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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nicht mächtig gewesen.
    Arvan trug Beschützer auf dem Rücken, und das Gewicht des Schwerts zog ihn zusätzlich in die Tiefe. Aber er wollte die Waffe um keinen Preis aufgeben. So versuchte er sich prustend über Wasser zu halten.
    Zalea warf ihm das Ende des Taus zu, an dem der Waldriese das Boot gezogen hatte, bevor er getötet worden war. Arvan griff danach, bekam es zu fassen und zog sich daran auf das Boot zu.
    In der Zwischenzeit hatte der grelle Lichtstrahl Lirandil wieder freigegeben. Der Elb war benommen und drohte über Bord zu kippen, aber Neldo hielt ihn fest. Kurz hatte er gezögert, denn er hatte ja gesehen, wie es Arvan ergangen war, doch dann griff er beherzt zu.
    Lirandil rieb sich mit der flachen Hand übers Gesicht, so als müsste er sich von etwas befreien.
    » Was ist mit Euch geschehen?«, fragte Neldo besorgt.
    » Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste«, murmelte Lirandil, der offenbar noch immer verwirrt und geschwächt war. Er schloss die Augen und berührte seine Schläfen mit Daumen und Zeigefinger beider Hände. Als er die Augen wieder öffnete, leuchteten sie für einen Moment auf die gleiche Weise wie die der schwebenden Gestalten im Nebel.
    » Sie werden uns helfen«, sagte Lirandil. » Zumindest habe ich ihre Gedankenbotschaft so verstanden.«
    Inzwischen hatte Arvan das Boot erreicht. Zalea und Borro zogen ihn an Bord, was sich als schwierig erwies, weil das Boot dabei erheblich ins Schwanken geriet.
    Als Arvan aus dem Wasser war, überprüfte er als Erstes, ob von den Dingen, die er an seinem Gürtel trug, noch alles vorhanden war.
    Lirandil begann inzwischen das Segel und den Quermast hochzuziehen. » Wir sollen mit dem Wind fahren«, erklärte er. » So lautete die Botschaft der Luftgeister.«
    » Mit welchem Wind?«, fragte Neldo irritiert, der dem Elb zur Hand gehen wollte. Allerdings behinderte er Lirandil mehr, als dass er ihm eine Hilfe war, denn wie ein Segel aufzutakeln war, davon verstand er nichts.
    » Der, der bald kommen wird«, erklärte Lirandil. » Und bis dahin sollten wir das Segel klar haben.«
    Die schwebenden Gestalten verblassten nach und nach. Ihr unverständliches Murmeln verklang, und selbst der offenbar durch starke Magie erzeugte Nebel löste sich auf.
    Die Sonne stand nun an einem wolkenlosen Himmel, und leichter Wind kam auf. Lirandil hatte inzwischen den Quermast mit dem Segel hochgetakelt, während ihm die anderen voller Bewunderung und Erstaunen zugesehen hatten, und er hielt das Ruder, während das Boot Fahrt aufnahm.
    In den nächsten Stunden wirkte der Elb ziemlich in sich gekehrt. Gedankenverloren starrte er vor sich hin. Arvan schrieb das der Begegnung mit den Luftgeistern zu. Das, was sie mit Lirandil gemacht hatten, schien jener Geistverschmelzung sehr ähnlich zu sein, die der Fährtensucher mit ihm durchgeführt hatte.
    Arvan fröstelte in seinen nassen Sachen, aber er hatte nichts zum Wechseln dabei, und außerdem fühlte er bereits, wie die Strahlen der Sonne seine Kleidung zu trocknen begannen. Er nahm den Riemen mit der Schwertscheide von den Schultern und zog das Wams aus, um es in der Sonne auszubreiten, damit es noch etwas schneller trocknete.
    Einige Zeit später tauchte am Horizont das grüne Band der Küste auf. Der Wind trieb das Boot geradewegs darauf zu. Schließlich wurden Einzelheiten erkennbar, Riesenbäume und das Unterholz der Uferbewaldung. Ebenso wie bei Zobos Anlegestelle standen manche der Riesenbäume halb im Wasser, und ihre Wurzeln reichten zum Teil eine Viertelmeile als gut sichtbare Landzungen in den See.
    » Die Küstenlandstriche am Langen See sehen offensichtlich alle gleich aus«, meinte Arvan. » Wer weiß, vielleicht sind wir sogar dorthin zurückgekehrt, von wo wir aufgebrochen sind.«
    » Nein, ganz sicher nicht«, widersprach Lirandil. » Für den oberflächlichen Blick eines Menschen mag die Küste keine Unterschiede aufweisen, aber nicht für den meinen.«
    » Nun, falls Ihr einzelne Bäume wiederzuerkennen vermögt, besteht natürlich Hoffnung für uns«, äußerte Borro mit leichtem Spott.
    » Du bist ein Halbling, lebst im Wald, nennst einen Baum deine Heimat, den man nach Sitte eures Volkes möglichst niemals verlassen sollte– und du bist nicht in der Lage, einzelne Bäume wiederzuerkennen?« Lirandil tat verwundert. » Schande über dich, Borrovaldogar .«
    » Woher kennt Ihr meinen wahren Namen?«
    » Meinem Volk wird nachgesagt, sehr gute Ohren zu haben«, antwortete Lirandil. » Und

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