Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Flötensignale besser lernen sollen, sagte er sich im Stillen. Aber ganz gleich, welche Nachrichten im Moment von Wohnbaum zu Wohnbaum und von Stamm zu Stamm weitergegeben wurden, gute Neuigkeiten waren es wohl nicht.

Die Versammlung
    In den nächsten Tagen trafen Halblinge von allen Wohnbäumen des Stammes von Brado dem Flüchter ein, aber auch Angehörige der anderen Halbling-Stämme schickten nach und nach ihre Vertreter. Gomlo zweifelte daran, dass man auch mit Abgesandten aus der Dichtwaldmark rechnen konnte, da der Weg dorthin selbst für flinke Halblinge recht weit war, aber auf jeden Fall waren alle Neuigkeiten über die einfallenden Orkhorden über die Baumflöter auch dorthin weitergegeben worden.
    Außerdem hatte er Yblo den Schnellen als Boten ausgeschickt. Der war unterwegs nach Gaa, um dem Statthalter des Waldkönigs zu berichten. Zwar waren so viele Söldner von den Orks erschlagen worden, dass der Statthalter eigentlich schon darauf hätte reagieren müssen, aber die Frage war, wie viel er überhaupt von den Ereignissen im Halblingwald und an der Grenze zu Rasal erfahren hatte.
    Die Zahl der Haraban-Söldner, die den bisherigen Gemetzeln entkommen waren, war so klein, dass man nicht davon ausgehen konnte, dass einer von ihnen bereits zum Palast des Statthalters von Gaa gelangt war. Und wenn, so war zu bezweifeln, dass dieser auch einen Überblick über die Gesamtlage und das Ausmaß der diesjährigen Orküberfälle hatte, die weit über die gelegentlichen Raubzüge hinausgingen, unter denen die Bewohner der Wälder am Langen See sonst zu leiden hatten.
    Möglicherweise werde ich gar nicht selbst bestimmen können, was ich als Nächstes tue, dachte Arvan. Gut möglich, dass der kommende Krieg über alles hinwegrollte und alles veränderte. Zumindest in dieser Hinsicht bin ich durch meine Erziehung ein echter Halbling. Ich mag keine Veränderungen.
    Aber sie kündigten sich überall an.
    Arvan hörte aufmerksam den fremden Bewohnern weit entfernter Wohnbäume zu. Auch sie berichteten von Zusammenstößen mit Orks, und hin und wieder war auch von Orkheimern mit angespitzten Zähnen die Rede.
    Schließlich kehrte auch Lirandil zu Gomlos Baum zurück. Als beinahe noch größere Sensation wurde allerdings empfunden, dass ihn Grebu begleitete, denn der wunderliche Alte mied seit vielen, vielen Jahren die Gesellschaft der anderen Halblinge. Zu keinem der Feste auf Gomlos Baum war er erschienen, und in den Stammesversammlungen ließ er sich normalerweise niemals blicken, da er das Gerede dort nur als Zeitverschwendung ansah, wie er Arvan einmal gesagt hatte.
    Die Versammlung wurde auf dem großen Platz der Hauptastgabel von Gomlos Baum einberufen. Der Platz war voll von Halblingen. Jeder Bewohner von Gomlos Baum wollte dabei sein und erfahren, was Lirandil zu berichten hatte. Und auch von den benachbarten Wohnbäumen waren keineswegs nur Baum-Meister oder Boten gekommen, auch ganz gewöhnliche Halblinge, die wissen wollten, was los war, und vor allem, was man dagegen unternehmen wollte.
    Arvan stach aus der Menge natürlich schon aufgrund seiner Größe heraus. Er hätte am liebsten sofort mit Lirandil und Grebu über die Dinge geredet, die ihn– abgesehen von den Gefahren des heraufdämmernden Krieges– im Moment so sehr beschäftigten. Aber daran war nicht zu denken, denn die beiden wurden von den Halblingen regelrecht umlagert.
    Jemand stieß Arvan in die Seite.
    » Hey, da bist du ja«, sagte eine wohlbekannte Stimme.
    Arvan wandte den Kopf und erblickte einen strubbeligen roten Haarschopf. » Borro!«
    » Tut mir leid«, stieß der rothaarige Halbling hervor. » War das die Seite, an der du den Dolch des Söldners in den Leib bekommen hast?«
    » Da ist nicht einmal mehr die Narbe zu erkennen«, beruhigte ihn Arvan.
    » Sag mal, bist du uns aus dem Weg gegangen, oder warum hat man dich nirgends gesehen?«, fragte Borro.
    » Ich habe etwas Zeit gebraucht, um nachzudenken.«
    » Sag bloß, du warst wieder auf dem Herdenbaum. Würde dir ja ähnlich sehen.«
    » Nein, das hätte Gomlo nicht erlaubt.«
    » Verstehe.«
    » Er hat andere Hirten eingeteilt.«
    » Sei froh drum«, sagte Borro. » Es soll weiter im Süden eine richtige Schlacht zwischen den Haraban-Söldnern und den Orks gegeben haben. Hat einer erzählt, der von dort hergekommen ist. Und diesmal sollen auch viele Orks getötet worden sein. Scheint, als wären die Söldner besser vorbereitet gewesen.«
    Es wurde still auf dem Platz.
    Der Elb

Weitere Kostenlose Bücher