aller Vorsicht zurück auf den Waldboden und machen uns dann auf den Weg zu Gomlos Baum. Wir werden sehen, inwieweit sich Grebu noch an mich erinnert.«
    Die Große Stadt, echoten die Worte von Werry dem Zauderer in Arvans Kopf. Es war eine andere Bezeichnung für Carabor, vor deren Verderbtheit die Halblinge schauderten. Das war auch Werry anzumerken gewesen: Alles, was übel oder eigenartig an Grebu war, war natürlich durch seinen Aufenthalt in Carabor hervorgerufen worden. Überhaupt schien es für die Bewohner der Wälder am Langen See unmöglich, die Heimat zu verlassen und dann zurückzukehren, ohne erheblich an Körper und Geist gelitten zu haben und von äußeren wie inneren Narben gezeichnet zu sein.
    Ob wirklich alle, die den Wald verlassen, der Verderbtheit anheimfallen?, überlegte Arvan. Die Gespräche mit Neldo, die er in letzter Zeit geführt hatte, hatten in dieser Hinsicht seine Skepsis geweckt.
    Aber im Augenblick schien Arvan das nicht so wichtig. Er war einfach nur froh, noch am Leben zu sein. Er hob das große Schwert und sah auf die Zeichen, die in die Klinge graviert waren. Beschützer, dachte er. Wie wahr ist dieser Name! Laut sagte er: » Diese Klinge hat mir Glück gebracht! Ich werde sie behalten.«
    Neldo deutete auf Arvans leere Messerscheide. » Und was ist mit deinem Langmesser? Sollen wir nach der Orkleiche suchen, in der es vielleicht steckt, oder hast du es einfach nur irgendwo verloren?«
    Selbst meine Freunde halten mich insgeheim für einen Trottel, erkannte Arvan. Sosehr sie mich auch sonst verteidigen mögen. Er umklammerte den Schwertknauf mit der Rechten, so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Von jetzt an wird sich das ändern, nahm er sich vor. Hatte er nicht allen Grund, stolz zu sein? Hatte er nicht mehr Orks erschlagen als jeder Halblingkrieger, der an dieser Schlacht teilgenommen hatte?
    Es schien allerdings so, als müsse er seine ganz eigene Art und Weise noch finden, mit den Anforderungen des Lebens zurechtzukommen. Er war nun mal kein feingliedriger Halbling, sondern von gröberer Art. Aber das musste ja nicht bedeuten, dass er nicht trotzdem große Ziele erreichen konnte.
    Lirandil und Arvan stiegen von dem Herdenbaum hinunter. Arvan wollte sich zuvor vergewissern, dass mit den Baumschafen alles in Ordnung war, doch das war ihm nicht möglich. Die Tiere waren ins hohe Geäst geflüchtet, wohin ihnen Arvan nicht folgen konnte, und etliche waren dabei zu Tode gestürzt.
    Es würde Tage dauern, bis sie sich so weit beruhigt hatten, dass sie sich wieder in die tiefer gelegenen Regionen trauen würden, das

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