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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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würdest du nicht mehr dazugehören«, stellte Zalea fest.
    » Habe ich denn je dazugehört?«, fragte Arvan nachdenklich und mehr an sich selbst gerichtet.
    » Für mich schon«, erklärte Zalea mit sehr ernstem Gesicht.
    Ein Moment des Schweigens folgte, in dem außer den Geräuschen des Windes, dem Schlagen des Segels und dem Plätschern des Wassers, das vom Rumpf des Bootes verdrängt wurde, nichts zu hören war.
    » Ja, es ist wirklich eigenartig«, gab Arvan nach einer Weile zu. » Ich wollte immer dazugehören und so sein wie die anderen. Aber man hat mir immer gesagt, dass ich anders sei, obwohl ich das nicht so empfand. Jetzt, da ich mehr über meine Wurzeln erfahren habe und auch spüre, wie sehr ich mich von denjenigen unterscheide, unter denen ich aufgewachsen bin, sagt man mir auf einmal, ich würde dazugehören.« Er sah Zalea an. » Das ist schon leicht verwirrend für mich.«
    » Letztlich entscheidet jeder selbst, wohin er gehört, Arvan.«
    » Ich weiß nicht, ob ich dem zustimmen kann.«
    » Vielleicht geht es dir wie Brado dem Flüchter, und du musst erst eine weite Reise hinter dich bringen, um zu erkennen, wo dein Platz wirklich ist.«
    Doch Arvan schüttelte den Kopf. » Nein, ich glaube nicht, dass Brado der Flüchter mein Vorbild sein sollte.«
    » Hast du ein besseres?«
    » Nein, das nicht. Im Moment kenne ich nicht einmal mich selbst. Das Wenige, das ich über mich erfahren habe, hat mich mehr verwirrt als sonst irgendwas.«
    » Das wird sich ändern«, mischte sich Lirandil ein. » Auch wenn bis dahin noch einiges Wasser den Elbenfluss hinabfließen wird, wie man bei uns zu sagen pflegt.«
    Arvan begegnete Lirandils Blick. » Erzählt mir von Carabor, werter Lirandil. Erzählt mir alles, was Ihr über die Stadt wisst. Und erzählt mir außerdem alles, was Ihr über das Haus Aradis gehört habt.«
    » Ich habe dir schon einiges darüber erzählt«, wich der Elb aus.
    » Nicht genug.«
    » Genug für den Moment, Arvan. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.«
    » Aber…«
    » Du hast dich freiwillig auf diese Reise begeben, Arvan. Und damit hast du auch akzeptiert, dass du mir folgst und nicht umgekehrt. Wir werden auch nach Carabor gelangen, sobald wir im Norden unsere Aufgaben erledigt haben. Bis dahin wirst du auch bereit dafür sein, dich deiner Vergangenheit zu stellen.«
    Arvan wusste, dass er Lirandil im Moment nicht dazu würde bewegen können, ihm Rede und Antwort zu stehen, obwohl es bestimmt noch vieles gab, was der Elb durch die Geistverschmelzung über ihn erfahren hatte. Dinge, die bisher unausgesprochen waren.

Am Hof des Waldkönigs
    Als sie den Hafen erreichten, der zum Hof des Waldkönigs gehörte, kamen ihnen von dort mehrere der großen Transportschiffe entgegen, mit denen Haraban zurzeit seine Söldner zum Ostufer des Langen Sees schickte, um dort gegen die eindringenden Orks zu Felde zu ziehen.
    Im Hafenbecken mussten die Schiffe gerudert werden. Die Rudermannschaften bestanden jedoch nicht aus Söldnern, sondern aus besonders geschulten Männern, die es gewohnt waren, auf die Signale eines Hornbläsers hin koordinierte Manöver zu fahren. So kamen zu der eigentlichen Besatzung, den Bedienungsmannschaften der Katapulte, den Söldnertruppen mit ihren Kriegselefanten noch bis zu zweihundert Ruderer hinzu.
    Arvan und seine Gefährten mussten ihr Boot ebenfalls durch die Hafeneinfahrt rudern. Zudem mussten sie sich möglichst von den großen Kriegsschiffen fernhalten, um nicht in den Sog ihrer Bugwellen zu geraten. Arvan vermochte sich allerdings kaum auf das Rudern zu konzentrieren, und den Halblingen ging es ebenso. Zu eindrucksvoll war der Hof des Waldkönigs, den sie alle– bis auf Lirandil– nur aus sagenhaften Erzählungen kannten. Die imposanten Gebäude waren gewiss größer als viele Städte und vollkommen aus Holz errichtet.
    Lirandil streckte den Arm aus und deutete auf den gewaltigen, in Blockbauweise aus den Stämmen von Riesenbäumen errichteten Turm. Selbst ein Wohn- oder Herdenbaum wirkte winzig im Vergleich zu diesem Bauwerk. Schon Meilen, bevor sie den Hafen erreicht hatten, war er zu sehen gewesen, denn er überragte die Riesenbäume der benachbarten Wälder um einiges.
    » Der Turm hat die Grundform eines Sechsecks, eines Hexagons«, sagte Lirandil. » Einen zweiten Turm wie ihn gibt es in ganz Athranor nicht. Er ist zugleich eine eigene Festung.«
    Bisher hatte sich Lirandil auch auf Nachfragen hin nicht zu diesem Turm geäußert, sondern

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