Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
die ganze Zeit über, da sie sich dem Hof des Waldkönigs genähert hatten, beharrlich geschwiegen. Arvan nahm an, dass der Elb angestrengt den Geräuschen und Stimmen gelauscht hatte, die von den Schiffen, dem Hafen und der den Waldkönigshof umgebenden Stadt über das Wasser an seine feinen Ohren gedrungen waren. Vielleicht hatte er gehofft, auf diese Weise schon frühzeitig Neuigkeiten zu erfahren, die im Hinblick auf ihre Mission wichtig waren.
    Arvan spürte in solchen Momenten, dass es besser war, den Fährtensucher nicht anzusprechen. Manchmal musste man Geduld mit ihm haben, machte er sich klar. Auch wenn Lirandil unzählige Jahre unter Menschen und anderen kurzlebigen Völkern verbracht hatte, blieb er von seiner ganzen Art her doch ein Elb. Ein Geschöpf, von dem niemand wusste, wie alt es eigentlich werden konnte, und das daher einen vollkommen anderen Bezug zur Zeit hatte.
    Irgendwann, so dachte Arvan nun schaudernd, während er den großen Turm betrachtete, werden wir alle und selbst die Generationen währende Mission, auf der er sich befindet, für Lirandil nur noch eine flüchtige Erinnerung sein, ein winziger Moment in einem Meer von Eindrücken und Erlebnissen.
    Doch da erreichte ihn ein Gedanke des Fährtensuchers. Keine Sorge, Arvan. Wenn wir nicht alle im Sturm der kommenden Ereignisse untergehen, wird die Erinnerung bewahrt bleiben.
    » Wir werden uns voll und ganz auf unsere Aufgabe konzentrieren müssen«, erklärte Lirandil dann laut, » und alle anderen Gedanken solltet ihr zurückstellen. Und da ihr euch entschlossen habt, mich zu begleiten, ist das keine Bitte, sondern ein Befehl. Habt ihr das verstanden?«
    Die Halblinge murmelten eine Zustimmung, irritiert darüber, dass Lirandil sie so unvermittelt auf diese Weise ansprach.
    » Ihr werdet mich tatkräftig unterstützen müssen«, fuhr der Elb fort. » Auf welche Weise, wird sich noch zeigen.«
    » Das ist selbstverständlich, werter Lirandil«, versicherte Arvan. » Deswegen sind wir ja mit Euch gekommen.«
    » Gut.« Der Fährtensucher nickte. » Ich wollte das nur noch einmal klarstellen, und zwar bevor es unangenehm wird und wir auf scheinbar unüberwindliche Schwierigkeiten und Gefahren treffen.«
    » Heißt das, Ihr habt inzwischen erkannt, dass wir auf dieser Mission von Nutzen für Euch sein können?«, fragte Borro.
    Lirandil würdigte ihn keines Blickes, während er antwortete: » Es heißt, was ich gesagt habe. Und ich denke, meine Worte waren deutlich genug.«
    Sie machten das Boot an einer der Anlegestellen fest. Lirandil verkaufte es gleich für ein paar Münzen an einen der Hafenbediensteten. Arvan war erstaunt, wie schnell sich die beiden handelseinig wurden.
    » Er wird es für den doppelten Preis weiterverkaufen«, erklärte Lirandil, während sie den eigentlichen Hafenbereich verließen und an den unzähligen Ständen von Händlern und Marktschreiern vorbeidrängten. Die Rufe von Elefantentreibern gellten durch die Straßen und Gassen. Oft konnten ihre gewaltigen Lasttiere ihren Weg erst fortsetzen, wenn sie sich mit einem durchdringenden Trompeten Platz verschafft hatten. Eselskarren und Pferdewagen drängten sich ebenfalls vom Hafen zum Turm und wieder zurück, und einige Händler schoben ihre Handkarren vor sich her, während ihnen gezähmte Erdhühner, die wohl einem Händler entwischt waren, zwischen den Beinen herumliefen.
    Auf einem großen Podest kämpfte ein Oger gegen einen Waldriesen. Der grünhäutige und sehr kräftige Oger, gegen den jeder Mensch, Elb oder sogar Ork schmächtig und schwächlich gewirkt hätte, sah gegen den Waldriesen wie ein Winzling aus. Dafür war er aber schneller und wendiger und wich den schaufelartigen Händen, die nach ihm griffen, immer wieder geschickt aus.
    Es war ein Ringkampf. Beide hatten sie nur die Waffen zur Verfügung, die ihnen die Natur mitgegeben hatte– Kraft, Klugheit und Geschicklichkeit. Dass diese Gaben zwischen beiden Kontrahenten recht unterschiedlich verteilt waren, machte für die johlende Zuschauermenge offenbar den Reiz an diesem Kampf aus. Auch Arvan konnte sich von dem Anblick gar nicht lösen.
    Der Waldriese machte einen stampfenden Ausfallschritt, versuchte zum wiederholten Mal, den Oger zu fassen, doch der wich aus, griff dann nach einem Finger des Gegners und nutzte die enorme Kraft seines Widersachers aus, um diesen zu Fall zu bringen. Krachend ging der Waldriese auf die Bretter. Einige der Zuschauer freuten sich, offenbar hatten sie ihren

Weitere Kostenlose Bücher