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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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trat in die Mitte.
    » Ich bin Lirandil, Fährtensucher in den Diensten des Elbenkönigs Péandir. Manche der Älteren mögen sich noch an meinen letzten Besuch erinnern, der aber nach den Maßstäben eures Volkes schon lange zurückliegt. Ich muss euch schlimme Kunde bringen. Lange habe ich das Unglück heraufdämmern sehen. Ich war in den Ländern der Orks und habe nach dunklen Geheimnissen geforscht, aus denen ein Verhängnis nie gekannten Ausmaßes über ganz Athranor erwachsen kann. Ghool, der Verderber des Schicksals, ist erwacht. Und er strebt nach der absoluten Herrschaft.«
    Lirandil verstummte. Der ruhige Blick seiner aufmerksamen Elbenaugen glitt über die Reihen der Halblinge. Er schien erstaunt, weil seine Worte nicht das Entsetzen ausgelöst hatten, das er wohl erwartet hatte. » Ich weiß, dass die Legende von Ghool und den Ersten Göttern in Vergessenheit zu geraten droht wie vieles aus der Alten Zeit von Athranor, wie wir die Epoche vor der Regentschaft des ersten Elbenkönigs Elbanador nennen«, fuhr er fort. » Aber man sollte die Vergangenheit gut kennen, wenn man den Gefahren der Gegenwart begegnen will. Anders als dieser unselige Ork, der vor ein paar Jahrhunderten mit seinen Getreuen zweimal ins Elbenreich eindrang. Moraxx war sein Name. Man nannte ihn den Fünfzahnigen, weil ihm fünf statt der üblichen vier Orkhauer aus dem Maul ragten. Der Fünfzahnige raubte zuerst die Halle der Eldran, unserer verklärten Totengeister, aus, wo wichtige magische Schriften der Elbenheit gelagert waren. Mithilfe dieser Schriften eignete er sich magisches Wissen an, das es ihm erlaubte, sich zum Herrscher aller drei Orkländer aufzuschwingen. Anschließend kehrte er zu einem zweiten, noch dreisteren Raubzug ins Elbenreich zurück, dessen Folgen wir alle noch spüren werden, Jahrhunderte später, was ihr als lange Zeit empfindet.«
    Lirandil machte eine Pause, dann erhob er wieder das Wort: » Die Maladran sind die Vergessenen Schatten. Die Seelen der Toten, an die wir uns nicht erinnern wollen, weil sie große Schuld auf sich geladen haben oder dem Bösen verfallen sind. Auf einer Insel steht die Halle der Maladran, in der ein Zauber gewirkt wurde, um ihren Einfluss möglichst fernzuhalten. Und dort wurden auch jene Schriften aufbewahrt, die von einer dunklen, bösen Art der Magie handeln. Einer Form der Zauberei, deren Anwendung den Magiern und Schamanen der Elbenheit untersagt ist. Allerdings wollten unsere Vorfahren nicht, dass dieses dunkle Wissen vollkommen verloren geht, und sie glaubten, dass es in der Halle der Maladran gut und sicher aufbewahrt wäre. Das war ein verhängnisvoller Irrtum. Der zweite, noch dreistere Raubzug des Fünfzahnigen führte genau zu diesem Ort, wo er einiges von dem dunklen Wissen erbeutete.
    Der tollkühne, abgrundtief böse und vollkommen skrupellose Ork, von dem ich euch erzähle, kehrte in seine Heimat zurück und hoffte, seine Herrschaft von den drei Orkländern aus mittels dieser dunklen Magie über andere Reiche Athranors ausdehnen zu können, was gründlich misslang. Seine Herrschaft nahm ein unrühmliches Ende, und selbst die Orks sprechen seinen Namen nicht mehr aus, weil sie glauben, dass dies Unglück bringt. Wo der fünfzahnige Moraxx geblieben ist, weiß niemand, aber es wird vermutet, dass er einem seiner magischen Experimente zum Opfer fiel, die er in den abgelegensten Regionen der Hornechsenwüste durchführte. Dorthin, wo die gewaltigen Lindwürmer wandern, nachdem sie an der Küste so viel Salzwasser in sich hineinschlürfen, wie sie nur können, um dann in die Gluthitze der Hornechsenwüste zu ziehen und dort ihre Eier zu legen. Ein Land, so karg und heiß, dass man meint, in ihm wäre nur Leben möglich, das von der Kraft dunkler Magie erfüllt ist.
    Bei seinen magischen Experimenten rief der fünfzahnige Moraxx so manche dämonische Kreatur des Schreckens in unsere Welt. Einige dieser Geschöpfe der Finsternis durchstreifen bis heute die Orkländer, und deren hartgesottene und kampferprobte Bewohner müssen sich vor ihnen vorsehen. Moraxx brachte mit der dunklen Magie aber auch ein Wesen zurück in unsere Welt, das in jenseitige Sphären verbannt worden war, eine Kreatur, die sich zwar mit der Magie der Maladran rufen, aber nicht bändigen lässt. Ich spreche von Ghool, dem bereits erwähnten Verderber des Schicksals.
    Einst kämpften die Ersten Götter zusammen mit den Elben unter König Elbanador gegen Ghool und seine Dämonenhorden am Berg Tablanor.

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